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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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der Köter sich aufrappelte.
    Luc fluchte. Das Mistviech gab einfach nicht auf. Der klaffende Schnitt, der sich über Grauauges Schnauze zog, blutete stark. »Komm hoch und ich mach dich fertig«, zischte der Junge, obwohl er wusste, dass er Unsinn redete. Das Messer war ihm beim Sturz verloren gegangen. Es musste irgendwo auf dem Schuppendach liegen. Weit außerhalb seiner Reichweite.

    Leise fluchend kroch Luc auf die Remise. Die Ziegel waren noch warm von der Mittagssonne. Am liebsten hätte er sich einfach ausgestreckt, sich von der Wärme davontragen lassen in den Schlaf, hin zu wohligen Träumen, die bevölkert waren von all jenen, die ihn verlassen hatten.
    Luc hörte die Tatzen des Wolfs auf dem Schuppendach. Er würde wieder springen. Jetzt liegen zu bleiben, hieße aufzugeben. Und wenn er …
    Der Junge erschrak. Was hatte er getan! Er hatte das Übel bei seinem Namen genannt, wenn auch nur in Gedanken! Jetzt würde es noch schlimmer werden.
    »Dummkopf!«, schalt er sich und begann zu kriechen. Jede Bewegung fachte den Schmerz zwischen seinen Schenkeln an. Ob er wohl schwer verletzt war? Er konnte sich nicht erinnern, dass ihm jemals etwas so wehgetan hatte. Er schluchzte leise. Fang bloß nicht an zu flennen, du Memme. Das ist etwas für Mädchen. Es wird dir sowieso keiner helfen. Im Dorf gab es nur noch ihn und die Wölfe, die die Anderen geschickt hatten.

DIE KRIEGERKÖNIGIN

    »Gishild!« Der Ruf wurde vom Schilfdickicht gedämpft.
    Die Prinzessin kannte die Stimme gut. Sigurd Swertbrecker, der Hauptmann von Vaters Leibgarde, suchte nach ihr. Noch tat er es im Guten, doch bald würde er die Hunde rufen. Das hatte sie ihrem Vater nie verziehen. Er hatte ein Dutzend
Bärenbeißer darauf abrichten lassen, ihrer Fährte zu folgen. Mörder ließ man von Hunden hetzen, Wilddiebe … Aber doch nicht die eigene Tochter! Ihr Vater Gunnar fand das lustig. Sie nicht! Nie hatte sie ihre Ruhe, immer war jemand um sie herum. Kindermädchen, Hauslehrer, Leibwächter. Schon immer ging das so.
    Gishild stocherte mit einem Schilfrohr im schwarzen Schlamm. Sigurds Stimme verklang in der Ferne. Er würde sie nicht finden. Um die Hunde zu holen, müsste er zurück ins Dorf. Das war mehr als eine halbe Meile Weg. Sie würde noch ein bisschen Ruhe haben.
    Die Prinzessin dachte an den Schlamm am Ufer des Bärensees. An all das Blut … Ihre Hände begannen zu zittern, und ihr wurde übel. »Blechköpfe« hatten die Krieger ihres Vaters die Ordensritter immer genannt. Sie hätten so viel Verstand wie ihre Rüstungen … In den Erzählungen der Krieger waren die Schlachten gegen sie immer ein Leichtes gewesen. Auch die Heldenlieder der Skalden hatten ganz anders geklungen. Gishild war nicht vorbereitet gewesen auf das, was am Bärensee geschehen war. Wahrscheinlich hätte ihr Vater nicht gewollt, dass sie so früh einen Kampf miterlebte. Obwohl sie schon elf war!
    Wieder zitterten ihre Hände. Sie hatte Männer aus der Leibwache ihres Vaters sterben sehen. Die Mandriden, die besten Krieger des Fjordlands. Männer, die sie gekannt hatte, seit sie laufen konnte. Erneut wurde ihr übel. Das durfte nicht sein! Sie musste stark sein! In ein paar Jahren würde sie die Kriegerkönigin des Fjordlands sein! Sie würde Heere führen und ihren Vater stolz machen! So einer Kriegerkönigin durften nicht die Hände zittern, wenn sie an Blutvergießen dachte!
    Sie zerbrach das Schilfrohr in kleine Stücke und streute sie in den Schlamm. Der Anblick erinnerte sie an die Toten,
die überall am Ufer des Sees gelegen hatten. Von Luth, dem Schicksalsweber, dahingestreut, so wie die Schilfstücke von ihr. Sie musste das Massaker vom Bärensee aus dem Kopf bekommen!
    Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Bald würden sie hier sein.
    »Willst du über deinen Kummer reden?«
    Erschrocken fuhr Gishild herum. Yulivee, die Zauberin aus dem Gefolge des Fürsten Fenryl, stand hinter ihr im hohen Schilf. Sie hatte die Elfe nicht kommen hören.
    Gishild ärgerte sich. Den Elfen konnte man nicht davonlaufen. Sie fanden einen immer. Wenigstens war es nicht Silwyna. Ihre Lehrerin würde ihr jetzt gewiss Vorhaltungen machen, dass sie eine Spur, so breit wie der Wanderweg einer Rentierherde, hinterlassen hätte. Gishild wusste genau, dass das nicht stimmte. Schließlich hatte Sigurd sie nicht gefunden und der war auch kein Trottel. Aber wer von den Elfen unterrichtet wurde, dem konnten Menschen bald nicht mehr folgen.
    Es war keine Schande, von Yulivee
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