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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise
Autoren: Daria Charon
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meinem spüre, beweist, dass das Leben mir noch so viel zu bieten hat.«
    »Gut.« Sie rieb ihre Hüfte schamlos ein seiner. »So soll es sein.«
    Seine Hände glitten über ihren Rücken nach unten und hielten ihre Hüften ruhig. »Wirst du mich nicht verachten, wenn ich den einfachsten Weg wähle? Wenn ich nicht um meine Ehre kämpfe?«
    Sie verdrehte die Augen, schluckte ein bitteres Auflachen hinunter und sagte ernst: »Wirst du mich hassen, weil ich das Einzige bin, das dir von deinem Leben geblieben ist?«
    »Wenn du mich nicht dafür hasst, dass La Mimosa immer einen Platz in meinem Herzen haben wird.«
    »Der Mann, den ich kennen gelernt habe, besitzt ein großes Herz. Da ist Platz für La Mimosa, für Troy und für mich und für alle Erinnerungen, die du mitnehmen willst.«
    Er griff nach ihren Händen und hielt sie schweigend in den seinen. Marie betete lautlos. Sie flehte zu allen Heiligen, die ihr einfielen, dass seine Liebe und sein Vertrauen zu ihr groß genug waren, um über seinen Stolz und über La Mimosa zu siegen.
    Mit klopfendem Herzen erwiderte sie seinen Blick und versuchte, ihm etwas von ihrer Zuversicht zu vermitteln. Sie konnten es schaffen, doch die Entscheidung musste er alleine treffen. Sie hatte alles gesagt, was zu sagen war.
    Endlich ließ er ihre Hände los und bückte sich nach dem Schreiben des Königs, das er achtlos fallen lassen hatte. Er hob es auf und überflog den Inhalt ein letztes Mal. Dann rollte er es zusammen und drehte es zwischen den Fingern.
    Die Angst sammelte sich in Maries Brust und machte ihr das Atmen schwer. Sie spürte seinen Zwiespalt und wartete auf ein Wort, das die Entscheidung bringen würde. Endgültig und unwiderruflich.
    Er sah sie an. In seinen Augen stand eine bittere Traurigkeit, die ihr das Herz zerriss. Alles in ihr drängte danach, ihn in ihre Arme zu schließen und vor der Unbill des Schicksals zu bewahren. Aber sie blieb stehen. Es war sein Entschluss. Wie immer er ausfiel, sie mussten beide damit leben.
    Tris hielt ihr die Rolle hin. Marie schluckte. Mit zitternden Fingern griff sie danach. Sie wagte nicht zu fragen. In ihren Augen brannten tausend Tränen, von denen sie keine in seiner Gegenwart weinen würde.
    »Zehn Tage sind nicht viel, um alles zu regeln«, sagte er endlich und Marie wurde schwach vor Erleichterung. »Also lass uns keine Minute mehr verschwenden.«
    Marie lächelte, ohne zu merken, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Sie streckte ihm die Hand entgegen, und ihre Finger verschränkten sich miteinander in einer schier unlösbaren Verbindung, während sie das Gewölbe verließen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.

Epilog
    Ghislaine blickte durch das Fenster des Salons nach Süden, wo sich das Meer befand. In dieser Stunde legte das Schiff ab, das Tris in die Kolonien bringen sollte. Sie weinte nicht, weil ihre Tränen versiegt waren.
    Nachdem Henri ihr erzählt hatte, was passieren würde, war er die ganze Nacht bei ihr geblieben. Er hatte sie in seinen Armen gewiegt, hatte versucht, ihr Trost zu spenden, und ihre Tränen getrocknet. Seine Versicherung, dass er Tris mit Geld und einem zinslosen Darlehen versorgt hatte, linderte ihren Schmerz nicht im Geringsten.
    Tief in ihrem Innersten hatte sie gehofft, dass er zu ihr zurückkehren würde, wenn der Reiz des Neuen, der von Marie ausging, verblasst war. Oder dass sie ihn zumindest als Nachbarin hin und wieder sehen konnte. Allerdings lag nichts mehr davon im Bereich des Möglichen. Er war für immer aus ihrem Leben verschwunden. Ihr blieben nur die Erinnerungen und drei Dutzend Bilder, die sie in der Zeit nach ihrer Trennung von ihm gemalt hatte.
    »Warum bist du nur so traurig?«
    Sie hörte Jacques' Stimme, aber sie drehte sich nicht um. Niemand hatte ihm erzählt, dass Tris weggehen würde. Henri redete für gewöhnlich nicht mit ihm, und ihr selbst hatte die Kraft gefehlt. Die Tatsache laut auszusprechen, hieß, sie unwiderruflich Wirklichkeit werden zu lassen.
    »Ich will nicht, dass du traurig bist.« Er kam näher und blieb neben ihr stehen. »Hier, ich hab etwas für dich.«
    Widerwillig wandte sie sich ihm zu. In seinen riesigen Pranken hockte ein Kätzchen, das kaum größer als ein Apfel war und wütend fauchte. Er hielt es ihr mit einem strahlenden Lächeln entgegen. »Jetzt bist du nicht mehr traurig.«
    Sie betrachtete das Kätzchen, ohne irgendetwas zu empfinden. Der Schmerz in ihr ließ keinen Raum für andere Gefühle.
    »Nimm es, Ghislaine, fühl,
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