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Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Dunkle Pfade (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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werdet einen triftigen Grund …«, setzte Sisaroth scharf an und schob sich vor seine Schwester, die Finger um den Dolchgriff geschlossen.
    Aber Gàlaidon hob die Hand und gebot Schweigen. »Ich erscheine im Namen Aïsolons, Statthalter von Dsôn Sòmran, und trete vor euch, um Recht zu sprechen und zu vollstrecken, wie es die Gesetze bestimmen«, sprach er getragen und doch voller Eindringlichkeit.
    Sisaroths Stirn legte sich in Falten. »Du musst dich irren. Wir sind nicht angeklagt.« Er sah an dem Sytràp vorbei zu Tür, wo er seine Mutter ausmachte.
    Firûsha war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, lediglich das Alter machte sie unterscheidbar. Besorgt sah Ranôria zu ihren Kindern. Sie trug ein schwarzes Kleid mit weißen Stickereien, dazu feinsten Knochenschmuck um Hals und Handgelenke. Die elf hellen Strähnen im schwarzen Schopf verrieten, wie vielen Kindern sie das Leben geschenkt hatte. Zwei verhüllte Sklavinnen flankierten sie. »Was geht hier vor?«
    Die Soldaten hinderten sie unverzüglich daran, in den Raum vorzudringen. Eine der Leibeigenen wurde von einem Krieger mit einem Schlag seines Schwertknaufs zu Boden geschickt.
    »Ranôria, ich muss dich bitten, dich nicht einzumischen«, sagte Gàlaidon entschieden über die Schulter. »Aïsolon selbst sandte mich. Nur sein Wort wird mich aufhalten können.«
    Ich muss etwas gegen die Respektlosigkeit tun. Sisaroth machte einen Schritt nach vorn. »Benehmt euch!«, herrschte er die Krieger an. »Zeigt den Respekt, den meine Mutter verdient, oder …«
    »Du, Sisaroth, schweige!«, rief Gàlaidon und schleuderte den Geschwistern zwei weiße Steinchen vor die Füße. Beim Aufprall auf dem grau-schwarzen Mosaikboden zerplatzten und zerstäubten sie. »Nehmt eure Strafe!« Feine helle Wölkchen umspielten Sisaroths kostbare Schuhe und die bloßen Füße seiner Schwester. Eine dünne mehlige Schicht setzte sich auf gefärbtem Leder und makelloser Haut ab.
    »Nein«, wisperte Firûsha entsetzt und hielt sich eine Hand vor den Mund, um den Schrei zu unterdrücken. »Das … nein! NEIN!« Ich verstehe es nicht! Verbannung? Sie sah angsterfüllt zu ihrem Bruder.
    Sisaroth gab Ranôria mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich nicht sorgen sollte. »Sytràp, ich will verstehen, was in diesem Raum vorgeht«, sprach er mühsam beherrscht. »Erkläre mir, meiner Mutter und meiner Schwester das Schauspiel, das du abhältst.« Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung. Es ergibt keinerlei Sinn. Warum müssen wir nach Phondrasôn?
    Gàlaidon blickte ihn kühl an. »In dieser Nacht wurden der ehrenwerte Tênnegor, seine Gefährtin Sémaina und die Tochter Liphelis ermordet. Es gibt Zeugen«, sprach er klingenkühl, »die euch bei eurer Tat gesehen haben.«
    »Was?« Sisaroth riss seinen Dolch aus der Scheide und zielte auf den Ersten Sytràp. Die Schwertspitzen der Krieger fuhren gleichzeitig in die Höhe, richteten sich auf die Kehle des jungen Albs.
    »Sie schworen es Aïsolon bei ihrem Leben. Und es fanden sich Spuren, die auf euch verwiesen.«
    »Nimmer geht das mit rechten Dingen zu!« Eine Intrige, um Mutter zu schaden, durchfuhr es ihn. Unsere Verbannung trifft sie härter als alles andere.
    Gàlaidon blieb ruhig, sein Blick ohne Mitleid. »Es ist Aïsolons Entscheidung, nicht meine«, gab er zurück. »Ihm fiel das Urteil sehr schwer, wir sahen es ihm deutlich an. Doch er befragte die Zeugen ausführlich. Anscheinend ließen deren Worte keinerlei Zweifel zu.«
    »Das glaube ich nicht!« Ranôria richtete sich auf. »Ich gehe zu Aïsolon und stelle ihn zur Rede. Er muss einsehen, dass er sich täuscht. Er und die Zeugen! In der Zwischenzeit unternimmst du nichts, Sytràp. Ich bitte dich!« Hastig wandte sie sich um und eilte mit ihren Sklavinnen davon.
    Gàlaidon sah sich im Raum um. »Weißt du, wo dein Bruder steckt?«
    »Ist er ebenso angeklagt?«, erwiderte Sisaroth lachend. Das ist Wahnsinn! Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte die Morde nicht begangen, er traute Firûsha eine solche Tat nicht zu, und Tirîgon schon gar nicht. Sein Bruder war der besonnenste Alb, den er kannte, der sich durch nichts und niemanden herausfordern ließ. »Das ist …«
    »Ich verstehe nicht, warum du es leugnest.« Gàlaidon senkte die Stimme. »Mir ist klar, dass die Geschwister ihre Mutter rächten und die Lästermäuler für immer verstopften. Aber mein heimlicher Beifall für die Tat rettet euch nicht vor Phondrasôn.« Er ließ sich durch
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