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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia
Autoren: Kerstin Gier
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Adulyadings verheiratet und haben undercover gegen den weltweit größten Menschen- und Drogenhandelsring ermittelt. Für Ihr Engagement wird Ihnen demnächst der Friedensnobelpreis verliehen, und Hollywood möchte die Filmrechte für Ihre Lebensgeschichte kaufen. Johnny Depp soll Ihre Rolle spielen.«
    »Ja, denn Tom Cruise haben wir abgelehnt. Er ist jetzt stinkbeleidigt«, sagte Anton. Und dann standen wir eine Weile voreinander und schwiegen. Ich überlegte, ob ich meine Einladung zu einer Tasse Kaffee wiederholen sollte. Immerhin hatte ich ja die Milch aus dem Kühlschrank geholt.
    In diesem Augenblick bog Anne in meinem knappsten schwarzen Badeanzug um die Ecke. Sie sah Anton überhaupt nicht, sie zupfte nur genervt an dem schwarzen Lycra.
    »Nee, guck mal, das sieht doch scheiße aus«, sagte sie. »Da kommt die halbe Brust raus und der halbe Hintern.«
    »Äh, Anne«, sagte ich. Ich war zwischen Mitleid und der Freude darüber, dass Anne gerade im Begriff war, sich noch mehr zu blamieren als ich, hin und her gerissen.
    Sie hatte nur Blicke für den Badeanzug. »Wenn ich ihn über den Hintern ziehe, fallt die Brust raus, und wenn ich ihn über die Brust ziehe, sieht man den ganzen Hintern«, sagte sie.
    »Aber so wird man besser braun«, sagte Anton.
    Anne hob den Kopf und glotzte Anton mindestens fünf Sekunden entsetzt an. Auf ihrem Hals bildeten sich rote Flecken.
    »Huch!«, sagte sie schließlich matt.
    »Hallo«, sagte Anton und streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Anton Alsleben. Oder Herr Doktor Jaguarmann, wie Frau Wischnewski mich gerne mal nennt.«
    Anne hielt sich mit der einen Hand den Busen fest, die andere streckte sie Anton hin. »Und ich bin die Königin des Beckenbodens«, sagte sie.
     
    *
     
    Am darauf folgenden Freitag weihten wir das Baumhaus offiziell ein. Anton hatte mir versichert, dass ein solch kleines und überdies vorbildhaft kindersicheres Bauwerk keineswegs genehmigungspflichtig sei, er hatte dies auch dem Bauamt bereits schriftlich mitgeteilt, ebenso hatte er sich mit dem Jugend- und Ordnungsamt in Verbindung gesetzt und Herrn Becker einen freundlichen Brief zukommen lassen, in dem er Herrn Beckers Mandanten, also Hempels, vor weiteren rufschädigenden Anzeigen und Äußerungen warnte, da sonst seine Mandantin, also ich, eine Klage gegen Hempels anstrengen und nach ParagrafDingenskirchen ohne jeden Zweifel gewinnen würde. Seitdem hatte Herr Becker nichts mehr von sich hören lassen.
    Das Grünflächenamt war Anton allerdings durchgegangen, und so hatte eines Tages ein gewisser Herr Langhaus bei mir vor der Tür gestanden, um den Baumbestand meines Grundstücks zu registrieren. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte er fast alle meine Bäume zu schützenswerten Exemplaren erklärt und mir ausdrücklich verboten, sie ohne schriftliche Genehmigung abzuholzen. Nur die serbischen Fichten durfte ich fällen, da hatte Herr Langhaus nichts dagegen. Die Hempels hatten seinen Rundgang von ihrem Wachfenster aus verfolgt, zuerst voller Triumph, dann, als sie gemerkt hatten, dass Herr Langhaus keineswegs an einem Kahlschlag interessiert war, mit fassungsloser Wut.
    »Ja, wozu haben wir Sie denn überhaupt angeschrieben?«, rief Herr Hempel, und Frau Hempel quiekte: »Wir machen Sie dafür haftbar, wenn unsere Regenrinne kommenden Herbst wieder durch das Laub verstopft wird und mein Heinrich von der Leiter fällt und sich das Genick bricht!«
    »Letzten Montag haben die Kinder hier einen Feuersalamander gefunden«, sagte ich. Ich wusste, dass ein lebendiger Feuersalamander rein ökologisch betrachtet immer einem toten Rentner vorzuziehen war.
    Herr Langhaus wollte das auch sofort dem Naturschutzbund mitteilen. »Gärten wie diese sind eine letzte Oase der Natur in einer Stadt voller Thuja-Hecken und Kirschlorbeer«, sagte er. »Sie können sich wirklich glücklich schätzen, einen so herrlichen, wertvollen Baumbestand geerbt zu haben. Und Sie auch«, setzte er an Hempels gewandt hinzu.
    Herr Hempel sagte etwas sphinxhaft: »Wir haben hier ein Enkelchen im Haus wohnen, dessen frohe Jugend ganz allein Sie auf Ihrem Gewissen haben.«
    »Ach, Sie waren das«, sagte ich zu Herrn Langhaus. Er verstand nicht, was ich meinte.
    Jedenfalls feierten wir am Freitagnachmittag die Fertigstellung des Baumhauses, das heißt, die Kinder feierten, Max und Nelly und Nellys Freundin Lara, Julius und Jasper. Ich hatte ihnen eine Torte gebacken und eine alkoholfreie Bowle zusammengerührt, und beides wurde mit
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