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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige
Autoren: Anthony Mark
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war der Königinnenpfad in die steile Seite der Hochebene gegraben worden. Die Pferde mußten sich anstrengen, die Reisenden die hohe Steigung heraufzutragen, und Travis hatte die Leistung der alten tarrasischen Baumeister bewundert, die den schmalen Weg in den nackten Fels gemeißelt hatten. Auch wenn er tatsächlich eintausend Jahre alt war, wirkte er so solide wie jeder beliebige Bergpaß in Colorado.
    Die anderen waren vorsichtig geritten, aber Travis hatte trotz der Ermahnungen Falkens seinen zotteligen Wallach zügig vorangetrieben. Berge machten Travis keine angst. Sie waren gefährlich, gewiß, und er hatte Leute gekannt, die auf welchen gestorben waren. Der Versuch, gegen einen Berg zu kämpfen, würde mit einer Niederlage enden. Aber gab man sich ihm hin und opferte ein wenig von seinem eigenen Blut und Schweiß, dann konnte der Berg einen bis in den Himmel tragen.
    Das Land, das sie oben auf der Hochebene vorgefunden hatten, hatte nicht viel mit Colorado gemeinsam. Dies war die Domäne Galt, die im Hochland zwischen Eredane und Calavan lag. Das Land war klein und kahl, voller scharfer Kanten und gefährlicher Abgründe. Auf ihrem Ritt nach Süden waren sie an ein paar Dörfern vorbeigekommen, die so hart und abweisend gewesen waren wie der Fels, aus dem sie gehauen waren. Es wuchs nur wenig auf diesem Land, und als Nutztier schien hauptsächlich eine magere Ziegenart zu dienen. Travis fragte sich, was die Tiere zwischen den verstreuten Felsen wohl zu fressen finden konnten.
    Auch wenn die Landschaft von Galt rauh war, so galt das ganz und gar nicht für ihre Einwohner. Die Reisenden konnten nicht unter freiem Himmel kampieren, da der Wind sie von der Hochebene gefegt hätte, falls sie nicht gleich erfroren wären. Also hatten sie drei Nächte hintereinander in Gasthäusern verbracht. Jedesmal waren die Leute freundlich, rotwangig und gut gelaunt gewesen. Das servierte Essen war einfach gewesen, aber die Portionen großzügig und von großen Bierkrügen begleitet worden. Travis hatte erst zögerlich an seinem Bier genippt, bevor er es wie Beltan in großen Schlucken in sich hineingoß. Im Gegensatz zu dem Haferschleimverschnitt, den er zuvor woanders getrunken hatte, war der Gerstensaft in Galt braun, kräftig und so geschmeidig wie Sirup.
    Er war außerdem sehr viel stärker als alles, was Travis vorher getrunken hatte, wie er am ersten Morgen in Galt feststellen mußte.
    »Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Krug Galter Bier«, hatte Beltan grinsend bemerkt, als er an Travis’ Bett stand. »Fühlt sich so an, als ob Dunkelelfen eine neue Mine in deinem Schädel graben, nicht wahr?«
    Travis hatte nur ein Grunzen zustande gebracht.
    Melia hatte Falken einen selbstgefälligen Blick zugeworfen. »Ich habe dir ja gesagt, daß Galter Bier ihm seinen Verstand rauben würde.«
    Der Barde hatte ihr eine Goldmünze überreicht. »Ich sollte es besser wissen, als mit dir Wetten abzuschließen, Melia.«
    Glücklicherweise hatte das Bier Travis’ Verstand nicht tatsächlich geraubt, sondern ihn nur vorübergehend betäubt. Als sie an jenem Abend am nächsten Gasthaus angekommen waren, ging es ihm bereits besser, und er nahm kleinere Schlucke aus seinem Krug.
    Sie waren noch zwei ganze Tage durch Galt gereist, dann hatte das Hochland geendet, und der Königinnenpfad hatte in sanftere, nebligere Gefilde hinabgeführt. Dies waren die nördlichen Sümpfe der Domäne Calavan. Obwohl die Luft immer noch den kalten Biß des verfrühten Winters hatte, war es hier fast schon gemütlich warm im Vergleich zur trockenen, frostigen Luft von Galt. Endlich hatten sie auf einer tarrasischen Brücke einen Fluß überquert – den Dimduorn, klärte Falken ihn auf –, und Travis hatte zum ersten Mal Schloß Calavere erblickt.
    Eine Woche war vergangen, seit sie den Weißen Turm der Runenbinder hinter sich gelassen hatten. Es blieb nur ein Tag bis zum Rat der Könige. Sie hatten es nur knapp geschafft.
    »Ich habe gehört, daß König Boreas Runensprecher auf seinem Schloß hat«, sagte Falken.
    Travis hörte auf auszupacken und sah auf.
    Beltan nickte. »Soweit ich weiß, tut er das. Ich glaube, einer von ihnen heißt Jemis.«
    Melia sah Falken von ihrem Stuhl aus fragend an. Der Barde erwiderte den Blick. Irgendwie konnten die beiden ganze Unterhaltungen führen, ohne ein einziges Wort zu sagen.
    »Gute Idee«, sagte Falken. »Ich werde versuchen, diesen Jemis heute abend aufzutreiben, und ihn fragen, ob er Travis’
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