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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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hatte. In ein Leben, das er aufgegeben hatte zum Gedenken an eine Ehefrau, deren moralische Grundsätze unerschütterlich gewesen waren. Außerdem waren Michaels körperliche Fähigkeiten eingerostet, und sein Verstand war nicht mehr so scharf wie früher. Und Genevieve bat ihn ja nicht nur darum, ein Gemälde zu stehlen – er sollte obendrein dafür sorgen, dass es nie wieder in den Besitz ihres Sohnes gelangen konnte, indem er das Kunstwerk vernichtete …
    Drei Tage später griff Michael zum Telefon, um die Sache zu besprechen und Genevieve den gleichen seelischen Beistand zukommen zu lassen, den sie ihm hatte zuteilwerden lassen. Seine höfliche Absage wollte er sich für den Schluss aufheben. Sie hatte ihn gebeten, in eine Kunstgalerie einzubrechen, die nur auf dem schwarzen Markt existierte. Doch selbst wenn es ihm gelang, diese Galerie ausfindig zu machen – es würde fast unmöglich sein, dort einzudringen.
    Doch Genevieves Telefon war nicht mehr angeschlossen. Sofort rief Michael bei Simon an.
    Er brauchte dessen Worte gar nicht zu hören. Es war der Klang in der Stimme seines Freundes, der alles sagte.
    Genevieve war tot.
    Die Firma Belange war eine Legende in der Kunstsammlerszene. Ein Unternehmen, das mit Schwarzmarkt-, Graumarkt- und gar nicht auf dem Markt befindlicher Ware für den gehobenen Geschmack und Geldbeutel handelte. Gemälde und Skulpturen, Juwelen und Antiquitäten. Kostbare Stücke, von denen man glaubte, sie existierten nicht mehr.
    »Belange« war der Deckname von Killian McShane. Sein Unternehmen war ein Einmannbetrieb. Seine zehn Filialen in der Schweiz und in Amsterdam waren elegante Geschäftshäuser, deren Mieter vorwiegend für die Finanzwelt tätig waren. McShane hatte in jedem Haus ein Büro im Kellergeschoss, besuchte jede Filiale aber nur zweimal im Jahr. Er fungierte als Schleichhändler von Kunstschätzen, die als verschollen galten, und erhob auf seine Transaktionen eine Gebühr von 15 Prozent. Die Geheimhaltung, zu der er sich verpflichtete, wurde nur noch übertroffen von seinen Sicherheitsvorkehrungen.
    Auch in der Rue de Fleur 24 waren die Sicherheitseinrichtungen hochkarätig. Rund um die Uhr standen drei Männer Wache – am Haupteingang, in der Lobby und auf dem Dach. Diese Männer waren keine Schlägertypen, die vom Bodyguard bis zum Rausschmeißer sämtliche Jobs übernahmen, solange man sie dafür bezahlte – sie waren Topleute. McShane beschäftigte ausschließlich Männer, die früher im Dienst der Militärpolizei gestanden hatten, professionell geschult waren und über die erforderlichen Fähigkeiten verfügten, bei seinen Transaktionen den besten Schutz zu gewähren. Die Männer wurden nur eingestellt, wenn sie über zwei große Talente verfügten, Zielerkennung und Treffsicherheit, und sie waren angewiesen, nicht zu zögern, ihre Fähigkeiten einzusetzen, wenn sie es für erforderlich hielten.
    Auch die elektronischen Sicherheitsanlagen waren auf dem neuesten Stand. Jedes Kunstobjekt, das den Besitzer wechseln sollte, wurde unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen in das neutrale Gebäude geschafft und in einem vollklimatisierten Kellerraum ausgestellt, wo es begutachtet werden konnte, ehe die Verhandlungen begannen. Keiner von McShanes Verhandlungspartnern wusste um die Identität der anderen Partei, denn McShane blieb stets anonym und arbeitete durch Mittelsmänner. Die Zahlung erfolgte grundsätzlich über Inhaberpapiere, wodurch unangenehme Datenspuren wie beim Bankverkehr vermieden wurden. Die Inhaberpapiere wurden ausgeliefert und vierundzwanzig Stunden festgehalten, um ihre Gültigkeit zu überprüfen. Nach Ablauf dieser Frist wurden die Gelder und das Kunstwerk der jeweiligen Partei überlassen, ohne dass es einen Beweis gab, dass die Transaktion überhaupt stattgefunden hatte.
    Das sexuelle Feuerwerk begann wie geplant – die perfekte Ablenkung, die den Blick auch des unerschütterlichsten Wachmanns von seiner Pflicht weglockte. Auf dem angrenzenden Dachgarten eine Etage tiefer trafen zwei Damen des horizontalen Gewerbes in Begleitung eines zwanzigjährigen Studenten ein. Ohne Rücksicht auf die kalte Nacht zogen sie ihre Pelzmäntel aus und enthüllten ihre nackten, vollkommenen Körper. Sie schalteten einen Gettoblaster ein, aus der Techno dröhnte, und zogen dann eine Show ab für den einsamen Voyeur, der auf dem zugigen Dach auf der anderen Seite der Gasse auf Posten stand.
    Ohne dass der abgelenkte Wachmann es bemerkte, glitt Michael über
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