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Die letzten Worte des Wolfs

Die letzten Worte des Wolfs

Titel: Die letzten Worte des Wolfs
Autoren: Tobias O. Meißner
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Monde gedauert, ich muß jetzt aufpassen, daß das Geld nicht gleich wieder weg ist. Deshalb habe ich mir folgenden Auszahlungsschlüssel überlegt: Bestar und Hellas erhalten – auch als Entschädigung für die Gefangenschaft, die sie unter meiner ziemlich hilflosen Führung erdulden mußten – jeweils fünfzig Taler. Ich selbst nehme dreißig Taler. Ich bin zwar nicht der Meinung, daß ich mir einen Lohn wirklich verdient habe, aber es ist sinnvoll, auf Reisen etwas Handgeld dabeizuhaben. Wir haben das letztes Mal erlebt, als wir uns die Rückreise kaum noch leisten konnten. Von meinen dreißig Talern bekommt Hellas noch mal zehn, denn er hat mir zehn Taler geliehen, damit ich mir den Oobokopf von Benter Smoi kaufen konnte. Nun zu Naenn und Cajin. Ich bin mir sicher, daß beide jetzt die Hände heben und abwehren werden, aber auch sie haben sich Lohn verdient. Es ist nicht hinnehmbar, daß ihr in Warchaim am Hungertuch nagt, während wir im ganzen Kontinent von Gasthaus zu Gasthaus reisen. Etwas weniger als für den Einsatztrupp, aber doch immerhin: jeweils zwanzig Taler für Naenn und Cajin. Das macht insgesamt 170 Taler Lohnkosten, dann bleiben uns immer noch 334 Taler übrig. Von diesen Talern werden wir uns heute ein paar grundlegende Besorgungen leisten. Jeder von uns soll sich einmal neu einkleiden können, Hellas braucht einen Bogen aus der Fertigung der Ehefrau Baitz, und Bestar soll einen Brustpanzer aus Hartleder bekommen. Sonst mache ich mir zu große Sorgen um deine Wunden.«
    Â»Das … das geht doch nicht«, haspelte Bestar erschrocken. »Du kannst mir nicht fünfzig Taler zahlen und dann noch ’ne Rüstung. Ich weiß, was die für einen in meiner Größe kostet: volle hundert Taler.«
    Â»Ja. Hundert für deine Rüstung. Hundert für einen wirklich erstklassigen Bogen, etwa zehn für jeden von uns an Kleidung -bleiben immer noch 84 Taler übrig. Das sollte doch wohl reichen bis zur nächsten Geldlieferung.«
    Â»Wir wissen nie, ob und wann Riban wieder etwas schicken kann«, gab Naenn zu bedenken.
    Â»Bestar hat recht«, mischte auch Hellas sich ein. »Du verteilst zuviel Geld. Wenn Bestar und ich jetzt mit mehr als fünfzig Talern herumlaufen und wir wieder in Gefangenschaft geraten, dann ist das Geld einfach weg.«
    Â»Das wird nicht noch einmal passieren«, sagte Rodraeg bestimmt. »Außerdem: Wenn ihr befürchtet, daß euch das Geld unterwegs abhanden kommen könnte, dann laßt es doch hier im Haus auf euren Zimmern. Dafür ist so ein Haus ja da. Ich finde es jedenfalls sinnvoller, das Geld innerhalb der Gruppe zu verteilen, als es in einer Truhe zu horten. Wenn jemand hier einbricht und die Truhe stiehlt, sehen wir ziemlich alt aus, denn dann haben wir gar nichts mehr.«
    Â»Wahnsinn«, hauchte Bestar, dem wie den anderen auch dämmerte, daß Rodraeg von seinem Vorhaben wohl nicht mehr abzubringen war. »Fünfzig Taler und eine Lederrüstung! So reich war ich noch nie!«
    Â»Du mußtest auch ziemlich viel durchmachen, um so reich zu werden«, lächelte Rodraeg. »Kommt, eßt auf, wir gehen einkaufen.«
    Â»Mmh – der Brief!« platzte es aus Cajin heraus. »Wann öffnen wir endlich den zweiten Auftragsbrief?«
    Â»Eins nach dem anderen, Cajin. Eins nach dem anderen.«
    Das Bekleidungshaus Vierfaden in der Nähe des Adelsbezirkes war in Warchaim die erste Adresse für erschwingliche Kleidung. Das Mammut sah sich hier in aller Ruhe um, probierte an und aus, lief voreinander auf und ab und hatte eine Menge Spaß. Für Schuhe reichte das Geld nicht, aber die vier Männer kauften jeweils neue Hemden und Hosen, Strümpfe, Lendenschurze und ärmellose Unterhemden. Naenn bekam ein Kleid, das zwar einfach war und von unverziert dunkelgrauer Farbe, in dem sie aber dennoch sehr weiblich aussah. Sie lächelte beinahe, als sie es den anderen vorführte.
    Rüstungen, die zu mehr taugten, als nur gut auszusehen, gab es nicht im Vierfaden, und auch im großen Ausrüstungsladen von Bep Immergrün waren zwar normale Ausführungen vorrätig, aber nichts in Bestars Größe.
    Auf dem großen Rathausplatzmarkt wurden sie fündig. Eine selbst in enges Leder geschnürte Lederschneiderin namens Cobeni Zayl nahm Bestar Maß – seine »Flügelspannweite«, wie sie es nannte – und versprach, für
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