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Die Nacht zum Dreizehnten

Die Nacht zum Dreizehnten

Titel: Die Nacht zum Dreizehnten
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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grinste.
    »Nun, ich habe doch heute Dienst. Kollege Bruckner hat frei.«
    »Das muß ja auch mal sein!«
    Ariane schaute sich im Zimmer um. »Leider sind nur zwei Sitzgelegenheiten vorhanden. Falls noch mehr kommen –«, ihre Blicke wanderten zur Tür, »um Rosen zu bringen, dann müßte ich die Tür aufstehen lassen …«
    »Wir müssen gehen! Und Sie –«, Oberarzt Wagner bemühte sich, seiner Stimme einen strengen Vorgesetztenton zu verleihen, »begeben sich am besten gleich zu Schwester Euphrosine. Sonst gibt es Ärger! Sie versteht keinen Spaß!«
    *
    Das Taxi brachte die Bergmanns in das kleine Hotel, in dem Robert Bergmann als junger Mann gewohnt hatte. Ursprünglich wollte er die Metro nehmen, aber Yvonne hatte ihn lachend davon abgehalten.
    »Ich weiß, daß du gern der nostalgischen Erinnerung wegen in der Metro fahren möchtest, aber –«, sie deutete auf seine Beinprothese, »das lassen wir heute mit Rücksicht auf unser Gepäck sein. Es ist besser, wir nehmen ein Taxi. Wir können ja die Metrofahrt in den nächsten Tagen noch oft nachholen.«
    Das Taxi bahnte sich mühsam einen Weg durch die belebten Straßen der Innenstadt. Immer wieder blickte Professor Bergmann nervös auf seine Uhr. Endlich hielt der Wagen vor dem Hotel, in dem zwei Zimmer gebucht waren.
    In dem kleinen Vorraum schaute sich Bergmann erstaunt um.
    »Hier hat sich ja alles geändert!«
    Der junge Inhaber kam hinter seiner Theke hervor. »Sie sind sicher lange nicht mehr hiergewesen.«
    »Das sind schon –«, Bergmann dachte nach, »mehr als zwanzig Jahre her, daß ich hier wohnte.«
    »Inzwischen ist hier ein paarmal umgebaut worden. Sie haben zwei Zimmer im ersten Stock.«
    Er nahm den Koffer, den Frau Bergmann auf den Boden gestellt hatte. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen!« Er schritt den beiden die ziemlich steile Treppe nach oben voran, schloß eine Tür mit einem altmodischen Schlüssel auf und ließ den Professor eintreten. »Das ist Ihr Zimmer –«, er deutete auf das Zimmer nebenan, »und dort werden Sie wohnen, Madame.«
    Robert Bergmann schaute sich um. »Sie haben das wirklich ganz elegant gemacht. Damals –« sein Blick ging zur Decke, »hing hier oben eine nackte Birne an einem Draht.«
    »Wir haben versucht, aus diesem Hotel das beste zu machen.«
    »Kann ich bitte gleich telefonieren? Ich möchte Deutschland anrufen.«
    »Selbstverständlich! Geben Sie mir die Nummer. Ich werde Ihnen die Verbindung herstellen. Eine Selbstdurchwahl haben wir noch nicht, aber sie ist beantragt.«
    »Wen willst du anrufen?« fragte Yvonne.
    »Professor Quenstadt.«
    »Ach so – du hast recht. Wollen wir nicht vorher etwas essen gehen?« Sie wandte sich an den Hotelier, der wartend in der Tür stand. »Können Sie uns ein gutes Lokal in der Nähe empfehlen?«
    »Mögen Sie ein wenig Musik zum Essen?« fragte er zurück.
    »Französische Chansons?« Bergmann nickte. »Das wäre wunderbar!«
    »Dann gehen Sie in die ›Assiette au Boeuf‹ auf dem Platz von Saint Germain. Sie könnten sogar zu Fuß hingehen, von hier etwa zehn Minuten!«
    »Vielen Dank, aber ich möchte vorher doch noch telefonieren.« Professor Bergmann schrieb auf ein Stück Papier die Telefonnummer, nachdem er in seinem Notizbuch nachgesehen hatte.
    »Wird sofort erledigt!« Der junge Hotelier verließ das Zimmer.
    Yvonne Bergmann öffnete den Koffer und legte die Oberhemden des Professors in den Schrank. »Ich mache mich nur rasch frisch, dann können wir zum Essen gehen. Glaubst du, du kannst die paar Schritte gehen?«
    »Ich kann nicht nur – ich muß! Das Sitzen hat mich mehr angestrengt als ein wenig Laufen. Wir gehen zu Fuß.«
    Das Telefon klingelte. Bergmann nahm den Hörer ab und meldete sich.
    »Bitte, Professor Quenstadt. Hier spricht Professor Bergmann.«
    »Ich muß um Entschuldigung bitten«, begann Bergmann, als sich der Teilnehmer meldete. »Ich wollte dir einen Brief schreiben und dich bitten, deine Tochter erst ein paar Tage später nach Köln zu schicken. Ich hatte vergessen, daß wir einen akademischen Feiertag haben.«
    »Sie ist schon abgefahren. Nun ja – mach dir keine Sorgen«, versuchte Professor Quenstadt seinen alten Freund zu beruhigen. »Ariane wird sich bestimmt Köln ansehen. Das ist eine Stadt, die sie noch nicht kennt. Auf diese Weise hat sie ein paar Tage zusätzlich Urlaub! Ihr seid in Paris? Dann wünsche ich euch sehr viel Spaß und gute Erholung!«
    *
    Ariane stellte sich vor den Spiegel in dem kleinen Duschraum,
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