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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition)
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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gestanden und gearbeitet haben.«
    Dominik begriff zuerst nicht, was er da hörte. Rebecca hatte tatsächlich für ihn gelogen? Wie konnte er das jemals wieder gutmachen?
    »Wenn Sie Ihre Aussagen bitte hier …« Er legte Dominik den ausgedruckten Zettel vor und zeigte auf zwei verschiedene Kästchen für seine Unterschriften. »… und hier unterschreiben würden? Danach können Sie gehen.«
    Dominik nahm den Kugelschreiber, den der Polizist ihm reichte, und setzte seine Unterschrift auf das Papier. Es wurde wirklich Zeit, dass er etwas veränderte.
     
     

91.
    Die Nachricht von Olivers Freilassung schlug ein wie eine Bombe. Wieder einmal war die Mordserie das Thema auf sämtlichen Sendern, und in den Redaktionen der Zeitungen liefen die Computer heiß. Oliver trat schnell in den Hintergrund der Nachrichten und das Hauptgesprächsthema der Medien wurde die Tatsache, dass der wahre Dolchstoßmörder noch immer auf freiem Fuß war. Die Menschen diskutierten öffentlich über die Morde und das Versagen der Polizei, doch niemand wirkte beunruhigt. Vielleicht spürten die Menschen instinktiv, so wie es auch Madeleine gespürt hatte, dass die Gefahr durch den Serienmörder gebannt war. René Kardos hatte sein finsteres Geheimnis mit ins Grab genommen. 
    Der Wert seiner Schmuckstücke war ins Unermessliche gestiegen und alle Welt riss sich darum, einen echten Kardos zu besitzen. Der Ruhm des mörderischen Goldschmieds war größer denn je und Madeleine war froh, dass sie wenigstens die unheimlichen Souvenirs aus seinem Keller aus dem Verkehr gezogen hatte. Oliver hatte die allzu perfekten Stücke hinter Maries Rücken in ihre Einzelteile zerlegt und das Gold eingeschmolzen. Madeleine war nun dabei, sie anonym an verschiedene Hilfsorganisationen im Ausland zu schicken. Einen der Brillanten hatte Lucy sich erkämpft, auch wenn das bei Madeleine einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. 
    Kardos selbst war auf dem Zentralfriedhof begraben worden. Den Spruch auf seinem marmornen Grabstein hatte Marie ausgewählt. »Suchet mich nicht hier. Suchet mich in euren Herzen.« Hätte sie von seinem Doppelleben gewusst, hätte sie es nicht besser ausdrücken können. Wer konnte von sich behaupten, dass es in seinem Herzen keine Begierden, keine finsteren Gelüste gab? Das Entscheidende war, die Kraft zu haben, ihnen zu widerstehen. Hätte Kardos es geschafft, hätte er vielleicht alt und milde werden und damit leben können, dass Schönheit und Perfektion flüchtig waren und dass er beides nicht festhalten konnte. Er hätte vielleicht akzeptiert, dass die Menschen gar nichts festhalten konnten. Keinen Besitz, keinen Augenblick, keinen anderen Menschen und kein Gefühl. Madeleine trat an sein Grab und stellte einen kleinen Topf darauf ab, in dem eine einzige Orchidee blühte. Stolz war er gewesen und allein. 
    Sie wandte sich ab und machte sich auf zu Pauls Grab. Sie war dabei, sich mit seinem Tod abzufinden. Die Menschen, die während der letzten Wochen in ihr Leben getreten waren, schlossen die Lücke in ihrem Herzen und inspirierten sie, sodass sie ihre Arbeit wieder aufgenommen hatte. Sie hatte noch nicht viel geschrieben, aber ein Anfang war besser als nichts und das Thema Liebe fiel ihr wieder leichter, seit sie das beste Beispiel tagaus tagein vor Augen hatte. Zwar planten Oliver und Marie, aus Wien fortzugehen, doch noch lebten sie in ihrem Haus. Obwohl sie nicht wussten, wohin sie wollten, hatten sie Madeleine bereits gebeten, sie regelmäßig zu besuchen. Maries Meinung nach war sie die perfekte Oma für das Baby, das in ihrem Bauch heranwuchs. Madeleine selbst war sich noch nicht so sicher, aber sie würde ihr Bestes versuchen. 
    Sie hatte verstanden, dass es in Ordnung war, Fehler zu machen, und auch, sie in gewissem Maß zu genießen. So hatte sie auch etwas von Georg gelernt, der gleich nach seiner Rückkehr nach England eine junge Inderin getroffen hatte, mit der er jetzt auf einer ausgedehnten Reise von Mumbai nach Varanasi seinen, wie er es nannte, hundertsten Frühling erlebte. Sie hatte beschlossen, ihm den Spaß zu lassen. Man wusste nie, wie viel Zeit einem noch blieb. 
    Lächelnd legte sie eine einzelne rote Rose auf Pauls Grab ab und betrachtete die neuen glänzenden Kupferbuchstaben auf seinem Grabstein. Sie hatte die Zeile erst vor einigen Tagen anbringen lassen. 
    »Die Essenz der Liebe ist Hoffnung«, stand in geschwungenen Lettern unter seinem Geburts- und Sterbedatum. Madeleine wischte ein paar
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