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Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour

Titel: Die Ochsentour - Mit BUK auf Deutschland Tour
Autoren: Charles Bukowski
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und höher, und ich hätte mir fast gewünscht, den christlichen Gott akzeptieren zu können statt meiner kleinen 17 Schutzgötter, weil ein großer Gott mir durch den ganzen Dreck und das ganze Elend und Leiden geholfen hätte, es wäre einfacher gewesen und vielleicht auch sinnvoller, es hätte mir geholfen, ein paar von den Nutten, mit denen ich gelebt hatte, zu verstehen und ein paar von den Frauen, die stumpfsinnigen Jobs, die Nächte voller Verrücktheit und Hungern, und ich nehme an, daß jeder, der den Dom betreten hat, sich etwas gedacht hat, und daß einige der Gedanken zum Glaubenswechsel geführt haben mögen, aber was mich betrifft, dachte ich bei mir, wenn ich meinen Glauben wechseln würde, wenn ich gläubig werden würde, dann müßte ich ja den Teufel da unten in der Hölle ganz allein lassen, und das wäre kein schöner Zug von mir, weil ich, wenn es um die Wurst ging, fast immer für die Unterdrückten Partei ergriff, und bei geistigen Dingen zeigte ich die gleiche Schwäche, weil ich kein Denker war, ich ließ mich von meinen Gefühlen bestimmen, und meine Gefühle galten den Krüppeln, den Gequälten, den Verdammten und Verlorenen, nicht weil sie mir sympathisch waren, sondern aus Brüderlichkeit, weil ich einer von ihnen war, verloren, verzweifelt, unanständig, eine Null, ängstlich und feige; ungerecht und nett nur sporadisch, und selbst dann hatte ich die Schnauze voll, ich wußte ja, daß das nichts bringt, daß es alles nur noch schlimmer macht.
    Der große Gott hatte einfach zu viele Gewehre für mich, er war zu gerecht und zu mächtig. Ich wollte nicht, daß man mir vergibt, mich aufnimmt oder zu mir findet, ich wollte weniger als das, etwas, was nicht zu viel ist-eine Frau, halbwegs anständig in Charakter und Körper, ein Auto, eine Bleibe, was zu essen und nicht zuviel an Zahnschmerzen oder platten Reifen, keine lange Krankheit vor dem Tod; selbst ein Fernseher mit schlechten Programmen würde noch angehen, und ein Hund wäre nicht schlecht und ganz wenige Freunde und eine gute Verdauung und genug zu trinken, um die Lücken bis zum Tod zu füllen, vor dem ich (als Feigling) wenig Angst hatte. Der Tod bedeutete mir nicht viel. 

 

Er war der  letzte Scherz in einer Reihe von schlechten Scherzen. Der Tod war fiir den Toten kein Problem. Der Tod war ein anderer Film, er war in Ordnung. Der Tod verursachte nur den Hinterbliebenen Probleme, die zu dem Verstorbenen in irgendeiner Beziehung standen, und die Probleme wuchsen proportional mit dem Vermögen, das der Verstorbene hinterlassen hatte. Das einzige Problem bei einem Penner aus dem Nachtjackenviertel war das Wegräumen der Abfälle. Einige Leute kommen wohlhabend auf die Welt, aber alle verlassen sie bankrott. Natürlich ist es bei einem Künstler anders: er läßt seine schwache Witterung zurück, die von einigen Unsterblichkeit genannt wird, und was sonnenklar ist, je besser er ist bei dem, was er tut, desto größer ist der Gestank, den er hinterläßt - in Öl, in Tönen, auf bedrucktem Papier, in Stein oder anderswie. Aber diese Unsterblichkeit ist nur der Fehler der Lebenden - sie folgen dem Gestank, beten ihn an. Das liegt nicht am Künstler. Der Künstler weiß, daß es mit der Unsterblichkeit genausowenig zu tun hat wie mit dem Leben-nur eine Momentaufnahme davon, und genug damit, soll der nächste sein Glück versuchen.
    Ich will damit nicht sagen, daß es mir langweilig wurde da im Dom, aber ich hatte meinen Gedanken freien Lauf gelassen und ich hatte einen Kater und war hundemüde (wie immer); ich habe ziemliche Last damit, meine Augen aufzuhalten, aber was soll’s - ich glaube wirklich, daß es ein Fehler ist, sich alles anzuschauen, das schlaucht - man sollte sich bestimmte Sachen aussuchen, etwas davon kosten und sie dann sich selbst überlassen.
    Viele regen sich darüber auf, daß sie die Kernsätze der Mathematik nicht verstehen, und sie bleiben zu lange in derselben Tretmühle stecken und später dann in der Nacht lehnen sie es ab, ihre Geliebte zu bumsen, oder sie verprügeln ihre Kinder oder sie kriegen eine Magenverstimmung oder leiden an Schlaflosigkeit, Blähungen, offenen Magengeschwüren, sie hassen die Wirtschaft und die Führung, die Regierung, die Autobahnen-all die vernünftigen und sinnlosen Haßgefiihle-sie kriegen Stiche in den Zehen, Krämpfe im Rücken und am Ende der Schlaflosigkeit Alpträume. Weil sie ihre Augen den lieben, langen Scheißtag auf hatten und zu viel gesehen haben.
    »Kommt raus
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