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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art
Autoren: Douglas Adams
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Stunde später zurück.
»Sechzehn Säcke ist alles, was wir noch haben«, flehten sie. »Die Zeiten sind hart. Du mußt uns irgend etwas lassen.«
Die alte Frau summte bloß vor sich hin und begann, das Brennmaterial aufzuhäufen.
»Na gut!« riefen sie schließlich, öffneten die Tore der Stadt und führten zwei Ochsenkarren hinaus, beide mit acht Säcken voll Gold beladen. »Aber dann hat es gefälligst auch gut zu sein.«
»Danke«, sagte die alte Frau. »Das ist es. Und ihr hättet den Rest sehen sollen.«
Sie führte die beiden Ochsenkarren über die Ebene mit sich und überließ es den Stadtmenschen, so gut wie möglich mit dem einen verbliebenen Zwölftel allen Wissens und aller Weisheit, die es auf der Welt gegeben hatte, zu überleben.

Marks letztes Wort...

War dies wirklich unsere letzte Gelegenheit, diese Tiere zu sehen? Unglücklicherweise sind zu viele Unbekannte im Spiel, um darauf eine einfache Antwort geben zu können. Durch energische Bemühungen vor Ort haben die Bestände einiger dieser Arten inzwischen tatsächlich zu wachsen begonnen. Klar ist aber, daß schon ein kurzfristiges Einstellen dieser Bemühungen bedeuten würde, daß die Kakapos, die Yangtse-Delphine, die nördlichen weißen Nashörner und viele andere umgehend verschwinden würden.
Wie sich in der Vergangenheit häufig gezeigt hat, ist das Fortbestehen einer Tierart durch einen großen Bestand nicht zwangsläufig gewährleistet. Das berühmteste Beispiel ist die nordamerikanische Wandertaube, früher die weltweit verbreitetste Vogelart. Bis sie durch die Jagd im Verlauf von etwas mehr als fünfzig Jahren vollständig ausgerottet wurde. Aus dieser Erfahrung haben wir nichts gelernt: Vor zehn Jahren gab es in Afrika noch 1,3 Millionen Elefanten, aber inzwischen sind so viele von Wilderern getötet worden, daß heute nicht mehr als sechshunderttausend übrig sind.
Andererseits können sogar die kleinsten Bestände vom Rand des Abgrundes zurückgeholt werden. Bis 1965 war die Zahl der Juan-Fernandez-Seebären von mehreren Millionen auf weniger als hundert gesunken; heute sind es wieder dreitausend. Und obwohl der Bestand an Chatham-Island-Drosseln auf Neuseeland 1978 bis auf ein trächtiges Weibchen dezimiert war, konnte die Art durch die Fürsorge von Don Merton und seinem Team vor dem Aussterben bewahrt werden, so daß heute wieder mehr als fünfzig Tiere existieren.
Auch der Kakapo könnte sich auf dem langsamen Wege der Besserung befinden. Kurz nach unserer Rückkehr nach England erreichte uns folgender Brief aus Neuseeland:

»P. O. Box 3, Stewart Island.
Lieber Douglas, lieber Mark, ich hoffe, daß Euch das hier schnell erreicht – es gibt gute Nachrichten aus dem Kakapo-Land auf Stewart Island. Um 8 Uhr 45 am 25. August 1989 hat einer unserer Hundeführer, Alan Munn, mit seinem englischen Setter ›Ari‹ bei Lees Knob in 380 Metern Höhe ein neues Kakapo-Weibchen aufgespürt. ›Jane‹ wog 1,25 Kilo und war mächtig am Skrarken, als Alan sie hochgehoben hat. Sie hatte die Mauser gerade hinter sich, machte aber einen guten Eindruck, und wir werden sie in den nächsten Tagen in ihre neue Heimat fliegen – nach Codfish Island.
Nochmals herzlichen Dank für Euren Besuch. Er hat mit Sicherheit ein bißchen dazu beigetragen, daß man sich jetzt in angemessener Form für diese großen grünen Burschen interessiert.
Mit freundlichen Grüßen, Andy Roberts (Kakapo Project Manager), i.A. R.Tindal, District Conservateur Department of Conservation, Rakiura.«

Später erreichten uns noch mehr gute Nachrichten von den Kakapos. Zwei weitere Weibchen waren auf Stewart Island gefunden und nach Codfish umgesiedelt worden, womit der Kakapo-Gesamtbestand jetzt dreiundvierzig beträgt.
Inzwischen haben viele der Männchen auf Little Barrier Island geschrien, unter ihnen zur allgemeinen Freude auch der neunjährige »Schnark«. 1981 auf Stewart Island geboren, war Schnark das einzige Kakapo-Küken, das ein Mensch in diesem Jahrhundert gesehen hat.
Die beste Nachricht von allen sollte aber noch kommen. Unmittelbar vor der Drucklegung rief ein sehr aufgeregter Don Merton an, um uns mitzuteilen, daß man gerade ein frisch errichtetes Kakapo-Nest auf Little Barrier Island entdeckt hatte. In diesem Nest, das von einem neunjährigen Weibchen namens »Heather« gebaut worden war, liegt ein einzelnes Kakapo-Ei.
Die Kakapos nach Little Barrier Island und Codfish Island umzusiedeln bedeutet, bewußt ein Risiko einzugehen – nur besteht keine andere
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