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Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Titel: Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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amerikanischen Jeeps bis hin zu britischen Panzern .
    » Legio Patria Nostra « – »Die Legion ist unsere Heimat«, heißt das Credo der Legionäre und nicht wenige gehen darin auf, vor allen Dingen jene, die einst bei der Waffen-SS waren und nun Unterschlupf gefunden haben.
    Frank verabscheut diese Typen, die sich niemals ändern werden. Knallharte Kerle, die dem Führer nach trauern.
    Die Männer sind aggressiv. Die Hitze und unvorstellbare Luftfeuchtigkeit sorgt für angespannte Nerven, nicht selten quält Ungeziefer. Die Situation muss entspannt werden, will man weiterhin nach dem Credo handeln.
    Das Kommando weiß, wie man den Männern Spaß bereitet.
    Man schafft sogenannte »Bordels Mobiles de Camp« herbei. Dort sind Frauen verpflichtet, die wie die Männer Fünfjahres-Kontrakte unterzeichnet haben. Die Frauen werden regelmäßig untersucht und unterliegen Befehlen.
    In Marokko erlebte Frank, wie die weibliche Bevölkerung eines ganzen Dorfes angehalten wurde, die Türen eine Woche lang für jeden Soldaten geöffnet zu halten. Man brachte Schande über die Frauen und der Hass der hilflosen Muslime hätte Stahl zum Kochen gebracht.
    So etwas wird nicht mehr gerne gesehen, deshalb folgen die Bordelle den Soldaten, wohin sie gehen. Nicht selten sterben Frauen, entweder an der Malaria, der Hitze oder an einer Geschlechtskrankheit, sodass Nachschub gefragt ist.
    Sie langen an einem Dorf an, sind in Deckung, vorsichtig sind sie, denn jederzeit kann eine Machete aus dem Grün huschen und man verliert seinen Kopf. Die kleinen Braunen sind hurtig und flink und man kriegt sie kaum zu fassen.
    Doch in diesem Dorf sind keine Männer, abgesehen von dem Alten, der den zahnlosen Mund nur noch öffnet, um ein Todesgurgeln auszustoßen. Frank fährt herum. Der Soldat neben ihm, Wolfgang Römer, Waffen-SS außer Dienst, hat geschossen.
    » Bist du wahnsinnig? Das ist ein Zivilist!«
    Römer lacht und legt auf eine Frau an, die sich heulend zu Boden wirft. Er lässt die Waffe wieder sinken.
    Colonel Legrange sammelt seine Männer, nachdem er Römer verwarnt hat. Der Mann grinst schräg, das Gesicht fast viereckig, die blonden Haare ein weißer Schatten auf dem sonnenverbrannten Schädel.
    » Wir befragen die Frauen«, sagt Legrange. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wo die Männer sind.«
    Befragen ist ein Synonym für Folter. Die Frauen sind treu und ergeben und verraten ihre Männer nicht, doch wenn man eines der Kleinkinder gegen einen Palmenstamm schleudert, und das Knacken der Knochen über den Dorfplatz hallt wie das Brechen trockener Äste, wird gerne geredet.
    Legrange ist nicht dabei. Frank weiß, dass der Mann so etwas nicht mit ansehen kann. Doch er darf es nicht verhindern. Immerhin könnte die Falle, falls es eine gibt, jederzeit zuschnappen und ihr Leben kosten. Also müssen Antworten her, schnell und effizient. Das ist Krieg, das sind die Folgen.
    Erneut tut sich Römer hervor. Er erschießt zwei Frauen , und endlich berichten ihm die Überlebenden, dass die Männer unweit des Flusses ein geheimes Lager aufgeschlagen und Fallen errichtet haben. Erleichterung macht sich breit und nicht wenige fragen sich, warum die Frauen nicht gleich geredet haben. Dachten sie tatsächlich, ihre Männer durch Schweigen zu retten?
    Römer sagt: »Hübsche kleine Weiber. Wir sollten ein paar von denen mitnehmen. Unser Rollpuff braucht Nachschub.«
    Legrange mustert den blonden Mann und nickt. »Oui, tun Sie das.«
    Frank sieht den Colonel an und will etwas sagen, aber ein kalter Blick heißt ihn schweigen. Sie werden später darüber reden. Abends, wenn sie philosophieren, wenn der Franzose seinen geliebten sokratischen Dialog mit Frank führt, wenn der Krieg weit weg scheint, wird er ihm erklären, warum er die Entführung der Frauen nicht verhinderte, und akzeptierte, dass Römer wahllos tötete.
    »Der siebte Punkt unseres Codex«, murmelt Frank. »Du achtest deine besiegten Feinde.«
    » Schweigen Sie, Allemande, oder wollen Sie sich gegen Ihre Kameraden stellen ... oder gegen mich?« Legrange wirkt zornig.
    Römer und andere Männer schnappen sich die Frauen und verschwinden in einer leerstehenden Hütte. Frank weiß, was nun geschieht und wendet sich ab. Legrange verzerrt voller Ekel das Gesicht und sieht auf seine Uhr. »Ich gebe ihnen fünfzehn Minuten. Danach wird der Überdruck vorbei sein und wir sind wieder eine Truppe, auf die man sich verlassen kann.«
    Mit diesen Sätzen hat er eigentlich schon jetzt alles
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