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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero
Autoren: Andy NcNab
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ohne daß ein Offizier für einen den Antrag unterschrieb.
    Vier von uns Green Jackets bewarben sich im Sommer 1983 für den Auswahltest, und zwar alle aus dem
    gleichen Grund: um aus dem Bataillon herauszukommen.
    Ein paar hatten den Test in den vergangenen Jahren schon bestanden. Einer war ein Hauptmann, der uns in eine Reihe von Trainingskursen in Wales
    einschmuggelte, damit wir ab und zu zurück nach
    Großbritannien konnten. Er nahm uns persönlich mit in die Brecon Beacons für ein intensives Gebirgstraining.
    Darüber hinaus gab er uns jede Menge Optimismus und Bestätigung. Diesem Mann verdanke ich viel. Es war ein Glück, jemanden wie ihn zu kennen: In einigen
    Regimentern, besonders bei den Korpstruppen, sieht man 28
    es nicht gern, wenn die Soldaten zum Training fort sind, denn sie sind nur schwer zu ersetzen. Man gibt ihnen entweder einfach nicht frei, oder man legt ihren Antrag in Akte 13 ab – im Papierkorb. Oder man erlaubt es, läßt sie aber bis eine Minute vor der Abfahrt schwer schuften.
    Keiner von uns bestand den Test. Noch vor dem
    Dauerbelastungsteil schaffte ich den 30-Kilometer-
    Marsch nach Karte nicht. Ich ärgerte mich furchtbar über mich selbst, aber man schlug uns immerhin vor, es noch einmal zu versuchen.
    Ich ging zurück nach Deutschland und mußte mir
    natürlich jede Menge Spott über mein Versagen anhören.
    Wie üblich waren das die alten Säcke, die sich selbst nie etwas trauen würden. Doch mir war das egal. Ich war jung und zuversichtlich, und der leichteste Weg hätte darin bestanden, im Bataillonssystem zu bleiben und den großen Hecht im kleinen Teich zu spielen. Doch dazu fehlte mir inzwischen die Begeisterung. Ich stellte einen neuen Antrag für die Prüfung im Winter 1984 und
    trainierte die ganzen Weihnachtsferien in Wales. Debbie gefiel das nicht allzu gut.
    Im Winter ist der Test fürchterlich. Die Mehrheit gibt in der ersten Woche der vierwöchigen
    Dauerbelastungsphase auf. Das sind die Tagträumer, die nicht genug trainiert haben oder sich eine Verletzung zuziehen. Einige, die dort aufkreuzen, sind auch
    Vollidioten. Sie denken, bei der SAS ginge es immer so zu wie bei James Bond, und es würden am laufenden
    Band diplomatische Vertretungen gestürmt. Sie begreifen nicht, daß man in erster Linie Soldat ist, und sie sind 29
    völlig verwirrt, wenn sie erkennen, um was es bei der Auswahlprüfung eigentlich geht.
    Das einzig Gute an dem Wintertermin ist das Wetter.
    Die Rennläufer, die im Sommer wie besessen durch die Landschaft rasen, werden von Schnee und Nebel
    behindert. Es ist schon sehr gerecht, wenn alle
    gleichzeitig bis zu den Hüften im Schnee versinken.
    Ich bestand.
    Auf diese erste Hürde folgten vier Monate Training, darunter auch eine anstrengende Phase im asiatischen Dschungel. Die letzte große Prüfung ist der Nahkampf-
    Überlebenskurs. Zwei Wochen lang werden einem
    Überlebenstechniken beigebracht, und dann wird man zum Arzt geschickt. Der schiebt einem den Finger in den Arsch, ob man dort keine Schokolade versteckt hat, und dann wird man in den Black Mountains losgelassen. Man trägt nur die einfachen Kampfklamotten des Zweiten Weltkriegs, einen Mantel ohne Knöpfe und Stiefel ohne Schnürsenkel. Die Verfolger sind eine Gruppe Gardisten in Hubschraubern, denen man zwei Wochen Urlaub
    verspricht, wenn sie einen von uns fangen.
    Ich war seit zwei Tagen auf der Flucht, begleitet von drei Opas – zwei Marinefliegern und einem RAF-Lademeister. Man mußte als Gruppe zusammenbleiben, und ich hätte kein schlimmeres Trio von Mühlsteinen am Hals haben können. Ihnen war das egal, denn für sie waren es drei Wochen Unbequemlichkeit, und dann ging es heim zu Muttern und einer Medaille. Doch wenn ein SAS-Kandidat den Nahkampf-Überlebenstest nicht
    bestand, gab es nichts zum Anstecken.
    30
    Als wir an einem bestimmten Treffpunkt warteten,
    schliefen die beiden auf Wache ein. Und schon
    schwenkte der Hubschrauber mit den Gardisten heran, und wir saßen in der Falle. Nach einer kurzen
    Verfolgungsjagd wurden wir gefangengenommen und zu einem Sammelplatz gebracht.
    Mehrere Stunden später, ich noch auf den Knien,
    wurde mir die Augenbinde abgenommen, und ich blickte dem Ausbildungsoffizier in die Augen.
    »Bin ich raus aus dem Spiel?« fragte ich kläglich.
    »Nein, du Nuß. Geh zurück zum Hubschrauber und laß dich nicht noch mal erwischen.«
    Ich hatte ihn in guter Stimmung angetroffen. Er
    stammte selbst aus einem Household-Regiment und freute sich,
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