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Die Nachtwanderin

Die Nachtwanderin

Titel: Die Nachtwanderin
Autoren: T. J. Hudspeth
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nur noch wollte, war ins Bett zu fallen und tief zu schlafen. Das tat sie dann auch.
    *****

    Man konnte meinen, dass Mimma im Regen einfach nur einen Spaziergang machte, ohne jedes Ziel. Doch bei genauerer Betrachtung konnte man klar erkennen, dass sie stur in eine bestimmte Richtung ging. Sie steuerte geradewegs ein Viertel der Stadt an, welches von den braven und guten Bürgern dieser Stadt gemieden wurde. Es war das Rotlichtviertel. Dort trieben sich seelenlose Männer umher, die versuchten, sich mit Geld für kurze Zeit die Wärme und Zuneigung einer Frau zu erkaufen. Männer, die sich nur noch mit Sex oder Drogen lebendig fühlten und nichts mehr zu verlieren hatten, da sie vor langer Zeit schon längst alles verloren hatten. Spielsucht, Drogenabhängigkeit oder andere Dummheiten, waren nur ein Bruchteil der Taten, die ihr Leben ruinierten. Doch die Frauen und auch Männer, die dort ihre Dienste anboten und für einen gewissen Geldbetrag alles machten, was man von ihnen verlangte, waren nicht weniger jämmerlich, als die Gestalten, die sie in ihren Lusthöhlen empfingen. Jeder, der sich in diesem Viertel aufhielt, sei es als Kunde, oder Dienstleister, hatte seine Geschichte zu erzählen. Tragische Geschichten, die ihr Leben gebrandmarkt und sie hier her geführt hatten.
Mimma lief durch verschlungen Straßen und Gassen und blieb dann vor einem Stundenhotel stehen. Dies war die Adresse auf ihrem Notizblock. Sie vergewisserter sich nochmals und verglich den Straßennamen und die Hausnummer. Es stimmte mit dem Gekritzele auf ihrem Notizblock überein. Niemand war zu sehen. Ihr war kalt. Der Regen hatte sie völlig durchnässt. Sie suchte Schutz unter dem Vordach des Stundenhotels und wartete. Nach einer Weile kramte sie in ihrer Handtasche herum und holte ihr Handy heraus. Die Uhr auf dem Display zeigte an, dass sie erst seit knapp acht Minuten wartete. Sie war pünktlich da gewesen, doch der Fremde schien es wohl mit der Zeit nicht so genau zu nehmen. Mimma verstaute ihr Handy griffbereit in eine ihrer Manteltaschen und wartete ungeduldig darauf, dass der fremde Schönling endlich erschien. Ihre Gedanken überschlugen sich, denn es konnte ja nur einen Grund haben, weswegen der Fremde sie an einen solchen Ort herbestellt hatte. Er wollte Sex von ihr, als Gegenleistung für seine Hilfe. Eigentlich war sie nicht die Sorte von Mädchen, die sich auf so etwas einließ, doch wenn sie den Fremden anders nicht los wurde, würde sie einmal eine Ausnahme machen, um ihr normales Leben wieder aufnehmen zu können. Mimma wünschte sich Drogen bei sich zu haben, um das, was gleich passieren würde, nicht mit klarem Verstand ertragen zu müssen. Doch sie hatte keine. Ihr schauderte bei dem Gedanken, was er wohl alles von ihr verlangen würde. Sie hoffte, dass es bei dem einen Mal blieb und er das Interesse an ihr nach dem Akt sofort verlieren würde.
Ein schwarz glänzender Wagen fuhr vor und riss Mimma aus ihren Gedankengängen. Es war ein aktuelles Modell irgendeiner Luxusklasse, mit getönten Fensterscheiben und einer edlen Form der Karosserie; ziemlich protzig und auffällig. Typisch für reiche Geschäftsmänner, die bezahlten Sex mit einer Hure ihren eigenen Ehefrauen vorzogen, aus Angst, dass ihre Frauen sie für pervers halten würden, sobald diese von den sexuellen Vorlieben ihrer Ehemänner erfuhren. Das war wohl der einfachste Weg für solche Männer einer Blamage zu entgehen und sexuelle Befriedigung ohne wenn und aber zu bekommen. Ein Mann stieg aus, den Mimma sofort erkannte. Es war der unbekannte Retter, den sie in ihrem Handy unter Stranger eingespeichert hatte. Wie es schien rettete der Fremde nicht nur Frauen aus gefährlichen Situationen, sondern war auch noch reich. Er trug einen schwarzen Mantel, wieder eine enganliegende, doch diesmal dunkelblaue Jeans und dieselben modischen Boots wie bei ihrer ersten Begegnung. Mit einem herzlichen Lächeln begrüßte er Mimma und führte sie wortlos und wie selbstverständlich in das Stundenhotel hinein an die Rezeption. Mimma sagte kein Wort. Wie eine Puppe stand sie reglos neben ihm und lauschte, wie er alle Formaltäten mit dem Rezeptionist regelte. Mimmas Begleitung wurde ein Schlüssel zu einem Zimmer ausgehändigt und er bekam noch kurze Anweisungen wo sich das Zimmer befand und wie man dort hingelangte. Sie folgte ihm, wie ein folgsamer Hund seinem Herrchen. Sie war einfach zu nervös, um Fragen zu stellen, doch platzte sie fast vor Ungewissheit.
Mimma hasste es
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