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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen
Autoren: Ken Follett
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Morgen Rahmi sehen«, begann er.
    »Okay. Wir treffen uns dann später bei dir.«
    »Du könntest da was für mich tun, falls es dir nichts ausmacht, etwas früher zu kommen.«
    »Was?«
    »Essen kochen. Nein! Nein! Ist bloß ein Witz. Ich möchte, dass du mir bei einer kleinen Verschwörung hilfst.«
    »Sprich weiter«, sagte sie.
    »Rahmi hat heute Geburtstag, und sein Bruder Mustafa ist in der Stadt, aber das weiß Rahmi nicht.« Falls dies klappt, dachte Ellis, werde ich dich nie wieder anlügen. »Ich möchte, dass Mustafa bei Rahmis Lunchparty als Überraschung auftaucht. Aber ich brauche einen Komplizen.«
    »Na, dann mal los«, sagte sie. Sie rollte von ihm herunter und saß aufrecht, mit gekreuzten Beinen. Ihre Brüste waren wie Äpfel, glatt und rund und fest. »Was habe ich zu tun?«
    »Das Problem ist einfach. Ich muss Mustafa sagen, wohin er kommen soll, aber Rahmi hat sich noch nicht entschlossen, wo er essen will. Also muss ich die Nachricht Mustafa in allerletzter Minute zukommen lassen. Und Rahmi wird wahrscheinlich neben mir stehen, wenn ich anrufe.«
    »Und die Lösung?«
    »Ich rufe dich an. Und rede irgendwelches Zeug. Kannst du alles ignorieren, bis auf die Adresse. Ruf Mustafa an, gib ihm die Adresse und erkläre ihm, wie er hinkommt.« Als Ellis sich diesen Plan ausgedacht hatte, schien alles recht glaubwürdig zu klingen; jetzt hörte es sich an wie das wildeste Garn.
    Jane jedoch nahm’s für bare Münze. »Ist ja nichts weiter bei«, sagte sie.
    »Gut.« Mit Mühe verbarg Ellis seine Erleichterung.
    »Und nach dem Anruf – wie lange wird’s da dauern, bis du zu Hause bist?«
    »Eine knappe Stunde. Ich möchte mir die Überraschung nicht entgehen lassen, mich jedoch vor dem Lunch drücken.«
    Jane sagte nachdenklich: »Dich haben sie eingeladen, mich dagegen nicht.«
    Ellis zuckte die Achseln. »Ist wohl so was wie ‘ne Männerparty.« Er nahm den Schreibblock vom Nachttisch und schrieb Mustafa und die Telefonnummer.
    Jane stand auf und trat unter die Dusche. Sie drehte den Hahn auf. Unverkennbar hatte sich ihre Stimmung geändert. »Warum bist du plötzlich sauer?« fragte Ellis.
    »Ich bin nicht sauer«, erwiderte sie. »Nur missfällt mir manchmal die Art, wie deine Freunde mich behandeln.«
    »Aber du weißt doch, wie Türken zu Mädchen sind.«
    »Genau - zu Mädchen. Gegen respektable Frauen haben sie nichts, aber ich bin ja ein Mädchen.«
    Ellis seufzte. »Es sieht dir eigentlich gar nicht ähnlich, dass du dich über das vorsintflutliche Verhalten von irgendwelchen Chauvinisten aufregst. Worauf willst du wirklich hinaus?«
    Sie überlegte einen Augenblick, nackt neben der Dusche stehend, und sie wirkte so unwiderstehlich, dass Ellis sie am liebsten auf der Stelle noch einmal genommen hätte.
    Sie sagte: »Ich will damit wohl ganz einfach ausdrücken, dass mir mein Status nicht gefällt. Ich bin an dich gebunden – schlafe mit keinem anderen, gehe nicht einmal mit anderen Männern aus. Du dagegen bist nicht an mich gebunden. Wir leben nicht zusammen. Meistens weiß ich nicht, was du tust oder wo du steckst, keiner von uns beiden kennt die Eltern des anderen … Und das wissen die Leute, und deshalb behandeln sie mich wie ein Flittchen.«
    »Ich finde, du übertreibst.«
    »Das sagst du immer.« Sie begann sich zu duschen und knallte die Tür zu. Ellis nahm seinen Rasierapparat aus dem Schubfach, in dem er seine Sachen verstaut hatte, und fing an, sich am Küchenausguss zu rasieren. Diese Auseinandersetzung führten sie nicht zum ersten Mal. Meist dauerte sie viel länger, und Ellis begriff sehr wohl, worum es Jane ging: Sie wollte mit ihm zusammenleben.
    Er wollte das auch, natürlich; er wollte sie heiraten und sich nicht mehr von ihr trennen.
    Aber er muss te warten, bis dieser Auftrag erledigt war; das wiederum konnte er ihr natürlich nicht sagen, und so gab er Sprüche von sich wie: »Ich bin noch nicht bereit«
    und: »Alles, was ich brauche, ist Zeit«, und diese vagen Ausflüchte brachten sie in Rage.
    Sie fand, dass ein Jahr lange genug war, einen Mann zu lieben, der sich auf keinerlei Verpflichtungen seinerseits einließ. Natürlich hatte sie recht . Doch wenn heute alles klappte, hatte er’s praktisch geschafft.
    Nach der Rasur wickelte er seinen Rasierapparat in ein Handtuch und legte ihn wieder ins Schubfach. Jane kam aus dem Duschraum, wo er sie gleichsam ablöste. Wir sprechen kein Wort miteinander, dachte er; ist doch wirklich albern.
    Während er sich duschte,
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