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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Autoren: Roger Zelazny
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verraten würde oder vielleicht gar nicht über sie informiert war. Außerdem hätte sie den Versuch sicher Flora gemeldet. Da ich mich anscheinend im Haus frei bewegen konnte, beschloß ich statt dessen in die Bibliothek zurückzukehren. Vielleicht konnte ich dort etwas in Erfahrung bringen. Außerdem mag ich Bibliotheken. Wände aus schönen und weisen Worten ringsum geben mir ein Gefühl der Behaglichkeit und Sicherheit. Mir ist immer viel wohler, wenn ich sehe, daß es etwas gibt, mit dem sich die Schatten zurückdrängen lassen.
    Donner und Blitz – oder einer ihrer Verwandten – erschien von irgendwoher und folgte mir mit steifen Beinen durch den Flur und beschnüffelte meine Fährte. Ich versuchte mich mit ihm anzufreunden, aber dabei war mir, als spräche ich mit einem Motorradpolizisten, der mich eben angehalten hatte. Unterwegs warf ich einen Blick in einige andere Zimmer, die einfach nur Zimmer waren, ganz normal.
    Ich betrat also die Bibliothek, wo mir noch immer Afrika entgegenblickte. Ich schloß hinter mir die Tür, um die Hunde draußenzuhalten, und schlenderte durch den Raum, während ich die Titel auf den Regalen las.
    Geschichtsbücher waren besonders zahlreich vertreten. Sie schienen in ihrer Sammlung zu überwiegen. Daneben entdeckte ich zahlreiche Kunstbücher der großformatigen, teuren Sorte und blätterte einige durch. Ich kann am besten nachdenken, wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige.
    Ich fragte mich, woher Floras Reichtum stammte. Wenn wir verwandt waren, bedeutete das, daß ich irgendwo auch über ausreichende Mittel verfügte? Ich dachte über meinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status, über meinen Beruf und meine Herkunft nach. Ich hatte das Gefühl, daß ich mir um Geld keine Sorgen machte und daß es immer genug Vermögen oder Verdienstmöglichkeiten gegeben hatte, um mich zufriedenzustellen. Besaß ich ein großes Haus wie dieses? Ich wußte es nicht mehr.
    Welchen Beruf übte ich aus?
    Ich saß hinter ihrem Tisch und durchforschte mein Gehirn nach besonderen Kenntnissen. Es ist schwierig, sich selbst auf diese Weise zu erkunden, als Fremden. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nichts zu finden vermochte. Was zu einem Menschen gehört, gehört eben ihm, ist ein Teil von ihm und scheint einfach dorthin zu gehören, ins Innere. Das ist alles.
    Arzt? Der Gedanke kam mir, während ich einige anatomische Zeichnungen Leonardos betrachtete. Fast automatisch war ich im Geiste die Etappen verschiedener chirurgischer Operationen durchgegangen. Ich erkannte, daß ich schon Operationen an Menschen durchgeführt hatte.
    Aber das Bild stimmte noch nicht ganz. Mir war klar, daß ich eine medizinische Ausbildung hatte, die aber zu etwas anderem gehörte. Irgendwie war mir bewußt, daß ich kein praktizierender Chirurg war. Aber was dann? Was spielte da noch hinein?
    Etwas lenkte meinen Blick auf sich.
    Vom Tisch aus vermochte ich die gegenüberliegende Wand zu überschauen, an der unter anderem ein antiker Kavalleriesäbel hing, den ich bei meinem ersten Rundgang durch den Raum übersehen hatte. Ich stand auf, ging hinüber und nahm die Waffe von den Haken.
    Im Geiste schüttelte ich den Kopf über den Zustand des Säbels. Ich wünschte mir Öllappen und Wetzstein, um die Waffe so aufzubereiten, wie es sich gehörte. Ich kannte mich mit antiken Waffen aus, besonders mit Hiebwaffen.
    Der Säbel fühlte sich leicht und nützlich an, ich hatte das Gefühl, daß ich damit einiges anstellen konnte. Ich schlug
en garde,
parierte und hieb ein paarmal zu. Ja, ich konnte mit dem Ding umgehen.
    Was für eine Basis war das? Ich sah mich nach weiteren Gedächtnishilfen um.
    Da mir jedoch nichts anderes auffiel, hängte ich die Klinge wieder an die Wand und kehrte zum Tisch zurück. Als ich mich gesetzt hatte, beschloß ich, die Schubladen durchzusehen.
    Ich begann in der Mitte, arbeitete mich auf der linken Seite schubladenweise hoch und auf der anderen wieder hinab.
    Briefpapier, Umschläge, Briefmarken, Büroklammern, Bleistiftstümpfe, Gummibänder – die üblichen Sachen.
    Allerdings zog ich jede Schublade ganz heraus und nahm sie auf den Schoß, während ich den Inhalt untersuchte. Dahinter stand keine bewußte Absicht.
    Dieses Vorgehen gehörte vielmehr zu einer Ausbildung, die ich früher einmal erhalten hatte, eine Ausbildung, die mich veranlaßte, auch die Außenkanten und Unterseiten der Schubladen zu untersuchen.
    Eine Kleinigkeit entging mir fast, fiel mir dann aber doch
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