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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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automatisch Recherchen in Gang
gesetzt. Wahrscheinlich hat er amtlich seinen Namen ändern lassen, hat eine
notariell beglaubigte Kopie der Namensänderung an die Ärztekammer geschickt und
sich eine Zulassung auf seinen neuen Namen besorgt. Das ist eine reine
Routinesache und dürfte ganz glattgegangen sein.«
    Bertha Cool sah mich an. Ihre
kalten grauen Augen blinzelten anerkennend. »Du bist doch ein schlaues Kind,
Donald. Die Idee ist gut.« Sie überlegte. »Unser Auftrag lautete, uns auf Mrs.
Lintig zu konzentrieren.«
    »Wenn wir Mrs. Lintig gefunden
haben, wird es niemanden interessieren, wie wir das angestellt haben. Ich
brauche fünfzig Dollar Spesen.«
    »Was machst du bloß immer mit
dem Kies? Hier — und teil es dir ein. Glaubst du, Dr. Lintig weiß, wo sie ist?«
    »Dr. Lintig hat ihr sein
gesamtes Vermögen überschrieben«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat er die
Abfindung außergerichtlich mit ihr ausgehandelt.« Ich zählte die Scheine und
steckte sie ein.
    »Na und?«
    »Wenn er ohnehin bereit war,
ihr alles zu lassen, hätte er auch in Oakview bleiben können, wo er seinen
festen Patientenstamm hatte. Ein Gericht hätte ihn auch nicht mehr groß ärgern
können. Wenn er die Vermögensüberschreibung außergerichtlich geregelt hat, weiß
er vermutlich, wo sie sich jetzt aufhält.«
    Bertha Cool kniff die Augen
zusammen. »Da ist was Wahres dran«, räumte sie ein.
    »Hast du die Telefonnummer von
Smith?«
    »Ja.«
    »Prima. Ruf ihn an und...« Ich
verstummte, und Bertha Cool fragte erstaunt, was in mich gefahren sei.
    »Wir werden Smith noch nicht
auf die Nase binden, was wir gerade treiben«, beschloß ich. »Wie wir es
anstellen, Mrs. Lintig zu finden, kann ihm letzten Endes egal sein. Ich werde
mich bei Evaline Harris als Vertreter der Bahn ausgeben. Ich werde ihr
fünfundsiebzig Dollar als Entschädigung für ihren Koffer zahlen und mir eine
Quittung geben lassen. Später kann ich dann noch einmal bei ihr auftauchen und
erklären, ich hätte keine Vollmacht gehabt, ihr das Geld auszuzahlen. Das ist
ein ganz guter Aufhänger.«
    Bertha Cool riß erschrocken die
Augen auf. »Du denkst wohl, wir sind aus Geld gemacht, Donald? Bist du nicht
gescheit? Wie kommen wir dazu, für die Bahn Schadensregulierungen vorzunehmen?«
    »Du kannst es doch auf
Spesenrechnung setzen«, wandte ich ein.
    »Sei vernünftig, Donald! Die
Spesenrechnung ist bereits hoch genug. Je mehr wir an andere Leute zahlen,
desto weniger bleibt für uns.«
    »Wir werden aber mehr als
fünfundsiebzig Dollar brauchen, um einer kalten Spur zu folgen.«
    Bertha Cool schüttelte den
Kopf. »Das kommt jedenfalls nicht in Frage. Überleg dir was anderes.«
    Ich griff mir meinen Hut und
sagte: »Versuchen werd’ ich’s!«
    Meine Hand lag schon auf der
Klinke, als sie mich zurückrief. »Und mach ein bißchen Dampf dahinter, Donald.
Vertrödele keine Zeit mit schöpferischen Pausen oder so...«
    »Keine Angst. Ich habe eine
Anzeige in das Käseblättchen von Oakview, die Stimme, setzen lassen und habe um Informationen über Mrs. James Lintig oder ihre
Erben gebeten. Man kann zwischen den Zeilen lesen, daß Mrs. Lintig eine dicke
Erbschaft erwartet.«
    »Wieviel hat die Anzeige
gekostet?«
    »Fünf Dollar.«
    Bertha sah mich durch einen
Rauchkringel schief an. »Viel zu teuer«, urteilte sie.
    Ich machte die Tür auf. »Kannst
recht haben«, sagte ich friedfertig und war draußen, ehe sie antworten konnte.
    Ich fuhr mit der Firmenkutsche
zu Evaline Harris. Es war ein Apartment-Haus, ein schäbiger roter Backsteinbau.
Ich hatte, wie mir das Namensschild sagte, Evaline Harris im Apartment 309 zu
suchen. Ich klingelte. Nach dem dritten Versuch ertönte der Türsummer.
    Ich trat in den Hausflur, der
dunkel und muffig war. Links eine Tür: Hauswart. Hinten brannte eine trübe
Funzel über der Fahrstuhltür. Ich ließ mich von dem asthmatisch keuchenden
Vehikel in den dritten Stock befördern.
    Evaline Harris stand in der Tür
von Apartment 309 und blinzelte mit verschlafenen Augen in den Gang. Sie sah
nicht so aus, wie ich mir eine höhere Tochter vorstelle. »Was wollen Sie?«
fragte sie mit einer Stimme wie ein Reibeisen.
    »Ich komme von der
Eisenbahngesellschaft«, sagte ich. »Wegen des Koffers.«
    »Zeit wird’s«, sagte sie. »Aber
weshalb denn in aller Herrgottsfrühe? Wissen Sie nicht, daß man auch mal
schlafen muß, wenn man nachts arbeitet?«
    »Tut mir leid«, sagte ich und
wartete auf eine Einladung näherzutreten.
    Sie stand
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