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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten
Autoren: Martin Clauß
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ob …“ Sie stockte, starrte auf die Tischplatte und sagte dann: „Wir wissen nicht, ob er vorhat, in unsere Schule zurückzukehren … oder ob es ihm überhaupt möglich ist.“
    Tiefe Stille herrschte im Seminarraum. Nicht einmal Harald ließ sich zu einer seiner respektlosen Bemerkungen hinreißen.
    Margarete fuhr fort: „Ich bin zwar … ich meine … wir tragen die Verantwortung für …“ Sie schloss die Augen und massierte sich die Stirn.
    Salvatore legte seine Hand auf die von Margarete und übernahm das Wort. „Ich denke, wir sollten es uns nicht so schwer machen, sondern die Wahrheit offen aussprechen. Auf Wunsch unseres Rektors wurde unter den verbliebenen Dozenten eine Abstimmung durchgeführt, ob umgehend ein Ersatz für Darren Edgar gefunden werden soll oder ob es besser ist, damit noch abzuwarten. Abgestimmt wurde von Werner selbst, Margarete, Dr. Konzelmann und mir. Wir sind heute hier, um euch mitzuteilen, dass das Votum drei zu eins für einen raschen Ersatz ausgefallen ist. Wir werden also schon in den nächsten Tagen damit beginnen, nach Kandidaten zu suchen, die die Stelle übernehmen könnten. Wir denken, es ist in eurem Sinne, wenn der Stundenplan wieder gefüllt wird. Wir haben lange genug damit gewartet. Fragen?“
    Felipe Diaz meldete sich. „Welches Spezialgebiet soll der neue Dozent haben?“
    „Wir werden natürlich bemüht sein, jemanden zu finden, der auf einem ähnlichen Gebiet qualifiziert ist wie sein Vorgänger“, antwortete Salvatore.
    „Ein Spiritist also?“
    „Ein Spezialist im Bereich Spiritismus, ja.“
    „Falls ein solcher zur Verfügung steht“, fügte Werner Hotten hinzu. „Wenn nicht, dann werden wir improvisieren müssen.“
    „Darf man erfahren, wer es war, der gegen den Ersatz gestimmt hat?“, wollte Jaqueline wissen.
    Salvatore verzog keine Miene. „Tut mir leid, es war eine geheime Abstimmung, und dabei sollte es bleiben.“
    „Schon gut“, meldete sich Margarete Maus. „Ich war diejenige.“ Sie sah sich mit schnellen, unsicheren Blicken um. „Ich war … und bin der Meinung, dass wir eine Koryphäe wie Sir Darren nicht vorschnell austauschen sollten. Sowohl aus menschlichen als auch aus fachlichen Gründen hätte ich damit noch abgewartet. Wir werden nie einen annehmbaren Ersatz für ihn finden. Aber ich trage die Mehrheitsentscheidung natürlich mit und werde mein Bestes geben, um eine geeignete Person zu finden.“ Sie schwieg einen Moment und ergänzte dann: „Vielleicht ist es ja nur eine vorübergehende Lösung. Bis Sir Darren zurückkehrt.“
    Es schloss sich eine halbstündige Diskussion an, in deren Verlauf sich zeigte, dass die Studenten sich auf einen Ersatz freuten. Nicht so sehr, weil ihnen die unterrichtsfreien Stunden lästig gewesen wären, sondern ganz offenbar, weil sie das Thema Sir Darren so schnell wie möglich abschließen wollten. Keiner hatte dem strengen, eingebildeten Briten große Sympathien entgegengebracht, und sie waren sich einig, dass ein Falkengrund ohne ihn ein besseres Falkengrund war. Wenn man erst einen Ersatz eingeführt hatte, würde es ihm schwer fallen, wieder einen Platz in der Schule zu finden, selbst wenn er von heute auf morgen plötzlich auftauchen sollte.
    Das Ganze hatte etwas von einer Verschwörung an sich. Die Ablehnung gegen Sir Darren war übermächtig, um im Verlauf der Diskussion wurde sie immer offener ausgesprochen.
    Margaretes Laune war das nicht zuträglich. Als Werner und Salvatore den Seminarraum verließen, damit sie ihr reguläres Seminar halten konnte, kam sie sich alleingelassen vor. Sie fühlte sich unter den Studenten so unwohl, wie sie sich noch nie zuvor gefühlt hatte. Da sie nicht ganz bei der Sache war, lieferte sie einen ungewöhnlich schlechten Unterricht ab. Sie sprang von einem Thema zum anderen, vergaß die wichtigsten Erklärungen und stellte Fragen, die entweder zu einfach oder zu schwierig waren.
    Die letzten Wochen waren anstrengend für sie gewesen. Um den Ausfall Sir Darrens zu kompensieren, hatte sie die Schüler fast Tag und Nacht beim Selbststudium unterstützt und kaum eine Minute für sich alleine gehabt. Außerdem nahm die Sorge um den Verschwundenen nicht ab, sondern wurde immer stärker. Das belastete ihre Nerven doppelt, denn sie hielt sich ständig vor, dass er ihre Anteilnahme nicht verdient hatte.
    Dazu kamen andere Dinge, die sie belasteten. Seit Artur und Madoka nach Falkengrund zurückgekehrt waren, war die Stimmung gedrückt. Und ‚gedrückt’
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