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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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ich als kleines Kind, dachte sie gerührt. Klara erinnerte sich noch genau daran, als sie zur Schule kam. Wenn sie Angst vor jemand hatte, hatte sie die Augen zugekniffen und sich einfach umgedreht nach dem Motto: Wenn ich nichts sehe, dann sieht mich auch kein anderer. Genauso schien der schwarze Traber zu denken. In diesem Moment wusste Klara, dass sie ihn hier herausholen wollte. Es war nur ein verschwommener Wunsch. Wie drängend er werden würde, konnte Klara noch nicht ahnen.
    »Hat bis jetzt eine Menge Geld gekostet, der Mistbock«, knurrte Lutz Galle. Tipo kroch noch weiter nach hinten. Am liebsten wäre er in der Wand verschwunden.
    Lutz Galle schob den Türriegel zurück und packte Tipo am Halfter. Blanke Angst stand dem Pferd in den Augen, hektisch tänzelte es und bäumte sich auf. Mit einem Ruck zerrte Galle den Pferdekopf zu sich herunter. »Glaub bloß nicht, dass ich noch einen Sommer für dich Geld herauswerfe, ohne dass ich Siege sehe. Ich mache mich doch nicht zum Trottel vor den anderen.«
    Tipo warf den Kopf hoch und riss am Halfter, um sich aus dem Schraubstockgriff zu befreien. Abrupt ließ Galle den Lederriemen los und ging zurück zu Trainer Thiessen. »Vier Wochen versuchen wir es noch. Dann kommt Tipo auch weg, wenn Sie dem nervösen Bock das Galoppieren nicht abgewöhnen. Meine Güte, dafür gibt es doch genug Methoden. Wenn Ihnen nichts einfällt, greife ich ein. Ich dachte, Sie kommen selbst drauf.«
    Auf dem Heuboden herrschte Stille. Atemlos hatten die Mädchen gelauscht.
    Jetzt fragte Kim leise: »Warum ist es denn so schlimm, wenn Tipo galoppiert?«
    Klara kannte sich mit einigen Regeln aus. »Weil Pferde auf der Trabrennbahn vom Rennen ausgeschlossen werden, wenn sie galoppieren.« Sie reckte ihren Kopf und beobachtete, wie sich Lutz Galle durch die Stallgasse zum Ausgang wälzte.
    Kurz darauf erschien der schwere Mann heftig atmend wieder vor Tipos Box. Er sicherte nach allen Seiten und brachte dann aus der Hosentasche einige Tütchen zum Vorschein, die er dem Trainer hinhielt.
    »Ein bis zwei Stunden vor dem Rennen ins Futter mischen.« Galle senkte die Stimme, dass die Mädchen sich anstrengen mussten, um ihn zu verstehen. »Aber nicht mehr als eine Messerspitze, sonst schläft der Kerl auf der Rennbahn ein.« Dann wurde Galle noch leiser, Kim und Klara hörten nur Satzfetzen wie »lasche Dopingkontrollen hier« und »Beruhigungsmittel«.
    Als Dirk Thiessen zögerte, die Tütchen zu nehmen, baute sich Galle drohend vor ihm auf. »Sie wollen nicht? Auch gut. Dann wechsle ich eben den Stall. Trainer gibt es wie Sand am Meer. Ich habe nicht wenig Lust, alle meine Pferde woanders trainieren zu lassen. Bei Leuten, die sich nicht so anstellen wie Sie.«
    Wortlos nahm Thiessen die Präparate an sich und ließ sie in seinem Overall verschwinden.
    Entsetzt sahen Klara und Kim sich an. Klara wischte sich den Schweiß von der Stirn. In den letzten Minuten war ihr heiß geworden und das lag nicht nur an der stickigen Luft hier oben, sondern an dem, was sich vor ihren Augen abspielte.
    »Doping«, flüsterte Klara atemlos. »Das sind verbotene Mittel.«
    Szenen wie diese hatte Klara bisher nur in Fernsehkrimis gesehen. Oder in Kinofilmen. Aber das hier war keine ausgedachte Handlung. Das war die Realität. Und sie steckte mittendrin. Angst kroch Klaras Rücken hoch und griff wie eine kalte Hand in ihren Nacken. Wie kamen sie hier unentdeckt weg?
    »Die dürfen nie erfahren, dass wir zugehört haben«, sagte Kim mit gesenkter Stimme. »Zeugen sind das Letzte, was die brauchen.«
    Die Männer unter ihnen unterhielten sich jetzt über den nächsten Renntag und begutachteten einen gerissenen Riemen des Ledergeschirrs. »Ich hole ein Ersatzstück vom Boden«, sagte Thiessen.
    Die Mädchen schraken auf. Auf keinen Fall durfte man sie hier finden.
    »Wir müssen sofort runter«, entschied Kim. Kurz entschlossen ergriff sie ein Tau, das an einem Eisenring neben der Bodenluke festgebunden war. Mit dem Strick konnte man sich in den Stall hinablassen, wenn man nicht die Treppe benutzen wollte.
    »Cool bleiben, Klara. Stell dir einfach vor, wir spielen in einem Film mit«, wisperte Kim. »Wir treten auf wie Schauspieler. Los gehts!«
    Die Männer auf der Stallgasse zuckten zusammen, als plötzlich über ihnen ein Seil mit einem Mädchen herabschwang, das sie grinsend ansprach.
    »Hi, hier bin ich! Die Freundin sämtlicher Trabernasen zwischen Seestedt und dem galaktischen System.« Barsch fuhr Galle Kim
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