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Die oder keine

Die oder keine

Titel: Die oder keine
Autoren: Miranda Lee
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wie sie die Treppe hochging, nach ihm rief und schließlich wieder nach unten kam. „Jason, wo bist du?” rief sie beinah verzweifelt.
    „Ich bin hier”, sagte er schließlich, und seine Stimme klang seltsam hohl.
    Heather schaltete das Licht an, blieb jedoch auf der Schwelle stehen und betrachtete ihn.
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, musste er ziemlich schlimm aussehen.
    „O Jason!” Nun kam sie zu ihm und ging neben dem Sessel in die Hocke.
    „Es tut mir Leid.” Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Es tut mir so Leid …”
    Jason verspürte einen schmerzhaften Stich. Was tat ihr Leid? Dass sie ihn verließ?
    Das musste es sein, denn sonst wäre sie viel früher gekommen. Er mochte gar nicht denken, was Ratchitt und sie in der Zwischenzeit getan hatten.
    „Bring es hinter dich”, erklärte er ausdruckslos, „und dann geh.” Mittlerweile stand ihm nicht mehr der Sinn danach, Gewalt anzuwenden. Wenn sie so dumm war, zu Ratchitt zu gehen, sollte sie es doch tun.
    „Aber ich bin nach Hause gekommen, Jason”, erwiderte sie. „Ich habe mich für dich entschieden.” Sie streckte die Hand aus und berührte ihn am Arm, genau dort, wo der Hund ihn gebissen hatte.
    Jason zuckte zurück und stöhnte gequält auf.
    „Was ist?” Bestürzt sah sie zu ihm auf. „Was ist mit deinem Arm? Zeig mal.” Ohne auf eine Antwort zu warten, knöpfte sie den Ärmel auf und schob ihn vorsichtig hoch.
    Dann stöhnte sie entsetzt auf. Zum ersten Mal betrachtete er die Wunde eingehend.
    Obwohl Doc Brandewilde sie fachgerecht verarztet hatte, sah sie schlimm aus - viel schlimmer als Ratchitts Kinn. Es würden auf jeden Fall Narben zurückbleiben.
    „O Jason…”
    „Schon gut”, sagte Jason scharf.
    Ihre Blicke begegneten sich, doch er konnte ihr immer noch nicht glauben. „Hast du das ernst gemeint?” fragte er schroff. „Dass du nach Hause gekommen bist? Dass du dich für mich entschieden hast?”
    Heather nickte, und zwei dicke Tränen rollten ihr über die Wangen.
    „Und was ist mit Ratchitt?”
    „Ich habe ihn weggeschickt.”
    „Du hast ihn weggeschickt”, wiederholte er benommen.
    „Ich liebe ihn nicht mehr, Jason. Ich fühle mich nicht einmal mehr zu ihm hingezogen.”
    „Nicht?”

    „Nein. Ich bin mir ganz sicher, Jason.”
    Dazu konnte er nichts sagen, weil er zu aufgewühlt war.
    „Du … hast es nicht nur so gesagt, dass du mich liebst, oder?” erkundigte sie sich.
    „Du hast es ernst gemeint, oder?”
    „Ja” war alles, was er hervorbringen konnte, weil er so erleichtert und gleichzeitig völlig ausgelaugt war.
    Wieder nickte sie. „Ich habe auch nicht gedacht, dass du lügst. Du nicht.” Sie nahm seine andere Hand, stand auf und zog ihn zu sich hoch.
    „Was machst du da?” brachte er hervor.
    „Ich bringe meinen Mann ins Bett. Er sieht müde aus.”
    Das war stark untertrieben.
    Jason ließ sich von Heather nach oben führen und setzte sich aufs Bett. Dann begann sie, ihn auszuziehen.
    Er wollte sie fragen, was zwischen Ratchitt und ihr vorgefallen war, nachdem er ihr Haus verlassen hatte. Er wollte sich nach dem Treuhandvermögen erkundigen. Doch er hatte weder die Energie noch die Willenskraft. Stattdessen beobachtete er sie. Sie war so zärtlich zu ihm, dass es ihn fast beschämte, und nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
    Als er schließlich nackt war, legte er sich hin und ließ sich von ihr zudecken. „Soll ich dir noch etwas bringen?” fragte sie. „Ein Glas Wasser? Schmerztabletten?”
    „Ein Schmerzmittel wäre nicht schlecht. Auf meinem Schreibtisch in der Praxis liegt eine Packung extra starker Schmerztabletten. Die kannst du mir bringen.”
    Nachdem Heather das Zimmer verlassen hatte, schloss Jason die Augen und begann, bis zehn zu zählen. Wenn ich es schaffe, ohne zu weinen, wird alles gut, dachte er.
    Und tatsächlich musste er nicht weinen. Allerdings kam er auch nicht bis zehn. Etwas sehr Seltsames passierte mit ihm. Er schlief ein.
    Irgendwann wachte Jason auf, weil Heather ihm den Arm um die Taille legte und sich von hinten an ihn presste. Einen Moment lang klopfte sein Herz schneller, bis er anhand ihrer tiefen Atemzüge merkte, dass sie schlief. Als er einen Blick auf den Wecker warf, stellte er.
    fest, dass es fünf Minuten nach zwei war.
    Eine ganze Weile lag er im Dunkeln da und ließ die Ereignisse des vergangenen Abends im Geiste Revue passieren. Noch immer konnte er es nicht fassen. Heather
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