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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber
Autoren: Roger Zelazny
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wirst du dich dann deiner kleinen Schwester Florimel erinnern?«
    »Ja«, sagte ich und erkannte zugleich, daß sie so hieß. »Ja, ich werde an dich denken.«
    »Danke. Ich werde Eric nur das Wesentliche mitteilen und Bleys überhaupt nicht erwähnen – und auch nicht meine neuesten Vermutungen.«
    »Vielen Dank, Flora.«
    »Aber ich traue dir kein bißchen«, fügte sie hinzu. »Daran solltest du auch denken.«
    »Das ist selbstverständlich.«
    Dann rief sie das Mädchen, das mir ein Zimmer zeigen sollte, und ich zog mich mühsam aus, sank ins Bett und schlief elf Stunden lang.
     

3
    Am nächsten Morgen war sie fort, ohne eine Nachricht hinterlassen zu haben. Das Mädchen setzte mir das Frühstück in der Küche vor und zog sich zurück, um ihren Hausmädchenpflichten nachzukommen. Ich hatte den Impuls unterdrückt, die Frau auszuhorchen, da sie die Dinge, die ich wissen wollte, entweder nicht verraten würde oder vielleicht gar nicht über sie informiert war. Außerdem hätte sie den Versuch sicher Flora gemeldet. Da ich mich anscheinend im Haus frei bewegen konnte, beschloß ich statt dessen in die Bibliothek zurückzukehren. Vielleicht konnte ich dort etwas in Erfahrung bringen. Außerdem mag ich Bibliotheken. Wände aus schönen und weisen Worten ringsum geben mir ein Gefühl der Behaglichkeit und Sicherheit. Mir ist immer viel wohler, wenn ich sehe, daß es etwas gibt, mit dem sich die Schatten zurückdrängen lassen.
    Donner und Blitz – oder einer ihrer Verwandten – erschien von irgendwoher und folgte mir mit steifen Beinen durch den Flur und beschnüffelte meine Fährte. Ich versuchte mich mit ihm anzufreunden, aber dabei war mir, als spräche ich mit einem Motorradpolizisten, der mich eben angehalten hatte. Unterwegs warf ich einen Blick in einige andere Zimmer, die einfach nur Zimmer waren, ganz normal.
    Ich betrat also die Bibliothek, wo mir noch immer Afrika entgegenblickte. Ich schloß hinter mir die Tür, um die Hunde draußenzuhalten, und schlenderte durch den Raum, während ich die Titel auf den Regalen las.
    Geschichtsbücher waren besonders zahlreich vertreten. Sie schienen in ihrer Sammlung zu überwiegen. Daneben entdeckte ich zahlreiche Kunstbücher der großformatigen, teuren Sorte und blätterte einige durch. Ich kann am besten nachdenken, wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige.
    Ich fragte mich, woher Floras Reichtum stammte. Wenn wir verwandt waren, bedeutete das, daß ich irgendwo auch über ausreichende Mittel verfügte? Ich dachte über meinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status, über meinen Beruf und meine Herkunft nach. Ich hatte das Gefühl, daß ich mir um Geld keine Sorgen machte und daß es immer genug Vermögen oder Verdienstmöglichkeiten gegeben hatte, um mich zufriedenzustellen. Besaß ich ein großes Haus wie dieses? Ich wußte es nicht mehr.
    Welchen Beruf übte ich aus?
    Ich saß hinter ihrem Tisch und durchforschte mein Gehirn nach besonderen Kenntnissen. Es ist schwierig, sich selbst auf diese Weise zu erkunden, als Fremden. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nichts zu finden vermochte. Was zu einem Menschen gehört, gehört eben ihm, ist ein Teil von ihm und scheint einfach dorthin zu gehören, ins Innere. Das ist alles.
    Arzt? Der Gedanke kam mir, während ich einige anatomische Zeichnungen Leonardos betrachtete. Fast automatisch war ich im Geiste die Etappen verschiedener chirurgischer Operationen durchgegangen. Ich erkannte, daß ich schon Operationen an Menschen durchgeführt hatte.
    Aber das Bild stimmte noch nicht ganz. Mir war klar, daß ich eine medizinische Ausbildung hatte, die aber zu etwas anderem gehörte. Irgendwie war mir bewußt, daß ich kein praktizierender Chirurg war. Aber was dann? Was spielte da noch hinein?
    Etwas lenkte meinen Blick auf sich.
    Vom Tisch aus vermochte ich die gegenüberliegende Wand zu überschauen, an der unter anderem ein antiker Kavalleriesäbel hing, den ich bei meinem ersten Rundgang durch den Raum übersehen hatte. Ich stand auf, ging hinüber und nahm die Waffe von den Haken.
    Im Geiste schüttelte ich den Kopf über den Zustand des Säbels. Ich wünschte mir Öllappen und Wetzstein, um die Waffe so aufzubereiten, wie es sich gehörte. Ich kannte mich mit antiken Waffen aus, besonders mit Hiebwaffen.
    Der Säbel fühlte sich leicht und nützlich an, ich hatte das Gefühl, daß ich damit einiges anstellen konnte. Ich schlug
en garde,
parierte und hieb ein paarmal zu. Ja, ich konnte mit dem Ding
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