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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Oberschenkels verlassen, als er mein Handgelenk packte und es verdrehte. Zwar war ich stark, sogar nahezu unbesiegbar, aber bei dieser Bewegung konnte ich die Hand nicht geschlossen halten. Das Messer fiel klirrend auf den Fußweg.
    Zuerst bekam ich Panik. Ich dachte, ich wäre zu nah an ihm dran, um gegen ihn zu kämpfen, zumal meine Hose unten auf meinen Knöcheln hing. Dann aber machte meine freie Hand eine flinke, kleine Bewegung, und er flog durch die Luft und prallte gegen die gegenüberliegende Wand, bevor er auf dem Boden aufkam. Da er ein Nephilim war, stand er jedoch sofort wieder auf.
    Ohne Zeit zu verschwenden, zog ich meine Jeans hoch und suchte nach der Waffe. Sie war verschwunden.
    »Suchst du das hier?« Mait hielt mein Messer in der einen und den Dolch, den sich Jimmy besorgt hatte, in der anderen Hand. »Zu den Kräften eines Sosye gehört, dass Dinge zu uns kommen, wenn wir sie rufen.«
    »Ist das wahr?« Ich streckte die Hand aus, und Jimmys Dolch flog über die kurze Entfernung zwischen ihm und mir. Ich pflückte ihn aus der Luft. »Etwa so?«
    Er ließ einige französisch klingende Flüche vom Stapel und endete mit dem Wort »Empath«, das er ebenfalls wie einen Fluch ausspie.
    Wenn ich nicht längst vorgehabt hätte, ihn zu töten, hätte ich es spätestens jetzt tun müssen. Die sexuelle Empathie war ein Geheimnis, das ich der dunklen Seite lieber vorenthalten wollte.
    Erneut streckte ich die Hand aus und versuchte, auch das andere Messer zu bekommen, doch er war darauf vorbereitet und hielt es fest. Für einen Augenblick wünschte ich mir, dass ich nicht ohne Oberteil kämpfen müsste, aber ich hatte keine Wahl  – und vielleicht würde es ihn ja ablenken. Also packte ich den Dolch fester und ging auf Mait zu.
    Es war mein erster Messerkampf. Nahkämpfe waren sonst eher Jimmys Stil. Sanducci war der König der spitzen, glänzenden Dinge. Ich konnte besser mit Händen, Füßen, Knüppeln oder einem Gewehr umgehen. Nicht, dass ich nicht gewusst hätte, wie man ein Messer benutzt. Das war ja nicht besonders schwierig. Das spitze Ende in den bösen Buben rammen. Aber wenn beide Seiten Messer und übernatürliche Kräfte hatten, wurde es heikel.
    Er versetzte mir einen Schnitt, ich versetzte ihm ebenfalls einen. Ich heilte meine Wunde, er heilte seine. Wir hätten tagelang so weitermachen können. Dann setzte ich zu einem coolen Roundhouse-Kick auf seine Brust an, und Mait sah mein Tattoo.
    »Du bist ein  … « Mein Fuß traf sein Brustbein, er wurde zurückgeschleudert. »Fellläufer«, sagte er noch, bevor er gegen die Wand schlug, sich den Schädel brach und auf dem Boden landete. Das Messer in seiner Hand schabte über den Gehsteig. »Du wirst nie sterben.«
    »Sag niemals nie«, murmelte ich. »Aber sicher nicht heute.«
    Ich sprang ihm auf die Brust und rammte die Spitze des Dolchs in sein linkes Auge.
    Mein Problem mit Augen?
    Wie sich herausstellte, hatte ich gar keins mehr.

34
    W as zum Teufel machen Sie da hinten?«
    Die verlassene Straße war gar nicht mehr verlassen.
    »Kümm’re dich um dein’ eigenen Kram«, rief ich, während ich versuchte, wie ein Cracksüchtiger zu wirken. Als Großstadtbulle hatte ich ja einige davon kennengelernt.
    Der Kerl ging murrend weiter. Auch ich musste hier weg. Aber die Leiche war noch nicht zu Asche zerfallen, und ich traute mich nicht zu gehen, bevor es so weit war.
    Eine Leiche zu verbrennen ist nicht so leicht, wie man denken könnte. Zum Glück hatte ich übernatürliches Feuer buchstäblich jederzeit zur  …
    »Klaue«, sagte ich.
    Im nächsten Augenblick war ich ein Phönix und stieß einen kräftigen, mörderischen Feuerstrom aus, bis das Knistern der Flammen das einzige Geräusch in der Gasse war.
    Als dann aber von Mait, dem ehemaligen Gott der Dämonen der Nacht, nur noch Asche übrig war, schlug ich so lange mit meinen riesigen bunten Flügeln, bis das letzte Teilchen davongeweht worden war. Dann packte ich den Dolch mit einer Klaue, das Messer mit der anderen und flog davon  – ins verblassende Licht.
    Der Sonnenaufgang lauerte am Horizont, als ich über dem Hotel kreiste und dann auf dem Balkon landete. Wie beim letzten Mal ging ich geradewegs ins Bad, um zu duschen. Es half aber nichts.
    Ich konnte zwar den Geruch des Nephilim von meiner Haut waschen, aber die Erinnerung an das, was ich getan hatte, würde ich niemals aus meinem Gehirn kratzen können.
    Und ich würde noch dafür bezahlen müssen. Ich wusste es einfach.
    Bis
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