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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge
Autoren: May R. Tanner
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gestimmt. Der sollte ihr bloß fern bleiben!
     
    Romy war beinahe speiübel, als sie den dunklen Raum betrat,
in dem sie überall böse aufleuchtende Augenpaare auf sich gerichtet fühlte.
Jedenfalls kam es ihr so vor. Sie und Bekky waren anscheinend die einzigen
normalen Menschen in diesem Raum, die Immaculate waren zwar genauso menschlich
aber vielmehr über menschlich... Sie konnte ihre Schwester nicht sehen,
aber Rys’ Mutter hatte ihr versprochen, dass sie gut auf sie Acht geben würde.
Fürchtete sie sich jetzt? Oder war sie noch voller Abwehr?
Nicht einmal das junge Mädchen, Nico, das wie sie eine Breed war, hatte Bekkys
Verstocktheit mildern können. Romy war dadurch so angespannt, dass sie meinte,
bei dem kleinsten Geräusch aus der Haut fahren zu müssen. Sie selbst hatte sich
inzwischen mit ihrem Schicksal abgefunden, sie hatte einfach keine Kraft mehr,
dagegen anzugehen, wenn sie daran dachte, dass es keine Wahl für sie oder ihre
Schwester gab. Nico hatte die letzten kleinen Hoffnungsschimmer zunichte
gemacht. Die junge Frau war wie sie. Und obwohl sie nur bei ihrem Vater
aufgewachsen war, wusste sie um ihr besonderes Erbe, weil sie einen (so
unglaublich das auch klingen mochte) Schutzgeist hatte, der den Reihen der
Immaculate entstammte. Aber wenn sie ihre eigenen oder Bekkys Fähigkeiten
bedachte, dann sollte sie sich über gar nichts mehr wundern.
     
    Und dann gab es da noch Catalina Tate, die gerade erst vor
knapp einer Woche die Verwandlung durchgemacht hatte und irgendwie der lebende
Beweis schien, dass das gut gehen konnte. Romy hatte nicht gewagt, nach
Einzelheiten zu fragen, weil sie sich noch gut an die Sache mit dem Blut
erinnerte und das gerade lieber nicht zu genau wissen wollte. Catalina sah
nicht so aus, als wäre sie verletzt oder durch diese Prozedur geschwächt. Im
Gegenteil, Romy hatte noch nie eine gesündere oder schönere Frau gesehen. Und
auch sie besaß diese besonderen Augen mit dem dunkleren Rand, so dass es keinen
Zweifel mehr gab, dass Breeds tatsächlich existierten und Teil der Welt der
Immaculate waren. Trotzdem wäre es Romy lieber gewesen, wenn ihre Schwester
Recht behalten und sie sich als Bande von Verrückten entpuppt hätten, die nur
hinter ihrem Geld her waren.
     
    Romy kam sich in dem ziemlich freizügigen Gewand nackt und
ausgeliefert vor, weil die Ketten für sie ein Symbol dafür waren, dass sie sich
nun in Gefangenschaft begeben würde. Zum Wohle Bekkys, aber dennoch… Dieser
Titel, Devena, der ihr verliehen werden sollte, sagte ihr nichts. Nico und auch
Catalina hatten es ihr bei einem ruhigen Abendessen am Freitag erklärt, welches
sie nur zu viert einnahmen, doch es klang einfach zu phantastisch.
Ihr wurde ein Adelstitel verliehen? Ausgerechnet ihr?!
Die Familien der Immaculate waren in Häusern organisiert, denen eben diese
Devenas vorstanden. Und sie sollte nun ein neues Haus begründen. Warum?
Sie wäre am liebsten davon gelaufen, allein die Tatsache hielt sie zurück, dass
sie mit diesem Titel ausgestattet in der Lage sein würde, Bekky den größtmöglichen
Schutz in dieser Gesellschaft zu bieten. Wenigstens hatte Catalina selbst
Bedenken darüber geäußert, weil sie der Gesellschaft der Immaculate ebenfalls
aus dem Weg gegangen war. Es war irgendwie tröstlich, nicht die einzige
Außenseiterin zu sein. Sie musste ihr Leben irgendwie neu organisieren und
Wissen anhäufen, um sich darin zurecht zu finden. Es galten von nun an neue
Regeln…
     
    Romy war unruhig und brachte durch eine unwillkürliche
Bewegung ihrer Arme die Kette zum Klingen, die ihre Handgelenke und ihren Hals
in einer Art Fessel verband, deren Glieder schwer auf dem tiefen Ausschnitt des
Kleides lagen, das rot wie Blut war. Sie musste sich mit Hilfe von Catalina
orientieren, die im Dunkeln gestochen scharf sehen konnte.
Diese hatte bis vor kurzem noch die Feinde der Immaculate gejagt und Romy
fragte sich, wie sie das geschafft hatte, wo sie doch selbst kläglich daran
gescheitert war. Vor der Verwandlung war sie zwar körperlich austrainiert
gewesen aber nicht so stark wie jetzt. Romy erinnerte sich noch zu gut an den
aussichtslosen Kampf in der dunklen Gasse, der sie nun hierher geführt hatte.
Sie schritten schließlich das Spalier der Krieger ab, nachdem sie die
Feuerschalen auf dem Boden abgelegt hatten. Jetzt wurde es langsam ernst und
Romy hätte gerade zu gerne die Hand von irgendjemand gehalten. Sie hatte sich
noch niemals so verloren gefühlt. Oder doch… Nachdem ihr
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