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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte
Autoren: Jack Higgins
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registrierte er einen leichten, hartnäckig klopfenden Schmerz. Er setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und fuhr sich mit den Händen über das stoppelige Kinn.
      »Wie spät ist es?« fragte er.
      »Gegen vier. Dein Freund, Pater da Costa, hat angerufen. Er möchte dich gern sehen.«
      Fallon runzelte leicht verwirrt die Stirn. »Wann rief er an?«
      »Etwa vor zehn Minuten. Ich wollte dich holen, aber er sagte, er könnte nicht warten.«
      »Und wo will er mich sehen? In Holy Name?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er sagte, er würde seine
    Nichte aufs Land bringen. Er glaubt, sie wäre dort sicherer. Ein kleines Nest – Grimsdyke genannt. Etwa zwanzig Meilen von hier in der Marsch. Er möchte dich dort möglichst bald treffen.«
      Fallon fragte: »Weißt du, wo das ist?«
      Sie nickte. »Als ich noch ein Kind war, sind wir oft zum Picknick dort hingefahren. Bei dem Mill House bin ich aller dings nie gewesen, aber er hat mir gesagt, wie ich es finde.«
      »Und du würdest mich hinbringen?«
      »Wenn du es gern möchtest. Wir könnten mit meinem Wagen fahren. Wir brauchen nicht viel mehr als eine halbe Stunde bis dorthin.«
      Er starrte sie an, ausdruckslos, die Augen sehr dunkel.
      Sie blickte nervös zur Seite, wurde rot. Ärgerlich sagte sie: »Hör zu, es ist nicht mein Bier. Willst du hin oder nicht?«
      Er wußte, daß sie log, aber er war todsicher, daß sie ihn an das richtige Ziel bringen würde.
      »Gut«, sagte er. »Ich will mich nur rasch frischmachen. Wir treffen uns unten.«
      Sobald Jenny gegangen war, holte er die Ceska aus seiner Jackentasche, lud sie mit acht Patronen nach und steckte sie in die rechte Tasche seines Trenchcoats. Dann ging er zum Fenster, hob den Teppich etwas an und zog die Browning Automatic heraus. Darunter lag ein großer, dicker Briefum schlag, der das meiste der zweitausend Pfund in Zehn-PfundNoten enthielt. Er steckte den Umschlag in seine Brusttasche und überprüfte rasch den Browning. In dem Schränkchen über dem Waschbecken fand er eine Rolle Heftpflaster. Er schnitt mit dem Rasiermesser ein paar Lagen ab, heftete den Browning an die Innenseite seines linken Beines, direkt über dem Sprungbein, und verdeckte ihn mit dem Socken.
      Während er hinunterging, knöpfte er seinen Trenchcoat zu. Jenny wartete in einem roten Gummiregenmantel. Sie lächelte
    verkrampft und zog Handschuhe an.
      Er öffnete die Haustür und hielt sie an der Schulter zurück, als sie hinausgehen wollte. »Du hast mir nicht irgendwas zu erzählen vergessen?«
      Sie wurde rot, und ihre Stimme klang wieder ärgerlich. »Wäre es denn wahrscheinlich, daß ich so etwas tue?«
      Er lächelte. »Dann sollten wir jetzt fahren.«
      Der Mini-Cooper parkte am Straßenrand.
      Die Marsch bei Grimsdyke an der Flußmündung war eine wildromantische einsame Landschaft, die etwas Gespensti sches hatte, eine fremde Welt, hauptsächlich von Vögeln bewohnt, die den Winter über aus dem Süden Sibiriens hier herzogen.
      Sie fuhren durch das Dorf. Dreißig oder vierzig Häuser, eine Tankstelle, ein Pub – dann waren sie durch. Es regnete ziemlich stark. Der Wind jagte Wolkenberge über die Marsch.
      »Eine halbe Meile nach dem Dorf rechts.« Jenny sah kurz zu Fallon hinüber. »Das hat er gesagt.«
      »Hier scheint's zu sein«, murmelte Fallon.
      Sie bogen von der Hauptstraße ab und fuhren einen schma len erhöhten Grasdamm entlang. Zu beiden Seiten wogten meilenweit Sumpfgras und Schilf, und der Wind trieb feine Nebelfetzen vom Meer herein.
      Fallon kurbelte das Fenster an seiner Seite herunter und atmete tief die prickelnde Salzluft ein. »Ein verdammt schönes Plätzchen!«
      »Als Kind liebte ich diese Gegend«, sagte sie. »Es ist eine ganz andere Welt, wenn man aus der Stadt kommt.«
      Je mehr sie sich der Flußmündung näherten, um so dichter schien sie der Nebel einzuhüllen. Als sie auf eine kleine Anhöhe kamen, sahen sie etwa hundert Meter südlich aus einer Baumgruppe etwas aufragen. Das mußte die Mühle sein.
      Fallon legte eine Hand auf ihren Arm, und sie hielt an.
    »Wir werden von hier ab zu Fuß gehen«, sagte er.
    »Ist das notwendig?«
      »Wenn ich etwas im Leben gelernt habe, dann: niemals etwas unbesehen zu akzeptieren.«
      Sie stieg wortlos aus, und Fallon verließ die Fährte und durchquerte mit ihr eine Tannenschonung. Schließlich kroch er hinter einen Busch, zog Jenny zu sich
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