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Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa
Autoren: Jason Dark
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sagen sollten? Ihres und das Schicksal ihrer Freundin lagen jetzt in den Händen einer anderen Person. Außerdem hatten sie es nicht anders gewollt.
    Alina erhob sich. Sie strich an ihrem Körper entlang und schaute dabei auf die dunklen Stellen. Sie umarmte Miranda. »Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Ich weiß das. Wir stehen unter Medusas Schutz. Es ist alles so gekommen, wie wir uns es gewünscht haben.« Sie strich über Miranda’s Nacken. »Spürst du auch den Druck in dir? Ist das nicht die wunderbare neue Welt?«
    »Ich weiß es nicht und kann es nur hoffen.«
    »Wieso?«
    »Ich fühle mich anders. Etwas steckt in mir, aber ich kann es nicht beschreiben.«
    »Die Schlangen, Miranda, unsere Freundinnen und Begleiterinnen.«
    »Nein, nicht sie. Ich glaube es nicht.« Miranda löste sich von ihrer Freundin. »Es sind andere Dinge, die mich so seltsam berühren.«
    »Welche?«
    Alina schaute sich um wie jemand, der etwas Bestimmtes entdecken will. Sie nagte an der Unterlippe und suchte nach Worten. Sie schaute auch auf die Schlangenabdrücke unter der Haut und auf die bei Miranda.
    »Sie haben etwas getan!« flüsterte sie. »Ich weiß genau, daß es nicht vorbei gewesen ist, nachdem sie in unsere Münder hineingekrochen sind. Da kenne ich mich aus. Ich habe es gespürt, und du mußt es auch gemerkt haben, Alina.«
    »Was denn?«
    Miranda räusperte sich. »Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen, aber sie befinden sich in meinem Körper, und dort haben sie etwas getan.«
    »Was?«
    »Gefressen!«
    Miranda kniff kurz die Augen zu Schlitzen zusammen. »Und weiter?«
    »Auch getrunken.«
    »Wie... wieso? Was sollen sie denn gefressen und getrunken haben? Was, Alina?«
    »Fleisch, Blut, Sehnen, alles, was sich in uns befunden hat. Sie haben sich von unserem Blut ernährt. Jetzt können sie in uns weiterleben. Sie haben uns übernommen, stärker als die Schlange auf den Armen, mit der alles begonnen hat. Ich hatte nie das Gefühl, so ganz der Schlange zu gehören. Ich dachte immer, sie kontrollieren zu können. Jetzt ist es umgekehrt. Jetzt werde ich kontrolliert, und wenn sie wollen, kann uns das passieren, was auch mit Rob Gilmore geschehen ist.«
    »Du... du... denkst an eine Versteinerung?«
    »Ja, Miranda, genau daran. Wir sind nicht mehr wir selbst. Wir gehören jetzt jemand anderem. Wir sind auch nicht tot. Wir sind nur übernommen worden.«
    Miranda hatte es sehr wohl begriffen. Sie ließ sich mit einer Antwort Zeit und flüsterte nach einigen Sekunden: »Aber haben wir das denn nicht gewollt?«
    »Ja, schon. Aber so...?«
    »Wie meinst du das jetzt?«
    »Daß wir mit Haut und Haaren ihr gehören. Ihr und ihren Dienern, meine Teure. So ist es doch. Wir können nicht mehr anders. Wir kommen nicht mehr raus. Beide sind wir gefangen. Es ist schlimm, und das weißt du auch.«
    Miranda starrte zu Boden. Sie bewegte ihre Stirn, und die Haut dort bildete Falten. Für sie waren die Schlangen kein so großes Problem gewesen. Alina aber dachte anders über sie. Und wenn Miranda jetzt ebenfalls nachdachte, dann wurde ihr klar, daß die Freundin wohl nicht so unrecht hatte.
    Beide hatten sich auf ein riskantes Spiel eingelassen, um mehr zu erreichen. Sie hatten etwas Besonderes sein wollen, um den Weg zu Medusa zu finden. Von ihr waren sie fasziniert gewesen. Die Gorgonin war für sie das Größte überhaupt gewesen. Als sie auf die Legende gestoßen waren, da hatten sie sich sofort auf die Suche gemacht und eben ihr persönliches Heil gefunden. Es war Medusa gewesen, die sie in ihren Kreis hineingezogen hatte. Sie hatte ihnen das Zeichen auf die Arme gemalt und sie auch offen zu ihren Dienerinnen gemacht. Doch nun waren sie ihr mit Haut und Haaren verfallen. Nicht mehr nur äußerlich, sondern auch im Innern, eben durch die Schlangen.
    Alina Gray bewegte langsam ihren Kopf von rechts nach links. »Wir sind nicht mehr die Herrinnen über unsere eigenen Körper. Jetzt haben andere Mächte das Sagen. Achte doch mal auf dich. Konzentriere dich. Dann kannst du spüren, daß sich die Schlangen in uns bewegen. Hin und wieder zucken sie wie Peitschen, und das ist schlimm, sehr schlimm.«
    Miranda räusperte sich. Es fiel ihr nicht leicht, die folgende Frage zu stellen. »Willst du nicht mehr, Alina? Willst du aussteigen? Es hörte sich so an.«
    »Kann ich das denn?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Eben, Miranda. Wir können nicht mehr aussteigen. Jetzt gehören wir ihr. Wenn ich dich anschaue, sehe ich einen Menschen,
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