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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten
Autoren: Martin Clauß
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miteinander.
    „Nicht die Ärzte. Die … Pflanzen … Steins Züchtungen … vielleicht trage ich ihren Samen in mir … Immerhin lag ich … einige Stunden bewusstlos bei ihnen, bevor man mich … fand. Ich glaube, die Ärzte haben mit ihren MRTs ein … paar Dinge in meinem Körper gefunden, mit denen sie nicht … glücklich sind. Wir werden … sehen. Vielleicht habe ich Glück und es … ist nur Krebs.“ Er versuchte die Lippen mit der Zunge zu befeuchten, doch seine Zunge war zu trocken dazu.
    Werner wollte ihm die Schnabeltasse reichen. Als er sah, dass der Mann nicht danach griff, setzte er ihm die Trinköffnung an den Mund. Aspen trank in kleinen Schlucken die halbe Tasse leer.
    Der Rektor wünschte sich Erklärungen, aber er spürte, dass es nichts bringen würde, den Patienten zu drängen.
    „Wilhelm Stein“, begann Aspen dann tatsächlich von alleine, nachdem er zwei übelriechende Bäuerchen gemacht hatte, „war ein Züchter … genial, aber … völlig unbekannt … Als ich in den 80ern dort oben einzog, wusste ich nichts über ihn. Aber dann fand ich … sein Tagebuch.“
    „Ja?“, sagte Werner, um ihn zum Weitersprechen zu animieren. Aspen schloss immer wieder die Augen und schien wegzudämmern.
    „Stein züchtete zuerst Rosen. Aber später war er von dem Gedanken … besessen, eine … eine …“ – Aspen öffnete die Augen weit – „eine … Kampfpflanze für den Zweiten Weltkrieg zu züchten.“
    „Eine Kampfpflanze?“ Werner wiederholte das Wort, weil er sich fragte, ob Aspen stattdessen vielleicht Kampferpflanze gesagt hatte.
    „Er hat sie gezüchtet. Es gibt … eine Zeichnung im Tagebuch. Sie ist hässlich, aber be-… beeindruckend. Ihre vier Blätter bilden ein Hakenkreuz.“
    „Aha.“ Werner rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Bekam er gerade einen der Albträume erzählt, die Aspen während seines sechswöchigen Komas geträumt hatte? War er deswegen hergerufen worden?
    Aspen schien Werners Skepsis nicht aufzufallen. „Diese Pflanze kann sich … tief in die Erde eingraben … Wer weiß, wie lange sie … lebt? Werner!“ Es war wie ein Schrei. „Werner, ich habe sie selbst gesehen!“
    „In Steins Tagebuch.“
    „Nein, ich … ich habe sie in der Realität gesehen. Sie saß … unter dem linken Beet im hinteren Gewächshaus. Ich habe sie sofort vernichtet. Sie ist sehr unbeweglich in der Erde. Wenn sie an die Oberfläche kommt, ist sie … zweifellos tödlich. Ich musste sie einfach … zerstören, als ich sie sah. Sie hat Wilhelm Stein gefressen – es war seine Art, Suizid zu begehen, weißt du? Die ganzen Jahre über habe ich vermutet, dass … noch eine davon existiert, mindestens eine, im anderen Beet. Ich konnte sie spüren, aber ich hatte … nie den Mut, sie zu suchen … Die Kräuter wuchsen traumhaft gut. Vermutlich … sondert die Pflanze etwas ab, das ihr Wachstum beschleunigt …“
    Werners Skepsis verwandelte sich in Unwohlsein. War das, was er damals in Aspens Glashaus zu spüren geglaubt hatte, etwa die Anwesenheit einer bizarren Kampfpflanze gewesen – eines unterirdischen Gewächses mit Swastika-Blättern? Obwohl er häufig mit dem Übernatürlichen konfrontiert wurde, gab es Dinge, die seine Vorstellungskraft überstiegen …
    „Werner, du musst das Gewächshaus vernichten! Am besten mit Benzin, wie … Stein das 1940 einmal getan hat.“
    „Deshalb hast du mich also kommen lassen.“
    „Nichts dort darf überleben. Unterschätze die Pflanzen nicht! Sorte A ist nicht das einzige Problem. Im Vorderhaus gedeiht Sorte B. Jahrelang dachte ich, sie sei … gestorben, aber einige Samen müssen die Jahrzehnte … überdauert haben.“
    „Sorte B?“
    „In den letzten Monaten zeigte sie sich. Ich war fasziniert. Blaue Augen … Blüten wie blaue Augen, Werner. Ich wollte sie beobachten, erforschen … aber sie sind gefährlich … sie verströmen einen Duft, der ohnmächtig macht … Ich bin sicher, sie waren mit ihren Wurzeln in mir … haben von mir getrunken … aber ich hatte Glück. Ich lebe. Wenn man das Glück nennen kann. Vielleicht bin ich jetzt ihr Beet, Werner. Verstehst du?“
    Werner hatte zu tun, das Bild eines menschlichen Blumenbeetes zu verscheuchen. „Was hat es mit Sorte A und Sorte B auf sich?“
    Aspen atmete einige Male tief durch. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er hatte sich in Rage geredet, schielte nun nach den Trauben. „Sind sie kernlos?“, wollte er wissen. „Ich möchte nie mehr etwas essen, was Samen in
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