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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition)
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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Er ließ seine bis auf den Filter abgebrannte Zigarette auf die Wiese fallen und trat sie aus.
    »Inspektor!« Der junge Mann tätschelte aufgeregt den Kopf seines Spürhundes, der wie von Sinnen in einem Erdloch buddelte. »Sie müssen sich ansehen, was Duffy gefunden hat.«
    Dominik konnte es sich lebhaft vorstellen. Er holte noch einmal tief Luft, dann setzte er sich in Bewegung, um den Fund zu begutachten. 

4.
    Marie fröstelte. Die vorbeifahrenden Autos warfen Schatten, die wie Skeletthände aussahen, an die beschmierten Wände. Sie verformten sich und schienen nach ihr zu greifen, wann immer sie den Kopf abwandte. Sobald sie genauer hinsah, verwandelten sie sich zurück zu den Silhouetten der Bäume, die vor dem Abrisshaus standen. 
    Die Abwesenheit von Licht hatte Marie schon immer beunruhigt. Eigentlich hatte sie sich gar nicht auf diesen Ausflug einlassen wollen, aber ihre Schulfreundin Jasmin hatte hartnäckig darauf bestanden, dass sie mitkam. Ein leerstehendes Haus ohne Wasser und Strom zu Zeiten von Giftmischern und Serienmördern. Marie konnte sich schönere Orte für eine Party an einem Samstagabend vorstellen. 
    Sie blickte sich um und ließ die Schatten für einen Moment aus den Augen. Jasmin hatte sich mit einem Jungen aus der Schule auf einen der Balkons verzogen. Marie selbst saß mit irgendwelchen Hippies, die sie nicht kannte, auf dem Boden. Zu Musik, die verlangsamt klang, ließen sie einen Joint kreisen. 
    Zumindest hatte sie geglaubt, dass es nur ein Joint war, bis die Dunkelheit angefangen hatte, aufdringlich zu werden. Normalerweise reagierte sie nicht mit Halluzinationen auf Cannabis, vielleicht hatte jemand Zauberpilze oder etwas Härteres in den Tabak gemischt. Es wäre ihr egal gewesen, wären da nicht diese Schattenhände, die sie unaufhörlich bedrängten. 
    Ein langhaariger Typ mit Bandana um den Kopf hielt ihr von links den halb abgebrannten Joint ins Sichtfeld. Marie zögerte, dann lehnte sie dankend ab. Ihr Handy zeigte nach drei Uhr an und es verriet ihr noch etwas. Oliver hatte sich noch immer nicht gemeldet. Es wurde Zeit für sie, nach Hause zu gehen.
    Begleitet von protestierenden Rufen erhob sie sich aus dem Kreis und hielt nach Jasmin Ausschau, doch der Balkon war mittlerweile leer. Unsicher wankte Marie los, um die vielen Zimmer des Hauses abzusuchen. Immer wieder stieß sie mit den Füßen gegen Flaschen, die laut davonrollten. Die meisten Partygäste hatten sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Sie nach Jasmin zu fragen, wäre aussichtslos gewesen. Es hatte auch keinen Zweck, nach ihr zu rufen, denn die Musik im Abrisshaus war verstörend laut. Die wenigen Gespräche, die noch stattfanden, wurden schreiend geführt und vermischten sich mit dem lustvollen Gestöhne aus den Nachbarzimmern. 
    Marie kämpfte sich über Scherben und Bierlachen hinweg in den Hausflur. Hier war es leiser und bis auf ein auf dem Treppensims schlafendes Pärchen leer. Die Straßenbeleuchtung vor dem Fenster verdrängte die Schatten und sorgte für ein bisschen Sicht. 
    Wo wäre sie an Jasmins Stelle hingegangen? Nach oben, in den Keller oder in eine andere leere Wohnung? Es dauerte einen Moment, bis sie ihren eigenen Gedanken folgen konnte. Zweifellos hätte sie sich weder für den Keller noch für die Wohnung entschieden. Oliver und sie liebten die Sterne und hätten den Dachboden gewählt, doch wie sie Jasmin kannte, konnte es für sie nicht anstößig und schmutzig genug sein. Seufzend setzte Marie sich in Bewegung.
    Der Gang zum Keller des Hauses war von Schwärze erfüllt und genauso unübersichtlich, wie sie befürchtet hatte. Zögernd blieb sie an der Tür zu den Kellerräumen stehen. Wenn doch nur Oliver hier gewesen wäre. Er hätte mit ihr gemeinsam nach Jasmin gesucht und sie dann sicher nach Hause gebracht. Sie schob den Gedanken fort, funktionierte ihr Handy kurzerhand zu einer Taschenlampe um und ging los. Die Kellertür fiel mit einem Knall hinter ihr ins Schloss. Erschrocken fuhr sie herum und starrte schwer atmend in die Finsternis. Hektisch versuchte sie, den Flur mit dem Licht ihres Handys auszuleuchten. Ihr Herz raste und obwohl sie sich selbst für ihr kindisches Verhalten schämte, konnte sie sich vor Angst nicht rühren. In den Ecken schienen Monster zu lauern, die nur darauf warteten, dass sie einen Fehler beging.
    »Marie?«
    Gelächter ertönte hinter ihr und sie drehte sich um. Jasmin war aus einem der Räume getreten, nackt bis auf ein übergroßes
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