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Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)

Titel: Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Autoren: Robin Gold
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bekommen. Am Ende hatte sie beschlossen, Selbstmord zu begehen, indem sie den Motor ihres Wagens in der Garage laufen ließ. Nur dass ihr kaputtes Garagentor seinen eigenen Kopf hatte und einfach nicht geschlossen bleiben wollte, was Clara an den Film Poltergeist denken ließ. Und sie fragte sich, ob das Haus, das Sebastian und sie so geliebt hatten, womöglich auf einer alten indianischen Begräbnisstätte errichtet worden war.
    Nach acht quälenden Monaten musste Clara offiziell einräumen, dass die Trauer noch immer auf ihrer Seele lastete wie ein zehn Tonnen schwerer Klotz. Clara – die in ihrem Abschlussjahrbuch zum »Mädchen, das einem am besten den Tag versüßt« gewählt worden war – versank in einem dichten schwarzen Nebel. Sie konnte einfach nicht mehr kämpfen. Sie war zu erschöpft, um es weiter zu versuchen, und zu kaputt, als dass es sie noch kümmerte.
    »Na ja, Zombie hin oder her, ich freue mich, dass du wieder bei uns bist«, Libby zwinkerte Clara zu.
    »Wann ist die Schachtel angekommen?«, lenkte Clara das Gespräch in eine andere Richtung. »Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?«
    »Ich hab dich in Boston angerufen, als sie im Juli ankam, und da hast du mir ausdrücklich gesagt, ich soll sie einfach in dein Zimmer stellen. Also hab ich’s gemacht.« Libby nippte an ihrem Wein. »Erinnerst du dich?«
    Clara hatte keinen blassen Schimmer.
    »Du hast gesagt, dass es sich wohl um nichts Wichtiges handelt, sonst hätte man es dir direkt geschickt, und dass du es dir anschaust, wenn du das nächste Mal heimkommst.« Libby versuchte noch immer, ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, aber Claras irritiertes Gesicht machte deutlich, dass sie genauso gut Klingonisch mit ihr hätte sprechen können. » Hallo? Läutet es da bei dir?« In Libbys Stimme schwang nun eindeutig Besorgnis mit. »Himmel!«, rief sie und schnippte mehrmals mit den Fingern, als Clara nicht reagierte. »Komm schon, Clara-Keks. Wach auf!«
    Da räusperte sich Leo glücklicherweise und sagte: »Ich würde gerne einen Toast ausbringen.« Er erhob sein Glas. »Auf Clara! Willkommen zu Hause. Es ist wundervoll, dich wieder hierzuhaben.« Er lächelte seine Schwester an.
    Auch Libby erhob lächelnd das Glas. »Bravo! Darauf trink ich gern.«
    »Ich auch«, fühlte Clara sich verpflichtet zu sagen und fragte sich, wie sie dieses Wochenende überleben sollte, ohne dass sie auch noch die ihr verbliebenen Reste geistiger Gesundheit ruinierte. Sie starrte aus dem Fenster des Musikzimmers hinaus in den sanft rieselnden Schnee und wünschte sich, sie wäre eine dieser Schneeflocken, die da so friedlich und sorglos durch die abendliche Brise schwebten und sich dann am Morgen in der aufgehenden Sonne auflösen würden.
    »Also, worauf wartest du? Mach das Päckchen auf«, drängte Libby. Sie zeigte mit dem Kinn auf die Schachtel und riss Clara damit aus ihren trübseligen Gedanken.
    Leo beugte sich vor, um eine bessere Sicht zu haben. »Gibt’s keinen Absender?«
    »Nö.« Clara wickelte das Paket aus dem braunen Packpapier aus. »Vielleicht ist drinnen ein Brief.«
    »Das ist ja seltsam«, sagte Leo.
    Als es Clara schließlich gelungen war, den Karton aufzureißen, und sie das, was darin war, erblickte, klappte ihr die Kinnlade beinahe bis zum Orientteppich herunter. »Ich … glaub’s nicht …«, stammelte sie fassungslos.
    »Was ist es?«, fragte Libby. »Lass mal sehen.«
    Entgeistert und ganz vorsichtig, um sie nicht zu zerbrechen, holte Clara eine etwa dreißig Zentimeter lange, zylinderförmige, durchsichtige Röhre aus einem Bett aus Styroporkügelchen. Schweigend und voller Erstaunen starrte sie den Gegenstand an.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Leo.
    »Ja, was soll das sein?«, wollte auch Libby wissen, die sich mit einem Ächzen bückte, um ein paar abtrünnig gewordene Erdnüsse aufzuheben, die auf den Boden gefallen waren. »Es sieht irgendwie futuristisch aus.«
    »Im Gegenteil«, murmelte Clara völlig fasziniert.
    Plötzlich stieß Libby atemlos hervor: »Warte mal …« Und als sie das Objekt näher betrachtete, wurden ihre Augen so groß wie Untertassen. »Ich glaube, ich erinnere mich an dieses Ding. Ja … jetzt weiß ich’s! Ich weiß, was das ist!«
    Clara, die den Blick nicht von dem Zylinder lösen konnte, sagte leise: »Meine Zeitkapsel aus der fünften Klasse.«

3
    Als sie im Geschichtsunterricht altertümliche und untergegangene Kulturen durchgenommen hatten, hatte Miss Jordain ihren
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