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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum
Autoren: R. A. Lafferty
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Worte mit den beiden sprechen und sie wieder davon überzeugen, daß es hier schön ist”, sagte Roadstrum.
    Die Matrosen Crabgrass und Oldfellow und Bramble betraten den Müden Matrosen. Bramble blies einen Ton auf einer Stimmflöte, und dann sang er:
     
    „Der Schnaps fließt eimerweise,
    doch nichts haut uns um,
    und nichts macht uns matt,
    die Mädchen versuchend auf ihre Weise,
    aber nichts, nichts macht uns satt.”
     
    „Was singst du denn da, mein guter Bramble?” fragte Roadstrum gütig.
    „Ein bekanntes Epos, das sich in diesen Tagen sozusagen von selbst gedichtet hat,” sagte Bramble. „Es nennt sich Die Weiber des Roadstrum und handelt von Ihnen.”
    „Jetzt verstehe ich”, grollte Roadstrum. „Einige Burschen haben ständig Witze über die Weiber des Roadstrum gemacht, wenn ich mich ernsthaft mit einer Frau befaßte. Aber was soll die Zeile von dem niemals satt werden?”
    „Das bezeichnet unseren Zustand”, riefen die drei Matrosen. „Das Gefühl des Nichtsattwerdens wühlt in unseren Eingeweiden. Wir haben einfach genug von allem, zuviel von allem! Captain Roadstrum, wir haben keine Lust mehr, hier nur herumzuliegen, uns kleine Räuschchen anzusaufen und diese kleinen Mädchen umzulegen. Wir wollen mal richtig saufen! Wir wollen richtige Mädchen umlegen.”
    „Und wer hindert euch daran?” fragte Roadstrum. „Ich habe den Eindruck, daß man hier wirklich alles haben kann. Auf jeden Fall im Müden Matrosen. Oder könnt ihr mir ein einziges Vergnügen nennen, das es hier nicht gibt?”
    „Nein, das können wir wirklich nicht, Captain”, sagte der Matrose Crabgrass, „und das macht uns völlig verrückt. Woher wollen wir wissen, daß es wirklich alles gibt, nur weil uns nichts mehr einfällt? Und in Bars wie Shanghai-Sue oder Rowdy-Dow kommen wir nicht einmal ’rein. Sie haben alle beide Schilder an der Tür mit der Aufschrift: ‚Erst ab einundzwanzig Uhr geöffnet’.”
    „Aber bis dahin könnt ihr doch eine ganze Menge anderer Dinge tun”, sagte Roadstrum.
    „Was heißt bis dahin, Captain Roadstrum? Es wird hier niemals einundzwanzig Uhr. Es ist immer Nachmittag.”
    „Ach, das sind doch nur falsche Fassaden, die von den Jungs des Trampschiffs Muley Cow aufgestellt worden sind”, sagte Deep John, der Hobo. „Das waren wirklich feine Kerle von der Muley Cow. Ihr Geschmack liegt mir immer noch auf der Zunge.”
    „Falsche Fassaden oder nicht”, sagte der Matrose Oldfellow gedankenvoll. „Sie haben die Saat des Zweifels in uns gelegt. Wenn wir diesen Zweifel besiegen, so sind wir wie der Mann, der ertrank, und dem das völlig egal war.”
    „Das ist doch gut”, sagte Roadstrum. „Sonst hätte er sich nur zu Tode gegrämt.”
    „… den letzten Moment versäumt …”, sagte Deep John.
    „… erhitze das Wasser ganz, ganz langsam”, sagte Margaret, „und die Languste wird sich nicht rühren, bis sie richtig weichgekocht ist.”
    „Kommt und holt eure ‚Ekstase-Chips des Faulen Mannes’”, rief der Lotophage und brachte einen großen Korb von ihnen angeschleppt. Sie begannen alle mit großem Appetit zu essen, und es waren wirklich die besten Ekstase-Chips, die sie jemals gekostet hatten.
    „Die hier sind besonders gut”, sagte Matrose Oldfellow. „Ich habe noch nie in meinem Leben etwas gegessen, das so ausgezeichnet schmeckte. Ich wünschte nur, daß Matrose Bigbender hier wäre, um sie zu probieren. Irgendwie erinnern sie mich an ihn.”
    „Laßt mich mal das Etikett sehen”, sagte der Lotophage. „Ja, richtig. Sie sind Matrose Bigbender.”
    Sie aßen von allen, und alle waren gut. Sie tranken. Es war gut. Sie schliefen. Es war wunderbar.
    „Mich störte es nicht, wenn ich nie wieder aufwachte”, murmelte Roadstrum, als er einschlief.
    „… den letzten Moment versäumt …”, flüsterte Deep John, der Hobo.
    „Du bist genauso wie die anderen”, sagte Margaret, die Houri. „Warum habe ich nur geglaubt, daß du anders sein könntest? Ich wollte mit euch zur Erde zurück. Ich habe auf der Erde immer viel Spaß gehabt, aber ich werde noch ein paar Jahrhunderte warten, und ich werde eines Tages den Mann finden, der noch in der Lage ist abzureisen. Aber davon gibt’s nur einen unter einer Million.”
    „Ich bin dieser eine Mann unter einer Million”, sagte Roadstrum schläfrig.
    „Es ist zu spät”, sagte Deep John. „Morgen werden wir ‚Roadstrum-Ekstase-Chips’ essen, und ich bin sicher, daß sie besonders gut und herzhaft schmecken werden.
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