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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende
Autoren: David Gemmell
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Oberschenkeln befestigt waren.
    »Was starrst du so?« wollte sie wissen. »Noch nie eine Frau gesehen?«
    »Na, das beantwortet zumindest die erste Frage«, sagte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß du eine Frau bist.«
    »Ach, sehr komisch!« Sie hob eine Schaffellweste auf, die unter dem Baum lag, klopfte den Schnee ab und schlüpfte hinein. Sie trug nichts dazu bei, ihre Erscheinung zu verbessern, dachte Rek.
    »Die Kerle haben mich überfallen«, erklärte sie. »Haben mein Pferd getötet, diese Bastarde! Wo ist dein Pferd?«
    »Deine Dankbarkeit überwältigt mich«, antwortete Rek mit einem zornigen Unterton. »Das sind Reinards Männer.«
    »Wirklich? Wohl ein Freund von dir, was?«
    »Das nicht gerade. Aber wenn er wüßte, was ich getan habe, würde er meine Augen über dem Feuer rösten und sie mir als Appetithäppchen servieren.«
    »Na schön, ich verstehe deinen Standpunkt. Ich bin äußerst dankbar. Und wo ist jetzt dein Pferd?«
    Rek ignorierte sie, vor Wut mit den Zähnen knirschend. Er ging zu den Toten, zog seine Pfeile hinaus und wischte sie an der Weste des Mannes ab. Dann durchsuchte er methodisch die Taschen der drei Toten. Um sieben Silbermünzen und einige Goldringe reicher, kehrte er zu dem Mädchen zurück.
    »Mein Pferd hat nur einen Sattel. Ich reite«, sagte er eisig. »Ich habe alles für dich getan, was ich wollte. Jetzt mußt du dich um dich selbst kümmern.«
    »Verdammt ritterlich von dir«, gab sie zurück.
    »Ritterlichkeit ist nicht gerade meine starke Seite«, sagte er und wandte sich ab.
    »Scharfschießen auch nicht gerade«, schnaubte sie.
    »Was?«
    »Du hast aus zwanzig Schritt auf seinen Rücken gezielt und sein Bein getroffen. Das kommt daher, weil du ein Auge zugemacht hast - das verzerrt die Perspektive.«
    »Vielen Dank für die Lektion im Bogenschießen. Viel Glück!«
    »Warte!« rief sie. Er drehte sich um. »Ich brauche dein Pferd.«
    »Ich auch.«
    »Ich werde dafür bezahlen.«
    »Es steht nicht zum Verkauf.«
    »Na gut. Dann bezahle ich dich dafür, daß du mich irgendwohin bringst, wo ich ein Pferd kaufen kann.«
    »Wieviel?«
    »Ein Goldraq.«
    »Fünf«, forderte er.
    »Dafür könnte ich drei Pferde kaufen«, tobte sie.
    »Es ist ein Markt für Verkäufer.«
    »Zwei - das ist mein letztes Wort.«
    »Drei.«
    »Also schön, drei. Und wo ist jetzt dein Pferd?«
    »Zuerst das Geld, meine Dame.« Er streckte die Hand aus. Ihre blauen Augen blickten frostig, als sie die Münzen aus einem Lederbeutel holte und sie in seine Hand legte.
    »Ich heiße Regnak - Rek für meine Freunde«, sagte er.
    »Das interessiert mich nicht im geringsten«, versicherte sie.

 
     
3.
    Sie ritten in einem Schweigen dahin, das so frostig war wie das Wetter. Das große Mädchen saß hinter Rek im Sattel. Er widerstand der Versuchung, das Pferd zur Eile anzutreiben, trotz der Furcht, die an ihm nagte. Es wäre ungerecht zu sagen, daß es ihm leidtat, sie gerettet zu haben -schließlich hatte das für seine Selbstachtung geradezu Wunder gewirkt. Er fürchtete, jetzt auf Reinard zu stoßen. Dieses Mädchen würde niemals schweigend dasitzen und seinen Lügen und Schmeicheleien zuhören. Und selbst wenn sie durch eine glückliche Fügung den Mund hielt, würde sie ihn sicherlich anzeigen, weil er Informationen über die Reiserouten der Karawanen weitergegeben hatte.
    Das Pferd stolperte über eine verborgene Wurzel, und das Mädchen rutschte seitlich ab. Reks Hand schoß vor. Er ergriff ihren Arm und zog sie wieder in den Sattel.
    »Leg deinen Arm um meine Taille, ja?« bat er.
    »Wieviel wird mich das kosten?«
    »Tu's einfach. Es ist zu kalt zum Streiten.«
    Ihre Arme legten sich um ihn, ihr Kopf lehnte gegen seinen Rücken.
    Dicke, dunkle Wolken ballten sich über ihnen zusammen. Es wurde kälter.
    »Wir sollten unser Lager früh aufschlagen«, meinte er. »Das Wetter wird schlechter.«
    »Da hast du recht.«
    Es begann zu schneien, und der Wind frischte auf. Rek duckte sich vor der Kraft des Sturms und blinzelte in die kalten Flocken, die ihm in die Augen stachen. Er lenkte den Wallach vom Pfad herunter in den Schutz einiger Bäume. Er mußte sich am Sattelknauf festklammern, als das Pferd einen steilen Hang hinaufkletterte.
    Ein offener Lagerplatz wäre in diesem wilden Sturm reine Torheit, wie er wußte. Sie brauchten eine Höhle oder zumindest die windabgewandte Seite eines Felshanges.
    Sie ritten noch über eine Stunde, bis sie schließlich auf eine Lichtung kamen, die von
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