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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks
Autoren: Gert Prokop
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Salbe mal ausprobiert?«
    »Nein, Salbei ist tödlich für uns.«
    »Aber du weißt, wie sie wirkt?«
    »Keine Ahnung. Die Berichte waren äußerst verwirrend für unsere Leute. Ich weiß nur, daß man damals großen Erfolg mit der Salbe hatte, vor allem bei alten Damen wie dir. Deshalb dachte ich, daß ich dich damit erfreuen könnte. Nur, Emma, du mußt äußerst verschwiegen sein. In den Annalen heißt es, daß eure Obrigkeit jene alten Damen, nun…«
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    »Verbrannt hat? Als Hexen? Wolltest du das sagen?«
    »Ja, Emma.«
    »Weil sie die Salbe benutzten oder…«, Emma sah ihn scharf an, »weil sie von kleinen blauen Männchen erzählten?«
    Phti hob verlegen die Hände. »Darüber steht nichts in den Berichten.«
    »Nun«, sagte Emma, »es ist nicht mehr üblich, Hexen zu verbrennen, aber ich werde trotzdem niemandem etwas davon erzählen.«
    »Aber es ist dir bekommen?« erkundigte sich Phti.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht, als du heute früh nicht im Zimmer warst.«
    »Warum hast du nicht nachgesehen? Ich lag im Bett.«
    »Es macht uns erhebliche Mühe, durch Holz oder Stein zu dringen«, erklärte Phti, »spätestens heute abend jedoch wäre ich gekommen.«
    »Danke schön«, sagte Emma gerührt. »Höre mal, Phti, könntest du mich wieder jung machen?«
    Phti nickte. »Aber erst bei unserer Abreise. Du verstehst, wir wollen jedes Aufsehen vermeiden.
    Wenn du weiter so nett zu uns bist, erfüllen wir all deine Wünsche. Natürlich werden wir auch Pussy wieder umwandeln.«
    Erst jetzt fiel Emma auf, daß sie die Katze heute noch nicht gesehen hatte. »Wo ist Pussy?«
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    »Dort.« Phti zeigte verlegen auf eine wunderschö-
    ne weißbraune Muschel in der Schrankwand. »Es mußte sein, Emma, sie schnappt nach uns. Aber es ist nur vorübergehend.«
    Emma fühlte sich auch in den nächsten Tagen
    noch recht schlapp. Die meiste Zeit dämmerte sie im Sessel vor sich hin.
    Und schwelgte in Erinnerungen. Wenn sie die
    blauen Männchen erblickte, winkte sie mit den Fingern, und die Männchen grüßten mit den Rüsseln zurück. Am Freitag servierte Emma wieder Eigelb, und als sie ihr Sonntagessen kochte, dachte sie, daß Stampfkartoffeln vielleicht auch für ihre Gäste ein Leckerbissen sein könnten. Als die Männchen am Abend kamen, hatte sie den Tisch gedeckt.
    Phti erkundigte sich überrascht, was Emma da für sie hingestellt habe; nachdem sie es ihm erklärt hatte, steckte er eine winzige Probe in ein Kästchen, das er hinter seinem Rücken hervorzog Emma fragte sich einmal mehr, ob das Blaue nun eine Haut oder ein Schutzanzug sei –, kostete dann vorsichtig und winkte schließlich die anderen herbei. Bald erfüllte ge-nüßliches Schmatzen den Raum; Emma schien es sogar, als ob sie kleine Rülpser vernahm. Dieses Mal verwandelte Phti einen Klecks Kartoffelbrei in Geldstücke.
    »Ich glaube, so etwas braucht man bei euch, um zu Dingen zu kommen«, erklärte er. »Du sollst unseret-30
    wegen nicht Not leiden.«
    Emma nahm verwirrt eine der Münzen in die
    Hand. Ein Goldstück! Mit der Jahreszahl 1284; auf der einen Seite Christus, umgeben von Lichtstrahlen, auf der anderen ein kniender Mann und ein zweiter mit Heiligenschein, der dem Knienden eine Fahne übergibt. Am nächsten Tag suchte sie den Antiquitä-
    tenladen in der Hauptstraße auf. Sie besäße ein altes Erbstück und wolle gerne wissen, wieviel es wert sei.
    »Eine venezianische Zechine«, sagte der Händler andachtsvoll. »Sogar eine der ersten Prägung. Und münzfrisch.
    Wollen Sie sie verkaufen?«
    »Wieviel ist die Münze wert?« fragte Emma zu-rück.
    »Da muß ich mich erst erkundigen. Derartige
    Stücke werden kaum noch angeboten.«
    »Na, so ungefähr werden Sie es doch wissen«, meinte Emma.
    »Hundert Mark, tausend?«
    »Mindestens zehntausend, meine Dame.«
    Emma nahm ihm die Münze aus der Hand und
    ging in das nächste Cafe. Sie bestellte einen Ananas-Eisbecher mit einer doppelten Portion Sahne, Mokka und französischen Cognac.
    Nun war sie also reich. Und wenn die Männchen sie eines Tages verließen, würden sie sie verjüngt zurücklassen. Jung und schön. Wie die Bardot, dach-31
    te sie, genauso wollte sie dann aussehen. Wie die Bardot mit zwanzig Jahren, versteht sich. Und Phti würde ihr gewiß noch mehr Schätze herbeizaubern.
    Wie hatte er gesagt: alle deine Wünsche.
    Tausend Sachen schossen Emma durch den Kopf, all die unerfüllt gebliebenen Wunschträume ihres Lebens. Sollte sie Phti bitten, Pussy in einen bildschönen,
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