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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
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finden ist, sie gaben zu erkennen, daß sie ihren Beruf als durchaus ehrenhaft verstanden, sie spendeten Freude und gaben allem einen Sinn und sahen so auch aus. Einige von ihnen kannten Barbet und grüßten ihn mit Namen, als wir vorbeifuhren. Ich verstand Paris jetzt etwas besser.
    Wir aßen an diesem Abend in einem der Restaurants hoch über der Stadt auf den Boulevards gegenüber den Kinos. Tief unter uns flitzten die kleinen Autos hin und her, und je später es wurde, desto schneller fuhren sie, und es wurden um so mehr. Paris trank und aß die ganze Nacht; im Unterschied zu den Amerikanern dachte keiner an den kommenden Tag. Wenigstens kam es mir so vor. Und der französische Kellner war immer zuvorkommend und tüchtig. Ich war immer noch auf der Suche nach dem berüchtigten bornierten französischen Kellner. Ich befürchte, ich muß noch mal rüberfahren. Von der Nacht habe ich wenig behalten, wir tranken und aßen und tranken und tranken. Es schien so, als wenn es sich jeder gut gehen ließe, als wenn das Leben einfach ein Scherz sei.

25
    Barbet brachte uns zum Flugzeug nach Amerika. Wir hatten einen derben Kater, aber er bugsierte uns dahin und durch die zahlreichen Formalitäten durch. Wir wurden unsere Auf wiedersehen los, und dann waren wir tatsächlich auf dem Weg nach Los Angeles ... Linda fing an zu jammern:
    »Für mich war das zu kurz. Wir hätten länger bleiben sollen.« »Herrgott«, sagte ich, »denk doch mal nach: eine amerikanische Rennbahn, deine eigene Sprache...«
    »Wir haben nur so wenig Schlösser und von Paris kaum was gesehen. «

 

»Hör mal, wir haben eine gute Lesung in Hamburg hinter uns gebracht und mit der französischen Presse haben wir auch Glück gehabt. Das müßte dem Absatz der Bücher ganz gut tun.«
    »Du redest wie ein Geschäftsmann.«
    »Ich bin verdorben, seelenlos, es ist vorbei mit mir.«
    »Du hast deinen Onkel wiedergesehen.«
    »Ein zäher Bursche.«
    »Ob wohl die Katze in Ordnung ist?«
    »Linda, der wird schon nichts passiert sein. Aber ob mein Wagen anspringt?«
    Dann genehmigten wir uns einen ersten Schluck, ein bißchen Roten. Das Flugzeug schien voll mit Amerikanern zu sein; sie bewegten sich alle wie auf der Bühne. Und sie waren dicker im Gesicht, häßlicher. Ich war wieder unter meinesgleichen.
    »Ob die wohl bei uns eingebrochen haben?« fragte ich.
    Der Rückflug war nicht besonders eindrucksvoll. Man hatte mich gebeten, ein Buch über die Reise zu schreiben, und ich hatte ja gesagt, und für jemanden, der Reisen nicht abkann, war das eine Scheißaufgabe. Ich weiß noch, wie Norman Mailer über die Landung auf dem Mond geschrieben hat, fiir die Zeitschrift »Life« glaube ich, und ich weiß noch, wie leid er mir getan hat, und dann dachte ich an das Geld, das er dafür gekriegt hatte, und ich dachte weiter, der schneidet sich da ein dickes Stück aus dem Kuchen, muß dafür aber ziemlich schuften. Man munkelte, er hätte eine Million Dollar dafür gekriegt, das zu schreiben. Da war ich besser dran: ich hatte keinen Vorschuß gekriegt und schrieb ohne Zusicherung aufVeröffentlichung. Ich konnte voll auf die Schnauze fallen, ohne irgendjemand weh zu tun. So war das immer bei mir gewesen; das verlieh der linken Geraden Schwung und gab der Rechten zum Körper Treffsicherheit...
    Barbet hatte uns geraten, nicht zu viel zu trinken, der amerikanische Zoll sei der schlimmste; er war schlimm genug, und wir waren alles andere als nüchtern, und ich stand da eingekeilt in der Menge und wartete darauf, daß der richtige Koffer vorbeikam. Sie grunzten und stießen um sich wie Schweine, wie Idioten. Ein fetter Kerl, dem lange Hautlappen an den Backen runterhingen, lehnte seinen Körper gegen meinen und ruhte sich in der Menge aus. Ich nahm meine rechte Faust in die linke Hand, dann rammte ich ihm meinen Ellenbogen in die Plauze. Er schnappte nach Luft und wurde aschfahl im Gesicht, furzte und fiel nach hinten in die Menge zurück.
    Ich sah den einen Koffer, dann den nächsten. Linda stand hinten rum, verwirrt und krank von den kämpfenden Leibern. Schließlich hatte ich alles Gepäck und arbeitete mich nach hinten durch. Wir waren glatt durch die Paßkontrolle gekommen, alles, was wir jetzt noch brauchten, war durch die Gepäckkontrolle durch, und dann waren wir frei. Wir kriegten einen von der netten Sorte. Er machte nur Lindas Reisetasche auf.
    »Welchen Beruf haben Sie?« fragte er mich.
    »Ich bin Schriftsteller.«
    »Oh. Was schreiben Sie?«
    »Schwer zu
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