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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur
Autoren: Annie Sanders
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Verabredung steht. Wir sehen uns später.»Sie klebte den Zettel sorgfältig in ihren Kalender. Darauf stand: «Ed Bescheid geben, dass er Simon absagt.»
     
    Nachdem sie den kleinen André zu seiner Fellfärbung gebracht und die Farbmuster in der Ellerton Road abgegeben hatte, parkte Flick ihren Wagen vor der Hausnummer vierunddreißig. Das war das einzig Gute an Mrs   Halliman: Vor ihrem Haus fand man in der Regel immer einen Parkplatz. Doch war andererseits fraglich,
weshalb
hier überhaupt jemand parken wollte. Die Straße wurde auf der einen Seite von eintönigen Reihenhäusern gesäumt, die es in diesem Teil des Londoner Südens für einen Apfel und ein Ei zu kaufen gab. Die Monotonie wurde hin und wieder von Flachdachbauten unterbrochen, die jene Baulücken füllten, die die Kriegsbomben ins Gebiss der Stadt gesprengt hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Stück Brachland, das von der Stadtverwaltung großmütig zum Park ernannt worden war, das jedoch vielmehr einer Hundetoilette glich. Erstaunlicherweise wuchsen vereinzelt Bäume auf dem vertrockneten, öden Grasland, das flächendeckend mit Müll übersät war.
    Flick seufzte und stieg aus dem Wagen. Sie zog ihren Mantel enger, um sich gegen den Wind zu schützen, und griff nach ihrer Tasche auf der Rückbank. Mrs   Halliman war eine der ersten Kundinnen gewesen, die vor vier Jahren die Dienste der Full-Service-Agentur in Anspruch genommen hatte, nachdem sie auf die Anzeige in der Lokalzeitung gestoßen war, die Flick und Georgie geschaltet hatten. Die beiden Partnerinnen hatten es damals nicht gewagt, ihren Auftrag abzulehnen, allerdings hätte ihnen bereits der Geruch, der von Mrs   Halliman ausging, eine Warnung sein sollen. Zwei ihrer Reinigungstrupps hatten sich schlichtweg geweigert, den Frühjahrsputz in Mrs   Hallimans Haus zu übernehmen. Und schließlich hatten Georgie und Flick sich selbst die Putzhandschuheüberstreifen und das Haus mit einer Wäscheklammer auf der Nase betreten müssen. Doch das war nur ein Mal vorgekommen. Mittlerweile erledigten sie nicht mehr viel für Mrs   Halliman, außer ihr den Klempner zu schicken und die Katze zu füttern, während ihre Besitzerin die jährliche Busreise nach Spanien machte. Flick faszinierte immer wieder, wie unglaublich unterschiedlich ihre Kundinnen waren. Die Kundenliste umfasste alle sozialen Schichten – von Menschen, die in ihren Jobs einen Bonus nach dem nächsten kassierten und sich persönliche Fitnesstrainer leisten konnten, bis hin zu Frauen wie Mrs   H., die schon immer in diesem Teil Londons zu Hause gewesen waren und zusehen mussten, wie das Geld der Neureichen die Immobilienpreise zum Explodieren gebracht hatte.
    Flick zog den Schlüssel aus ihrer Tasche – sie waren nummeriert und niemals mit dem Namen der Kundin versehen   –, steckte ihn langsam ins Schloss und erschrak fast zu Tode, als ihr Mrs   Hallimans fuchsbraune Katze miauend um die Beine strich. «Zieh Leine», befahl Flick, während sie versuchte, das Tier abzuschütteln. «Los, du flohbesetzter Mopp!» Die Katze maunzte und glitt vor Flick durch die geöffnete Haustür.
    Flick mochte Katzen, doch dieses Exemplar war selbst ihr zu viel. Der Gestank in diesem Haus brachte sie jedes Mal zum Würgen – eine schwer zu beschreibende Mischung aus Katzenurin, Essen und abgestandener Luft. Wie konnte ein Mensch das nur ertragen? Merkte die gute Frau denn nichts davon? «Also, wo ist dein dämliches Futter, du schmuddeliges Vieh?», gurrte sie der Katze zu, die mittlerweile wie verrückt miaute. Flick bahnte sich einen Weg durch den engen Flur, in dem sich Zeitungen und Kartons stapelten, als sie plötzlich an einem Fahrradreifen hängen blieb, der hinter einem langen Mantel verborgen gewesen war, und kopfüber in die Küche stürzte, wo sie den Fressnapf der Katze mit erstaunlicher Präzision unter die Spüle kickte. Die Spüle selbst stand vollerschmutziger Teller, und auf dem Trockengestell daneben befanden sich weitere Stapel. Es sah eher danach aus, als sei Mrs   Halliman verstorben und nicht in den Urlaub gefahren.
    «Großer Gott! Georgie, du schuldest mir einen großen Gefallen.» Flick ging in die Hocke, um den Napf hervorzuziehen. «Das nächste Mal, meine Liebe, bist du an der Reihe.»
    Dankenswerterweise fraß die Katze Trockenfutter. In dieser widerlichen Küche eine Dose mit übelriechendem Fleisch öffnen zu müssen wäre einfach zu viel gewesen. Flick hielt die Luft trotzdem an,
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