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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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unter der Sie mich erreichen können. Wenn das Gespräch harmlos ist,
sagen Sie: >Sie haben die Wette verloren.< Wenn es sich anhört, als ob
der Kerl im trüben fischt, sagen Sie: >Sie haben gewonnen.<«
    »Kapito! Machen Sie das Fenster
wieder auf, wenn Sie gehen, und knipsen Sie das Licht aus. Ich brauche noch ein
paar Augen voll Schlaf, ehe der Wecker losrasselt.«
    Sie rollte die Scheine
zusammen, stopfte sie in ihr Kopfkissen und kuschelte sich ins Bett.
    Wir gingen.
    »Beneidenswert, wie die zu
dieser Tageszeit aussieht, Donald! Wenn du den Rat einer erfahrenen alten Frau
hören willst, heiratest du das Mädchen vom Fleck weg, bevor sie dir jemand
wegschnappt,«
    »Ich hab’ schon schlechtere
Ratschläge akzeptiert«, sagte ich.
    »Was jetzt?« fragte Bertha.
    »Zurück zu unserem Taxi. Ich
fahre ins Key West Hotel und sehe mal nach unseren Mitarbeitern. Du
fährst in deine Wohnung und legst dich ein bißchen aufs Ohr. Im Büro darf ich
mich nicht zeigen; denn sonst schnappen sie mich gleich wegen dieser
Fahrerfluchtgeschichte. Sei um neun oder um halb zehn im Key West. Dann
werden wir mit Tante Amelia plaudern.«
    »Worüber?«
    »Den Text weiß ich schon — aber
die Melodie muß ich mir noch einfallen lassen. Vielleicht kommt mir nachher vor
dem Key West eine gute Idee.«
    Als wir im Taxi saßen, fragte
Bertha: »Glaubst du, daß sie heute nacht verduften könnte, Donald?«
    »Nein — die Chancen stehen kaum
hundert zu eins. Aber wir können uns eben nicht das geringste Risiko leisten.«
    »Wem sagst du das?« seufzte
Bertha und lehnte sich in die Polster zurück.
    Der Fahrer setzte mich am Key
West ab. Ich verabschiedete mich von Bertha und setzte mich zu unserem Mitarbeiter,
der den Vordereingang bewachte.
    Er war ein Mann Mitte Fünfzig
mit lustigen blauen Augen, einem runden fröhlichen Babygesicht und einer so
detaillierten Kenntnis der Verbrecherwelt, daß ich mir auf diesem Gebiet
geradezu wie ein Hilfsschüler vorkam. Er hatte fünfzehn Jahre Erfahrung im
Staatsdienst gesammelt, und sein Redefluß strömte ungebremst, bis es dämmerte.
Die Palmen vor dem Key West bekamen allmählich wieder Farbe, und eine
Spottdrossel begann ihr Lied.
    So langsam hatte ich genug von
Gunstgewerblerinnen, Haschischjüngern, Zuhältern und Spielern gehört. »Ich
wette, Sie könnten jetzt einen heißen Kaffee vertragen.«
    Er fing an zu strahlen.
    »Zwei Ecken weiter ist eine
kleine Imbißstube. Es ist nicht gerade das Ritz, aber der Kaffee ist gut. Ich bleibe
hier und passe auf. Sie brauchen sich nicht zu beeilen. Jetzt wird sich kaum
was tun. Wenn sie sich hätte absetzen wollen, wäre das früher passiert.«
    »Das finde ich aber sehr
anständig von Ihnen. Vielen Dank!«
    »Keine Ursache.«
    Er kletterte aus dem Wagen und
führte eine Art Kriegstanz auf, um das Blut wieder in Bewegung zu bringen. Ich
lehnte mich zurück und dachte nach. Im Osten färbte sich der Himmel
kupferfarben. Die ersten Sonnenstrahlen vergoldeten die Stuckfassade des Hotels.
    Nach einer Weile verstummte die
Spottdrossel. Im Hotel begann es sich zu regen. Fenster wurden geschlossen,
Vorhänge zugezogen.
    Unser Mann kam zurück. »Ich
habe gleich gefrühstückt, damit Sie mich nicht noch einmal abzulösen brauchen.
Hoffentlich war ich nicht zu lange weg. Ich hab’ ewig auf meine Bestellung
warten müssen.«
    »Nein, nein, geht schon in
Ordnung. Setzen Sie sich wieder rein, und halten Sie mal ‘ne halbe Stunde die
Luft an. Ich muß ein bißchen Gehirnakrobatik betreiben.«
    Kurz nach sieben ging ich zum
Hinterausgang und schickte den anderen Mitarbeiter frühstücken. Als er wieder
da war, verschwand ich im Waschraum einer Tankstelle und machte mich frisch.
Dann ging ich in das Restaurant gegenüber und verzehrte Schinken, Eier und
Kaffee. Frisch gestärkt ging ich zum Key West zurück und wartete auf
Bertha.
     
     
     

12
     
    Bertha rollte um neun Uhr
dreißig in einem Taxi an und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.
»In einer halben Stunde kommt eine Ablösung«, sagte sie zu unserem Mann. »Rufen
Sie mich kurz vor fünf an. Dann kann ich Ihnen sagen, ob wir Sie heute abend
wieder brauchen. Sie können sich die Hände waschen gehen, während wir im Hotel
sind. In der kurzen Zeit wird sie schon nicht verschwinden.«
    »Vielen Dank - aber das hab’
ich schon besorgt. Lam hat heute früh eine Weile für mich die Stellung
gehalten.«
    »Um so besser. Sagen Sie Ihrem
Partner, daß ich für ihn auch eine Ablösung habe. Er soll
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