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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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mitzukriegen. Ich gehe gleich zu Papa und erzähle ihm alles.«
    Lea verdrehte die Augen. »Da musst du wohl warten.
    Papa ist weg. Er fährt doch in der nächsten Zeit jeden Abend nach Hamburg zu einem Seminar.«
    »Natürlich, stimmt. Aber wozu haben wir eine Mutter? Dann muss sie uns helfen.«
    »Spinnst du? Mama ist im Moment nicht ansprechbar. Sie hat doch den Typen vom Finanzamt da - einen Steuerprüfer. Darum haben wir ja die Küchenhilfe für unsere Ferienkinder.«
    Die Schwestern waren clever genug, um zu wissen, dass man von gestressten Eltern keine Hilfe erwarten konnte. Meike und Markus Eichhorn waren zurzeit derart mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie nur mit halbem Ohr zuhören würden. Da half nur eins: selbst aktiv werden.
    Bis spät in die Nacht berieten sich Lea und Klara. Zwischendurch riefen sie Kim an und hörten sich ihre Vorschläge an. Schließlich stand fest: Klara sollte am nächsten Morgen vor Arbeitsbeginn zu den Trabern fahren, um sich auf der leeren Rennbahn ungestört umzusehen.

 

Verdächtige Haferschüssel
    Kurz nach Sonnenaufgang machte sich Klara auf den Weg zur Trabrennbahn. Sie hoffte, die verbotenen Beruhigungsmittel zu finden, die Pferdebesitzer Galle dem Trainer gestern zugesteckt hatte. Klara wusste, wo Thiessen seinen Overall aufgehängt hatte.
    Als sie ankam, wirkte die Anlage wie ausgestorben. Der Zaun um die Rennstrecke und das rasenbewachsene Oval in der Mitte standen in milchigem Frühnebel. Niemand trainierte auf der Bahn. Durch die Stallfenster drang ruhiges Schnauben der Pferde.
    Klara rieb sich die nackten Arme. Sie fror. Um kurz vor sechs Uhr war es selbst im Sommer noch feuchtkühl. Sie lief zu Thiessens Stall am Ende der Anlage. In der Stille knirschte der feuchte Sand laut und vernehmlich unter ihren Schuhen. Klara bekam eine Gänsehaut und blickte sich unruhig um. War jemand auf die Tritte aufmerksam geworden? Nein, alles schien verwaist.
    Sie erreichte die große Stalltür und rüttelte an der Klinke. Abgeschlossen! Auf der Rückseite gab es einen zweiten Eingang. Sie musste es dort versuchen. Mit dem Rücken zur Wand drückte sich Klara an der Mauer entlang zur Hintertür. Doch auch die war zu.
    Wütend stampfte sie auf. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt. Wie konnte sie bloß so kurzsichtig sein? Natürlich schlossen die Trainer ihre Ställe ab. Warum hatte sie von zu Hause kein Werkzeug mitgenommen? Die Schlösser waren alt und sicher mit einem Hilfsmittel leicht zu knacken. Warum hatte sie nicht Niels Ingwersen, einen Freund aus Westerbüll, um Hilfe gebeten? Niels half bei der DLRG und war bestimmt bestens ausgerüstet.
    Andererseits - wenn jemand sie hier erwischte, während sie mit Schraubenziehern an Türen hantierte ... Im Geiste sah Klara schon Zeitungsschlagzeilen vor sich: »Trabrennbahn Seestedt: Tierarzttochter entpuppt sich als Einbrecherin!«
    Das würden die Eltern ihr nie verzeihen. Vielleicht aber doch, beruhigte sich Klara, während sie abschätzend die Treppe zum Heuboden ins Auge fasste. Schließlich ging es um die Gesundheit von Pferden.
    Der Weg über den Dachboden war die letzte Möglichkeit. Von dort mit dem Strick durch die Luke nach unten, wie gestern. Klara warf einen Blick über die Schulter, bevor sie die Stufen hinaufschlich und die Klinke bewegte. Auch die obere Tür war verschlossen. Ärgerlich kickte sie gegen die Holzfüllung.
    Als sie die Treppe nach unten stieg, fiel Klaras Blick durch die Kippfenster in den Stall. Die Öffnung war nicht sehr groß, etwa zwei Handbreit, aber weit genug, um ein paar Boxen zu sehen. Plötzlich stutzte Klara. In der Stallgasse stand jemand. Eisiger Schreck durchfuhr sie. Wie versteinert blieb sie stehen. Vorhin war garantiert niemand dort gewesen, er hätte auf ihr Rütteln an der Klinke reagiert.
    Mit klopfendem Herzen beugte sich Klara über das Treppengeländer und spähte durch die Fensterschlitze. Thiessen! Sie beobachtete, wie er rasch nach rechts und links sicherte, bevor er aus einem Tütchen Pulver in eine Haferschüssel gab und damit in Tipos Box ging.
    Das Beruhigungsmittel, Doping! Welchen anderen Grund gab es, dem Traber heimlich sein Futter zu geben?
    Sie musste hier weg, bevor Thiessen sie entdeckte. Lautlos stieg Klara die letzten Stufen hinab und ging auf Zehenspitzen um den Stall herum, um von hinten zum Haupteingang zu gelangen.
    »Was willst du hier in aller Herrgottsfrühe?«
    Klara schrie leise auf, als sie plötzlich eine Hand auf der Schulter
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