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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
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trocknen zu lassen. In einem
Lagerhaus häuften sich die fertigen Ballen.
    Â»Das sind
die einfachen Stoffe für den Alltag hier im Dorf«, erklärte Eleanor
ihrem Schwager. »Manche Frauen lassen sich ihren Lohn in Form von
Ballen auszahlen.« Er strich über die rauhen Oberflächen, dann zeigte
sie ihm feiner gewobene, grün und rostrot gefärbte Bahnen. »So etwas
trägt ein Handwerksmeister oder ein Kaufmann in der Kirche, und für die
Kaufleute und reicheren freien Bürger, die vorgeben wollen, sie
kleideten sich in flandrische Erzeugnisse, aber vor dem Preis
zurückschrecken â€¦Â« Sie bedeutete Master Pieter, ihrem
Betriebsleiter, einen dunkelblauen, matt glänzenden Ballen
hervorzuziehen, der sich wunderbar weich anfühlte. »Das kostet nur halb
soviel wie die flämischen Stoffe, und die Qualität ist doppelt so gut.«
    Grinsend schüttelte John den Kopf. »Du redest beinahe wie ein fahrender Händler auf dem Jahrmarkt.«
    Â»Ich bin nur stolz auf alles, was ich hier aufgebaut habe«, entgegnete sie und wurde ein wenig rot.
    Â»Mit vollem Recht.«
    Sie
kehrten zu den Pferden zurück, und Guy d'Alberin half Eleanor in den
Sattel. Nachdenklich schob John einen Fuß in den Steigbügel. Der Brief,
den er bei sich trug, lag ihm schwer auf der Seele, und sie erriet
seine Gedanken. »Paß gut auf dich auf. Und komm bald zurück.«
    Seufzend nickte er. »Ich benachrichtige dich, sobald Matille dein Schreiben erhalten hat.«
    Sie
lächelte und neigte sich herab, um ihm einen Abschiedskuß zu geben.
Dann beobachtete sie, wie er mit seinem kleinen Knappengefolge zur
Hauptstraße ritt, und widerstand nur mühsam dem Bedürfnis, hinterher zu
galoppieren und ihm den Brief wegzunehmen. Wenn sie auch versichert
hatte, sie könne sich gegen Renards Zorn behaupten, so empfand sie doch
wachsende Angst.
    Der Wind trug einen Schrei aus der
Richtung des Reitertrupps herüber, und Eleanor sah, wie sie umkehrten
und zu ihr zurücksprengten. Der Mann an der Spitze gestikulierte
heftig, seine Sporen blinkten im Sonnenlicht, als er sie anhob, um sie
kräftig in die Pferdeflanken zu drücken.
    Master Pieter eilte zu seiner Herrin. »Anscheinend gibt es Ärger, Mylady. Ihr solltet so schnell wie möglich nach Hause reiten.«
    Sie
ließ Brambles Zügel zwischen den Fingern hindurchgleiten. Am Grat
hinter Johns Trupp tauchten mehrere Reiter auf, Sonnenlicht spiegelte
sich in Rüstungen und gezogenen Schwertern. »Heilige Maria«, wisperte
sie und schluckte krampfhaft, von bösen Erinnerungen heimgesucht. Ihre
Entführung, bei der sie fast vergewaltigt worden wäre â€¦
    Bis
jetzt war Woolcot von Graf Chesters Söldnern verschont worden. Um es zu
erreichen, mußte man die Garnison von Caermoel passieren. Das hatten
sie seit der Belagerung zweimal erfolglos versucht. Der einzige andere
Zugang führte von Osten her, über Harrys einstige Oxley-Ländereien,
jetzt nur von einem überforderten Constable bewacht, der sein Bestes
tat, aber der Aufgabe nicht gewachsen war. Bisher hatte Renard kaum
Zeit gefunden, sich um Oxley zu kümmern, da ihn die Verteidigung
Ravenstows und Caermoels voll beanspruchte. Harrys Erbe war die
Achillesferse des Familienbesitzes.
    Â»Die Kirche!« rief
sie Master Pieter zu. »Schickt alle Leute in die Kirche! Ich reite zum
Schloß und hole Hilfe.« Sie schwenkte Bramble herum und gab ihr die
Sporen, tief über den Pferdehals gebeugt. An eine so unsanfte
Behandlung nicht gewöhnt, galoppierte die Stute davon, wie von Furien
gehetzt. Nur mühsam konnte Eleanor sich im Sattel halten. Nach allen
Seiten stoben verschreckte blökende Schafe davon.
    Plötzlich
strauchelte das Pferd über einen Grashöcker, und Eleanor wurde
abgeworfen. Der weiche Boden milderte den Aufprall. Trotzdem wurde ihr
die Luft aus den Lungen gepreßt. Halb betäubt lag sie da, das Blut
rauschte in ihren Schläfen, und sie sah schwarze Sterne tanzen.
    Allmählich
drang der Lärm klirrender Waffen und gellender Stimmen in ihr
Bewußtsein. Johns Eskorte versuchte, die Angreifer abzuwehren, während
die Leute in die Kirche flüchteten. Eleanor setzte sich auf und ordnete
ihre Gedanken. Alle Knochen taten ihr weh, aber offenbar war nichts
gebrochen. Taumelnd erhob sie sich.
    Bramble stand in
einiger Entfernung, die Ohren nervös gespitzt, und schaute zu ihr
herüber. Ganz
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