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Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger R. Talbot
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Arbeitsplatz verschwunden«, sagte sie dann. »Sie haben ihn seit Freitag nicht mehr gesehen.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er ist Mathematiker. Er arbeitet in Dublin für einen Großkonzern im Informatikbereich.«
    »Vielleicht hat er beschlossen, sich ein paar arbeitsfreie Tage zu genehmigen«, mutmaßte Goonan.
    »Es gibt noch etwas, worauf ich mir keinen Reim machen kann, Inspector.«
    »Bitte!«
    »Ich warte auf eine Überweisung von ihm. Er hatte mir fest zugesagt, dass er sie bis zum Wochenende tätigen würde.«
    »Wie hoch war sie?«
    »Fünftausend Pfund.«
    »Nun, bei der Summe würde ich auch abtauchen«, witzelte Goonan.
    Alanna gab keinen Kommentar ab, aber der Inspector spürte, wie eine eisige Welle durch den Telefondraht rauschte. Er versuchte, die Situation zu entschärfen: »Hat er Feinde?«
    Alanna dachte nach. Dann sagte sie: »Es fällt mir einfach niemand ein. Er ist ein besonnener Mann.«
    »Hat er finanzielle Probleme?«
    »Keineswegs. Er verdient ausgesprochen gut.«
    »Laster? Die Rennbahn? Glücksspiel?«
    »Nein. Wie gesagt, er ist Mathematiker: Er kennt die Wahrscheinlichkeitsgesetze.«
    Mit der freien Hand fing Goonan an, sein Sandwich wieder einzuwickeln. »Haben Sie ein Foto, das Sie uns schicken können?«
    »So viele Sie wollen.«
    »Wie alt ist Ihr Exmann, Misses Hamdis?«
    »Am 20. Mai ist er vierundvierzig geworden.«
    »Besondere Kennzeichen? Irgendetwas Auffälliges, was weiß ich, einen Bart oder eine sichtbare Tätowierung?«
    »Er hat eine Glatze. Und er hat ein großes Feuermal oben an der Stirn.«
    »Ein großes Feuermal?«, wiederholte Goonan überrascht.
    »Ja. Haben Sie Gorbatschow vor Augen?«

7
     
    Ort: Rom
    Weltzeit: Dienstag, 23. Juni, 9.51 Uhr (GMT)
    Ortszeit: 11.51 Uhr
     
    Andrea Molteni trank den Scotch auf ex. Der Alkohol brannte in seiner Kehle und am Mageneingang, hatte aber keine beruhigende Wirkung. Molteni versuchte, klaren Kopf zu bewahren und die jüngsten Ereignisse Revue passieren zu lassen.
    Er war bereits voller Sorge aus Ephesus, dem heutigen Selçuk, zurückgekehrt, aber offensichtlich war die Lage noch schlimmer als gedacht. Vor einigen Monaten hatte ihm der alte Hüter des Orients auf dem Totenbett anvertraut, dass es dort zum Schutz der Rolle nicht nur den Hüter, sondern eine ganze Bruderschaft gebe, die noch auf die Zeit der ottomanischen Invasion zurückgehe, und innerhalb dieser eine Art Oppositionsgruppe. Nachdem man jahrhundertelang den Originaltext der Apokalypse gehütet hatte, hatte jemand jetzt beschlossen, die Schriftrolle des Orients zu vernichten. Diese Nachricht stellte nicht nur eine ernsthafte Gefahr für die Prophezeiung dar, sondern auch für Moltenis Leben. Dies war der Grund für seine Besorgnis, die er im Antiquariat vor Liam so schlecht hatte kaschieren können.
    In seinem Kopf spukten noch andere Bilder und Worte herum. An der Stätte des Okzidents gab es eine Novizin, die derart exakte Visionen hatte, dass es einem den Atem verschlug: Sie hatte genau seinen verstümmelten Ringfinger beschrieben,ohne ihn jemals gesehen oder von ihm gehört zu haben. Sosehr er auch an eine Sphäre gewöhnt war, in der Mysterium und Glaube koexistierten – er hatte doch Mühe, Mutter Valerias Bericht zu glauben.
    Weitere Bilder drängten sich ihm auf, die noch viel beunruhigender waren: Zwei Tage zuvor war Molteni spätnachmittags vom neuen Hüter des Orients in die Krypta geführt worden, eben zum Zweck der Sonnwendöffnung. Die Schwüle an jenem Tag schien gar nicht nachlassen zu wollen. Der neue Hüter gefiel Molteni nicht, doch er hatte in dieser Frage kein Mitspracherecht, genauso wenig, wie irgendein Hüter sich in seine Wahl des Nachfolgers als Meister hätte einmischen dürfen. Die erforderlichen Voraussetzungen waren skrupulös erfüllt worden: Der Mann war Gelehrter, streng katholisch und ohne familiäre Bindungen. Er war vom alten Hüter fast ein Jahrzehnt lang unter Beobachtung gehalten worden, und nachdem der Kandidat von seiner gewichtigen Investitur erfahren hatte, hatte er alle folgenden Phasen des Protokolls mit Bravour gemeistert. Und doch gab es etwas an ihm, was Molteni sofort gestört hatte: die eckigen Bewegungen, die Einsilbigkeit, ein bestimmter eiskalter Blick und die totale Unfähigkeit, sich ein Lächeln abzuringen. Vor allem hatte ihm die Aufwallung von Wut und Bestürzung missfallen, die der neue Hüter nur mit Mühe hatte kaschieren können, als er ihm, der Regel entsprechend, mitteilte, dass im Okzident
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