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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken
Autoren: Ray Bradbury
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und schob neues Papier ins Feuer.
    »Jetzt sind wir allein. Wir und eine Handvoll andere, die in ein paar Tagen landen werden. Ihre Zahl ist groß genug, um von vorn anzufangen. Um dem Vergangenen auf der Erde den Rücken zu kehren und einen neuen Weg zu beschreiten…«
    Das Feuer loderte auf, wie um seine Worte zu unterstreichen. Schließlich war nur noch ein Blatt übrig. All die Gesetze und Überzeugungen der Erde waren zu einem kleinen heißen Aschehaufen verbrannt, der bald vom Wind verstreut sein würde.
    Timothy betrachtete das letzte Blatt, das Paps jetzt in die Flammen warf. Es war eine Weltkarte, und sie schrumpfte ein und faltete sich zusammen und war – pfuusch! – verschwunden wie ein warmer, schwarzer Schmetterling. Timothy wandte sich ab.
    »Und jetzt zeige ich euch die Marsianer«, sagte Paps. »Kommt, ihr alle. Komm, Alice.« Er nahm sie bei der Hand.
    Michael weinte laut vor sich hin, und Paps nahm ihn auf den Arm, und sie gingen zwischen den Ruinen hindurch zum Kanalufer.
    Der Kanal. Das Wasser, auf dem ihre künftigen Frauen morgen oder übermorgen in Booten ankommen würden, kichernde kleine Mädchen in Begleitung ihrer Väter und Mütter.
    Die Nacht senkte sich herab, und die ersten Sterne tauchten auf. Die Erde konnte Timothy nicht finden. Sie war bereits untergegangen. Das war etwas, über das er nachdenken mußte.
    Ein Nachtvogel schrie zwischen den Ruinen. Paps sagte: »Eure Mutter und ich werden versuchen, euch zu erziehen und zu bilden. Vielleicht gelingt es uns nicht, was ich nicht hoffen will. Wir haben nun wirklich Gelegenheit gehabt, die Augen offenzuhalten und zu lernen. Wir hatten diese Reise schon vor Jahren geplant, schon vor eurer Geburt. Selbst wenn es keinen Krieg gegeben hätte, wären wir wohl eines Tages auf den Mars gekommen, um hier zu leben und uns eigene Ziele zu setzen. Es hätte sicher noch ein Jahrhundert gedauert, ehe auch der Mars durch die irdische Zivilisation verseucht worden wäre. Jetzt jedoch…«
    Sie erreichten den Kanal. Er war lang und gerade und kühl und naß und nachtschimmernd.
    »Ich wollte schon immer einen Marsianer sehen«, sagte Michael. »Wo sind sie, Paps? Du hast uns welche versprochen.«
    »Da sind sie«, sagte Paps, und er hob Michael auf seine Schulter und zeigte nach unten.
    Und da waren die Marsianer. Timothy begann zu zittern.
    Die Marsianer blickten sie an – Spiegelbilder im Wasser des Kanals. Timothy und Michael und Robert und Mama und Paps.
    Und von der gekräuselten Wasseroberfläche starrten die Marsianer lange, lange Zeit stumm zu ihnen herauf…
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