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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge
Autoren: May R. Tanner
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klar geworden war,
dass man ihr Bekky weggenommen hatte.
     
    Denk einfach an Bekky! Du tust das nur für sie!
Mit heftig klopfendem Herzen kam sie vor der Feuerwand zum Stehen und war froh,
dass Catalina den ersten Schritt tun würde, nachdem der Anblick von Nico ihr
schon den ersten Schock versetzt hatte. Was wenn sich alle irrten und sie doch
nicht dazu bestimmt war, eine Devena zu werden? Würde sie dann in dem Feuer
umkommen?
Nein, du hast doch Nico gehört! Trotzdem würde es wohl schmerzhaft
werden, wenn sich das Orakel geirrt haben sollte.
Durch das Licht der Flammen konnte sie jetzt wenigstens ein paar Einzelheiten
erkennen, auch wenn sie nicht genau sehen konnte, was sich hinter dem Feuer
abspielte. Ein kurzer Blick zur Seite verriet ihr, dass sie unweit von Rys
Harper stand, dessen Gesicht abweisender denn je wirkte. Vielleicht lag das
auch nur an den Schatten, die ihrer Wahrnehmung Streiche spielten? Oder an der
Erinnerung an den unfassbaren Kuss, den sie ihm aufgedrängt hatte…
     
    Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, die
sie nur noch nervöser gemacht hätten, trat Catalina in die Flammen. Romy
verschränkte die Finger ineinander und drückte so fest zu, dass ihre Knöchel
weiß hervortraten. Sie würde sich kaum zurückhalten können, wenn sie jetzt
einen Schmerzensschrei hören würde. Sie würde bestimmt nicht zusehen, wie
jemand vor ihren Augen gequält wurde, wenn die Vorsehung sich es am Ende anders
überlegt hatte. Aber nichts geschah, Catalina durchschritt die Flammen
scheinbar unverletzt.
Und jetzt kommst du…
     
    Sie sandte dem einzigen Menschen, den sie hier kannte, einen
ängstlichen Seitenblick zu, obwohl sie eigentlich solche Zeichen von Schwäche
hatte vermeiden wollen. Die Tränen in ihren Augen erklärte sie sich mit der
Hitze des Feuers und der Helligkeit, die gerade aufloderte. Sie würde keine
Schwäche zeigen. Nicht, wenn der Anblick Bekky quälen könnte.
Romy erwartete schlimmste Schmerzen, aber sie fühlte nur aufsteigende Wärme,
die auf ihrer nackten Haut eigentlich mehr als willkommen war. Gleich würden
die Bänder um ihre Gelenke zu glühenden Eisen werden und sich in ihre Haut
einbrennen und dann würde sie vor Schmerzen schreien…
     
    Nein, die Kette zerfiel irgendwie zu Staub und ihre Arme
waren plötzlich frei, sie hatte die Flammenwand überwunden und ihr war kein
Haar gekrümmt worden. Sie war vorerst in Sicherheit.
Ein Blick auf Catalina erinnerte sie daran, dass sie die Hände Ron entgegen
heben sollte. Diesen letzten Teil des Rituals hätte sie beinahe vergessen.
Hinter ihr war das Feuer schließlich in sich zusammen gefallen, bis nur noch
kleine Flämmchen in den Schalen mit dem heiligen Öl tanzten, als wäre nie etwas
geschehen. Als Ron ihr ein kleines aufmunterndes Lächeln schenkte, nachdem er
ihr das Band um den Hals abgenommen hatte, blinzelte Romy überrascht, weil sie
damit nicht gerechnet hatte. Er war ihr bisher als noch ernster als sein
jüngerer Bruder vorgekommen. Sie konnte nur kurz nicken, bevor sie sich dem
Orakel zuwandte und die Dame nun begrüßte, wie es sich gehörte. Dann stellte
sie sich zur Linken der Dame auf und hatte an ihrer Seite einen ihr völlig
fremden Krieger. Verwirrt zählte sie die Männer vor sich, denen sie bisher
keine große Beachtung geschenkt hatte.
     
    Acht… und die beiden hier neben mir macht zehn! Ich
dachte, es wären nur sieben?
Durch seine Nähe empfand sie seine Ausstrahlung beinahe körperlich, als stünde
Rys neben ihr und doch anders. Irgendwie unheimlich. Mit einem scheuen
Seitenblick erhaschte sie sein aristokratisches Profil und dann wandte er kurz
den Kopf, um sie mit einem nachsichtigen Lächeln zu bedenken.
     
    - Ich bin der Warrior Manasses aus dem Hause Faelis, ich
führe die europäischen Krieger an, die natürlich ihre Aufwartung machen
wollten, wenn schon zwei so wichtige Damen in die Gesellschaft eingeführt
werden, gnädige Devena! -
Romy wich seinem spöttischen Blick aus und richtete ihren wieder nach vorne,
nachdem er sie auf telepathischem Weg aufgeklärt hatte, wer er war. In ihrem
Magen machte sich ein beklemmendes Gefühl breit, wenn sie daran dachte, dass
sie als Devena nicht unbedingt die freie Auswahl hatte, was ihren Übergang zum
Dasein als Immaculate betraf. Dieser Krieger klang beinahe so, als hätte er
seine Dienste angeboten. Ein eiskalter Schauer rann über ihren Rücken, weil sie
sich nicht vorstellen konnte…
    Oh, Gott!
Sie nahm den leichten Duft
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