Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
werde. Wir zahlen jeden Monat einen Haufen Steuern, von denen Sie und diese sozial schmarotzenden Denunzianten da nebenan finanziert werden!«
    »Aber wir haben doch gar nicht ...«, sagte der Mann vom Bauamt. »Wenn es ein anderes Mal besser passt, werden wir selbstverständlich ...«
    »Gar nichts werden Sie!«, rief Anne und scheuchte die beiden vor sich in den Flur und durch die Haustür. »Wissen Sie, wie viel ich im Monat an Steuern zahle? Wissen Sie, dass meine Kinder und die Kinder dieser Frau hier später mal Ihre Rente finanzieren werden? Wissen Sie, wie wütend mich das macht, dass Sie unsere mühsam erarbeiteten Steuerbeträge dafür aus dem Fenster schmeißen, neurotischen Rentnern die Langeweile zu vertreiben? Stellen Sie sich doch mal vor, bei Ihnen würde jemand vor der Tür stehen und sagen, dass sie Ihre Kinder vernachlässigen, nur weil die fiese Oma von nebenan so viel Zeit hat, Briefe ans Amt zu schreiben! Wie fanden Sie denn das? Ja, genau, beschissen fanden Sie das! Ich werde es mir nicht nehmen lassen, dem Stadtdirektor gegenüber Ihre Namen zu erwähnen, wenn ich das nächste Mal seiner schwangeren Frau einen Hausbesuch abstatte, darauf können Sie sich verlassen! Wie waren die Namen noch mal, Constanze?«
    »Herr Höller und Frau Kurt«, sagte ich. »Aber hau sie nicht.«
    »Herr Höller und Frau Kurt«, sagte Anne. »Dieser Morgen könnte der Anfang vom Ende Ihrer Karriere sein!« Sie warf dieHaustür mit Schwung ins Schloss und drehte sich zu mir um. »Das hätten wir«, sagte sie. »Kann ich jetzt deine Badeanzüge anprobieren?«
    »Sobald ich dir die Füße geküsst habe«, sagte ich.
    Zwanzig Minuten später klingelte es wieder.
    »Das wird jetzt ein Beamter vom Ordnungsamt sein«, sagte Anne. »Gib ihm einen Tritt in den Hintern.«
    »Nein, iche diese Male mache Putzefraue-Trick«, sagte ich und riss die Tür mit einem möglichst einfältigen Gesichtsausdruck auf.
    Auf Omi Wilmas Fußmatte stand Anton.
    »Wasse Sie denn hier wolle?«, fragte ich verdutzt.
    »Ich dachte, ich schaue doch besser mal nach dem Rechten«, sagte Anton. »Sie klangen vorhin so aufgeregt.«
    »Ja, war ich auch«, sagte ich. »Ich weiß, das ist blöd, aber woher sollen denn diese Leute wissen, dass Hempels sich das alles nur ausgedacht haben? Möchten Sie einen Kaffee?« Mir war der hässliche Flur peinlich, ich wollte ihn gern in die hübscheren Gefilde locken.
    »Nein danke«, sagte er, folgte mir aber in die Küche, wo ich geschäftig den Kühlschrank aufmachte, ein Glas Marmelade und die Dose mit dem Aufschnitt herausholte und beides irritiert anschaute.
    »Ich wollte mich nur vergewissern, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist«, sagte Anton.
    »Das ist sehr nett«, sagte ich, machte den Kühlschrank erneut auf und stellte Marmelade und Wurstdose wieder hinein. Stattdessen nahm ich die Milchflasche heraus. »Ich rege mich leider immer sehr schnell auf Meine Freundin Trudi sagt, das liegt an meinen übermäßig vorhandenen Schuldgefühlen. Ich habe zum Beispiel jedes Mal rasendes Herzklopfen, wenn ich in der S-Bahn einen Kontrolleur sehe, obwohl ich immer eine Fahrkarte habe. Kennen Sie das auch?«
    »Nein«, sagte Anton. »Ich bin ja nur zu früh auf den Topf gesetzt
    worden. Mit Schuldgefühlen wurde bei mir nicht gearbeitet.«
    Ich wurde wieder einmal rot. »Ja, ahm, wissen Sie, ich nehme an, Sie sind gar nicht zu früh auf den Topf gesetzt worden«, sagte ich.
    »Ach nein? Und was hat Sie zu diesem Sinneswandel bewogen?«
    »Man hatte mir leider falsche Informationen ... also, ich habe mich da wirklich völlig ...«, Reden ist Silber, Schweigen ... »Sie waren immer so nett zu mir, und mein Gefühl hat mir auch ... aber als Ihre Mutter mich ...« Ich brach ab und holte tief Luft. »Tut mir Leid, was ich über gekaufte Frauen und so weiter gesagt habe«, sagte ich dann schnell und flüssig. »Es war falsch von mir, diese blöde Geschichte für bare Münze zu nehmen. Und äh ...«
    Anton sah mich abwartend an.
    »Das war's«, sagte ich. Dafür, dass ich seine Mutter beleidigt hatte, wollte ich mich nicht entschuldigen.
    Anton lächelte schwach. »Es geht im Kindergarten also wirklich das Gerücht herum, ich hätte meine Frau in einem thailändischen Bordell gekauft? Was sagt man denn noch so?«
    »Ich glaube, das möchten Sie gar nicht wissen«, sagte ich. »Außerdem arbeite ich ja schon wie besessen an der Verbreitung eines Gegengerüchtes. Demnach waren Sie mit einer Großnichte König Bhumibol
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher