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Die letzten Tage von Hongkong

Die letzten Tage von Hongkong

Titel: Die letzten Tage von Hongkong
Autoren: John Burdett
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möglich war. In dem Hackfleisch wurden zusammengezogene Nervenenden festgestellt, und die Blutanalyse bestätigt die Vermutung, daß die Opfer bei lebendigem Leib durch den Fleischwolf gedreht wurden.«
    »Du gütiger Himmel«, sagte Cuthbert.
    Caxton Smith rieb sich nervös die Knie. »Schreckliche Geschichte.«
    »Fahren Sie fort, Ronny.«
    »Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat noch etwas Verblüffendes ergeben: Die Köpfe sind während oder nach der Fleischwolfprozedur von den Körpern getrennt worden. Das heißt, daß die Köpfe nicht durch den Fleischwolf gedreht wurden. In dem Bottich wurde keinerlei Gehirngewebe gefunden.«
    »Moment mal«, sagte Caxton Smith. »Die Opfer waren noch am Leben, als sie durch den Fleischwolf gedreht wurden, aber sie wurden enthauptet?«
    Tsui warf Smith einen scharfen Blick zu. »Kaum. Es gibt eigentlich nur eine Erklärung: Die Köpfe wurden wahrscheinlich von den Körpern getrennt, als die Opfer bereits verblutet waren.«
    »Und die Köpfe wurden erst heute gefunden?«
    »Tja, offenbar nicht«, sagte Cuthbert, »aber lassen Sie uns nicht vorgreifen. Erzählen Sie eins nach dem andern, Ronny.«
    Tsui nahm ein Hustenbonbon aus einer kleinen Dose, bevor er weitersprach, und lutschte beim Reden daran. »Die bisherigen Ermittlungen weisen darauf hin, daß die Mordfälle mit Drogen zu tun haben. Zuerst haben wir auf die Triaden getippt – auf wen auch sonst? Der District Commander von Mongkok hat Chief Inspector Chan mit den Nachforschungen beauftragt. Nachdem sich allerdings die Medien so sehr für den Fall interessierten und Chan entdeckt hat, daß sein Telefon abgehört und die Akten zu diesem Fall ohne seine Zustimmung kopiert wurden, habe ich Anweisung gegeben, daß Chan direkt ans Polizeipräsidium Bericht erstatten soll. Solche Vorsichtsmaßnahmen ergreife ich normalerweise nur bei sehr wichtigen Fällen. Ich habe Chief Superintendent Riley mit der Überwachung der Ermittlungen beauftragt.«
    »Wie hat er herausgefunden, daß die Akten illegal kopiert wurden?« fragte Cuthbert.
    Tsui lächelte. »Chan ist ein Straßenkämpfertyp. Er hat sich von unten hochgearbeitet und kennt tausend Tricks. Ich glaube mich zu erinnern, daß er vorsichtshalber ein Haar über die Akte geklebt hat – oder etwas Ähnliches. Jedenfalls war er sicher, daß jemand ohne seine Erlaubnis kopiert hat.«
    »Und was wurde dagegen unternommen?«
    »Die Telefonleitung wurde abhörsicher gemacht und die Akten von da an in einem Safe aufbewahrt. Soweit wir wissen, ist es zu keinen weiteren Zwischenfällen gekommen – jedenfalls nicht bis heute.«
    »Sie meinen die Küstenwache?«
    »Ja – das steht alles in dem Bericht, den ich Ihnen geschickt habe.«
    Die drei Männer saßen ein paar Minuten lang stumm da. Caxton Smith brach das Schweigen als erster.
    »Damit ich ruhig schlafen kann, Ronny – warum glauben Sie, daß der Fall etwas mit Drogen zu tun hat?«
    »Es geht nicht darum, was ich glaube. Man muß seine Ermittlungen einfach mit einer plausiblen Hypothese beginnen, und die Drogentheorie war die einzige, die wir hatten. Erstens: Mongkok ist als Zentrum der Triaden bekannt. Zweitens: Die systematische Folterung von drei Menschen sieht nicht nach einem Verbrechen aus Leidenschaft aus. Drittens: Die Täter mußten einen großen Industriefleischwolf kaufen oder ausleihen – das deutet darauf hin, daß Geld kein Problem war. Es gibt viel billigere Methoden, Menschen zu quälen oder zu ermorden. Viertens: Es stand mit ziemlicher Sicherheit eine Organisation hinter der Sache. Und das organisierte Verbrechen finanziert sich zu einem großen Teil über den Drogenhandel.«
    »Aber könnte es nicht auch eine Bandenfehde gewesen sein?«
    Tsui lutschte geräuschvoll an seinem Bonbon. »Das führt mich zu meinem fünften und wahrscheinlich besten Argument: Soweit wir wissen, hat es in letzter Zeit keine Vergeltungsmaßnahmen von Banden gegeben, und unsere Informationen sind ziemlich gut. Das deutet darauf hin, daß die Opfer von ihrer eigenen Organisation ermordet wurden.«
    »Warum?«
    »Wer weiß? Betrug? Vielleicht hat jemand die Finger in die Kasse gesteckt? Oder zuviel gewußt? Oder versucht, einen Höherrangigen innerhalb der Triadenhierarchie abzusägen?«
    Cuthbert klopfte auf den Tisch. »Nun, drei Morde, die mit Drogen zu tun haben, das klingt höchst plausibel. Aber mit meinem Zuständigkeitsbereich hat das nichts zu tun.«
    Tsui betrachtete ihn mit leicht amüsiertem Ausdruck. Auch Caxton
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