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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung
Autoren: Kathryn Lasky
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ins Nest zu bringen. Er war eine Grasmücke, glaube ich“, verkündete Silber stolz.
    „Jetzt geht das wieder los!“, stöhnte Martin.
    „Über so etwas spricht man nicht, das ist widerlich“, wies Otulissa die junge Flecken-Rußeule zurecht.
    „Du redest ja schon wie eine Nesthälterin, Otulissa“, mischte sich Soren lachend ein.
    Die Nesthälterinnen verabscheuten alle Vögel außer den Eulen, denn nur Eulen würgten unverdauliche Nahrungsbestandteile als Gewölle wieder aus. Alle anderen Vögel entleerten sich durch das Hinterteil und schieden feuchte Kleckse aus. Das fanden die Blindschlangen abstoßend.
    „Von Möwen kann man viel über das Wetter lernen“, wandte Soren jetzt ein.
    „Du meinst wohl, man kann schmutzige Witze von ihnen lernen. Über das Wetter kann man genauso gut Bücher lesen.“
    Da kam Poot zurück, begleitet von etlichen Möwen.
    „Wie ist die Lage?“, fragte Martin.
    „Mäßiger Wellengang“, meldete der Raufußkauz, „Tendenz zunehmend. Die Möwen meinen, dass die eigentliche Sturmfront noch mindestens fünfzig Flugstunden in südöstlicher Richtung entfernt ist.“
    „Ich bringe Neuigkeiten!“ Ruby wurde von einem Gischt sprühenden Aufwind zu ihnen hochgewirbelt. Ihr folgten zwei Möwen. Im selben Augenblick spürte Soren an seinem leeseitigen Flügel einen starken Sog. „Die Möwen, mit denen ihr gesprochen habt, irren sich. Was da heranzieht, ist keine gewöhnliche Sturmfront. Es ist ein ausgewachsener Orkan mit einem Auge!“
    Ein Orkan!, dachte Soren ungläubig. So plötzlich? Von Poot abgesehen, hatte es keine der Eulen je mit einem Orkan aufgenomme n – und sie hatten zwei absolute Anfänger dabei!
    „Noch ist der Orkan weit weg“, setzte Ruby ihren Bericht fort. „Aber er hat ein unglaubliches Tempo und gewinnt stetig an Kraft. Außerdem kommt ein Regenband auf uns zu. Nicht zu vergessen die Augenwand.“
    „Die Augenwand! Wir müssen sofort den Kurs ändern“, rief Poot aus. „Von wo droht die Gefahr, Ruby?“
    „Von Backbor d … äh, ich meine Steuerbord.“
    Die Augenwand eines Orkans war viel gefährlicher als das eigentliche Auge. Sie bestand aus einer Reihe von Gewitterstürmen, denen Regenbänder vorausgingen. Wirbelnde Aufwinde tobten dort.
    „Ihr seht den Regen nur noch nicht kommen, weil die Wolken so dicht sind.“
    Hoffentlich fangen die beiden Kleinen jetzt nicht wieder mit ihren Großeltern an, die nach irgendwelchen Wolken heißen, dachte Soren.
    „Momentan befinden wir uns vermutlich gerade zwischen zwei Regenbändern“, schloss Ruby ihre Beschreibung der Wetterlage.
    Und dann wurden sie alle plötzlich in eine Art strudelnde Röhre gesogen. Jetzt hat uns der Orkan erfasst!, ging es Soren durch den Kopf. In diesem Moment trudelte Martin als bräunlicher Fleck an ihm vorbei.
    „Martin!“, schrie Soren. Er vernahm ein heiseres Keuchen und erkannte den aufgerissenen Schnabel des kleinen Sägekauzes, der verzweifelt nach Luft schnappte. Er musste in eine luftleere Zone geraten sein. Von diesen gefährlichen Erscheinungen hatte Soren schon gehört. Dann war Martin endgültig außer Sicht und Soren musste alle Kraft aufbieten, um weiterzufliegen und nicht umzukippen. Es war unglaublich anstrengend. Kein Vergleich mit einem Waldbrand, obwohl auch ein Feuersturm ungeheure Sogkräfte und Luftströmungen entfesseln konnte.
    „Backbords ausscheren, Kurs Südsüdost. Wir gehen in den Sinkflug. Schwanzfedern auf Steuerbord drehen! Lulus ausfahren.“ „Lulus“ nannte man die kurzen Federn am Flügelgelenk, mit deren Hilfe man den Luftstrom abbremsen konnte. Kommando folgte auf Kommando. „Schwanz leewärts abwinkeln, Backbordflügel zwei Grad himmelwärts! Nicht schlappmachen, Brigade, ihr schafft das! Hauptfedern nach unten. Ausbalancieren. Auf Kurs bleiben!“ Poots Flugkünste waren atemberaubend. Dabei hatte er noch die beiden Jüngsten, Nussknacker und Silber, unter den Leeflügel geklemmt.
    Aber wo war Martin? Von allen Brigademitgliedern war er der Kleinste und Leichteste. Nicht ablenken lassen!, ermahnte sich Soren. Konzentrier dich aufs Fliegen, sonst bist du gleich eine tote Eule! Eine tote Eule mit abgerissenen Flügeln!
    Die ganzen Schauergeschichten über Wirbelstürme fielen ihm wieder ein. Die meisten rankten sich um das tödliche Auge des Orkans. Aber auch wenn das Auge selbst noch mehrere Flugstunden entfernt wa r – die Wand konnte trotzdem schon ganz nah sein. Bei diesem Gedanken riss Soren angstvoll die Augen auf. Seine
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