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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag
Autoren: Erno Szep
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gehört.«
    Siehst du. Letzten Monat hat sie noch einen goldenen Dreihundertpengő-Fingerring zurückgeschickt, irgendein Grafenspross wollte ihr damit den Kopf verdrehen. Andererseits ist sie ins Pfandhaus gegangen und hat das Ringlein von dir mit ihrer ersten kleinen Filmgage wieder ausgelöst. Und sie war so glücklich darüber! Aber bitteschön, der Sommer ist da, das Mädchen wird sich langweilen. Und nach der Prüfungsaufführung fällt sie dann noch mehr auf, ich kann mir vorstellen, wie die Zeitungsschreiber, Regisseure und Gutsbesitzerssöhnchen hinter ihr her sein werden, denen steht der Sinn ja gerade nach einer so süßen kleinen Schauspielerin. Wenn sie dann im September erst einmal ein Engagementhat, braucht Iboly auch etwas Geld für Garderobe und dergleichen. Du weißt doch, dass sie die Hauptrolle in der Prüfungsaufführung bekommen hat?
    »Weiß ich, natürlich.«
    Ein klein wenig Stolz huschte über Gyulas Gesicht; doch sofort schaute er auf den Arena-Weg hinaus, wo ein hässlicher gelber Wasserwagen die staubige Straße zu besprengen begann. Dann wandte er sich wieder mir zu.
    »Hat Iboly wirklich eine Begabung?«
    Ja, die hat sie. Glaubst du, man vertraut bei so einer Veranstaltung jemand die Hauptrolle an, der nichts kann? Gewiss, das Mädchen hat Talent.
    Gyula ließ seinen Blick noch eine Weile auf mir ruhen,dann senkte er ihn auf mein Cognacglas. Sagte, fast für sich, mit etwas brüchiger Stimme:
    »Leider.«
    Als hätte ich ihn gar nicht gehört, sprach ich auch mit Blick auf sein leeres Glas.
    Man muss aber natürlich auch Glück haben. Vielleicht sogar mehr als Talent. Wer keinen Fürsprecher hat, für den ist es schwer. Allein die Zeitungen können einen schon bei einem solchen Probeauftritt zunichte machen; du hast ja keine Ahnung, welcher Neid, was für Intrigen auch in der Künstlerbranche herrschen. Und wie schwer es dann gerade ein anständiges Mädchen hat. Es gibt ja auch genügend Beispiele, wie ein Kind,gerade wenn es begabt ist,und so mancher Schüler stolpert bei einer Prüfung, Lampenfieber, die Nerven, und schon ist es passiert. Nun, ich sag das jetzt nur so.
    Wir schwiegen. Ich drehte mir eine Zigarette.
    Gyula ließ sein Feuerzeug vor meinem Gesicht aufflackern; auch er zündete sich eine Zigarette an. Da rückte ich etwas näher an ihn heran.
    Schau, lieber Gyula, ich sag es dir ganz offen. Es ist schon ein scheußliches Gefühl für einen, wenn ein so liebes Mädchen,dem man so viel Zeit gewidmet hat, am Ende vielleicht irgendeinem vornehmen Rotzlümmel oder primitiven Taugenichts gehören soll. Das wäre wirklich bitter für mich. Damit, dass ein Mädchen heiratet, mein Freund, ohne dass man es von den Beinen gekriegt hat, damit kann man sich irgendwie abfinden. Man sagt sich: Sei’s drum. Wenn sie mich liebte und ich nicht schon so ein alter Tropf wäre, ich würde versuchen, sie an mich zu gewöhnen und mit ihr zum Standesamt rennen. Nein, Unsinn, Gyula! Antworte mir jetzt besser nicht. Bitte, ich habe mich genug geärgert wegen dieser Ibolya, es hat mich müde gemacht. Reiner Egoismus, wenn man sich sagt: soll sie doch heiraten; dann habe ich wenigstens keinerlei Ansprüche mehr. Bist ein anständiges Mädchen; lass gut sein, ich habe mich eben getäuscht. Dann sagt man sich: freue dich doch, freu dich ein bisschen, dass dieses liebe Kind, das dich einmal interessiert hat, wenigstens glücklich wird. Ja, dass du vielleicht sogar selbst den einen oder anderen Schritt für ihr Glück getan hast. Umso mehr, wenn es um das Glück eines so reinen kleinen Engelchens geht, das es wirklich verdient hat, hier auf Erden ein schönes Leben zu haben, wenn es sie schon einmal hierher verschlagen hat. Siehst du, so rettet man seine Ehre, nachdem man sich blamiert hat. Komisch, nicht? Was für ein Abzeichen ist das da auf deinem Revers?
    »Das? Ein Abzeichen von unserem Sportclub.«
    Bist du Amateur?
    »Also insofern, als ich regelmäßig zum Fußballmatch gehe. Aber mich interessiert nicht nur Fußball, ich bin auch ein begeisterter Wassersportanhänger. Letztes Jahr habe ich die Wasser-Polo-Mannschaft nach Berlin begleitet. Noch daheim schloss ich eine Fünffachwette auf den ungarischen Sieg ab. Und dann beschäftige ich mich auch noch mit Boxen, trainiere zweimal die Woche mit Freunden im Verein.«
    Wer sind deine Freunde, Gyula?
    »Verschiedene. Mein bester Freund ist ein Ingenieur, der bei der Stadt angestellt und für Werbung und Anzeigen zuständig ist, und dann auch noch
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