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Die letzte Flucht

Die letzte Flucht

Titel: Die letzte Flucht
Autoren: Wolfgang Schorlau
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du, was ich abgelehnt habe? Ich will dir mal was erzählen. Ich war neulich auf einem jugendmedizinischen Kongress. Im Programmheft war eine Werbung eines anderen Konzerns. Da las ich: Heute hat die Schule Spaß gemacht! Und ich war früher mit den Schulaufgaben fertig! Was für ein toller Tag! Kennst du Kinder, Henry, denen Schulaufgaben Spaß machen? Sind die krank? Und weiter stand dort: Für Kinder mit ADHS ist die Schul- und Hausaufgabenzeit mit Schwierigkeiten behaftet. Equasym © Retard ist genau für diesen Zeitraum konzipiert. Solche Sachen hat Peterson & Peterson nie gemacht. Das habe ich nämlich verhindert. Wir therapieren keine gesunden Kinder. Wir erfinden keine Krankheiten wie ADHS , nur um Psychopharmaka zu verkaufen.«
    Er lehnte sich schwer atmend in seinem Stuhl zurück.
    »Erschieß mich doch, du Arschloch.«
    In dieser Nacht ließ er Dirk Assmuss frei. Er warf ihn aus dem schwarzen Van, irgendwo im Norden von Berlin.
    ***
    Finn Kommareck lag wach.
    Er hat eine Freundin, dachte sie.
    Daniel hatte seinen Jahresurlaub genommen. Angeblich um sie zu pflegen. Aber tagsüber war er nicht bei ihr. Und heute Nacht war er auch nicht nach Hause gekommen.
    Konnte sie es ihm verübeln?
    Es geht immer wieder besser. Trotzdem: Ich bin ja keine richtige Frau mehr für ihn.
    Still weinte sie sich in den Schlaf.
    Als er in der Nacht zu ihr ins Bett kroch, rückte sie schlafend von ihm ab.
    ***
    Am Morgen stand sie bereits um halb sieben Uhr auf.
    Daniel blinzelte.
    »Ich fahre ins Präsidium«, sagte sie. »Maria hat gestern Abend den Dengler festgenommen.«
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Daniel.
    Finn sah ihn nachdenklich an.
    Das wird auch Zeit, dachte sie. Jetzt kommt die Beichte mit der neuen Freundin.
    Aber jetzt wollte sie das nicht hören.
    »Wir reden, wenn ich zurück bin.«
    ***
    Finn Kommareck ging durch die bekannten Gänge des Polizeipräsidiums. Es war fast wie immer. Hin und wieder grüßte jemand. Die meisten Polizisten und Zivilkräfte kannte sienicht. In der Mordkommission war es anders. Die Kollegen kamen auf sie zu, gaben ihr die Hand, und als sie auf die Vernehmungsräume zuging, folgte ihr eine kleine Prozession.
    Schöttle eilte ihr entgegen.
    »Hast du gehört? Wir haben ihn.«
    »Ich werde ihn verhören.«
    »Du bist krank.«
    »Ich bin wieder da. Maria soll mitkommen.«
    Schöttle biss sich auf die Lippen.
    ***
    »Wir haben Donnerstag, den 16. Dezember 2010. Vernehmung des Georg Dengler als Beschuldigten in Sachen Mord an Jasmin Berner und Bernhard Voss. Es ist 9 Uhr und 23 Minuten.«
    Sie sah Dengler an.
    »Herr Dengler, wir haben in Ihrer Wohnung die Mordwaffe gefunden, mit der Jasmin Berner und Bernhard Voss getötet wurden. Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    »Ich möchte etwas sagen. Es ist noch eine Theorie, aber Sie sollten sie überprüfen. Biggi Bergengruen hatte eine Affäre mit Bernhard Voss. Voss hat sie am Vorabend seiner Verhaftung verlassen. Sein Sperma war in einem Kondom, und das Kondom war in einem Müllbeutel, den er selbst in den Container im Hof getragen hat. Ich weiß nicht, wie es dann an die Leiche von Jasmin Berner gekommen ist. Aber das könnte der Weg gewesen sein.«
    »Diese Geschichte hat er gestern Abend nach seiner Festnahme schon einmal erzählt. Frau Bergengruen bestreitet es«, sagte Maria zu Finn Kommareck.
    »So hat sie es aber mir erzählt.«
    »Sie haben sie bedroht.«
    »Prüfen Sie meine Ermittlungen besser nach.«
    »Das machen wir.«
    Finn nahm ihr Handy und wählte.
    »Professor Kokost bitte. Hier Finn Kommareck, Mordkommission Berlin. Nein – sofort.«
    Warten.
    »Professor Kokost, hier spricht Finn Kommareck. Sie haben die Leichenschau an dem Mädchen vorgenommen, an Jasmin Berner. Hätten Sie bemerkt, wenn das Sperma vorher in einem Kondom gewesen wäre?«
    Aufmerksam hörte sie den Ausführungen des Professors zu.
    Sie zog nachdenklich eine Braue in die Höhe.
    »Wenn Sie das nicht feststellen können, wen bitte muss ich dann fragen? – Die KTU ? Ich danke Ihnen.«
    Sie beendete das Gespräch.
    »Die Rechtsmedizin kann tatsächlich nicht feststellen, ob das Sperma vorher irgendwo gelagert war. Wir werden jetzt eine kriminaltechnische Untersuchung veranlassen. Maria, würdest du das machen? So schnell es geht? Wir unterbrechen die Vernehmung, bis ein Ergebnis vorliegt.«
    Sie gab dem uniformierten Polizisten ein Zeichen, und Dengler wurde abgeführt.
    ***
    »Du bist aber schnell zurück!«
    »Ja. Koch uns einen Tee. Dann höre ich mir
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