Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
gewesen. Dieser Gedanke erschien ihm inzwischen völlig abwegig.
    In der Fichte, auf der sie rasteten, gab es noch eine andere Höhle. Darin wohnte eine Familie Maskenschleiereulen.
    „Die sehen fast aus wie du, Soren“, meinte Gylfie. „Und sie wollen uns besuchen.“
    „Ich sehe überhaupt nicht wie eine Maskenschleiereule aus“, protestierte Soren. Seine Eltern hatten sich oft über solche oberflächlichen Vergleiche beschwert. Schön, Maskenschleiereulen hatten auch weiße Gesichter und braune Flügel, aber das Gefieder an Kopf und Brust war viel stärker gesprenkelt.
    Mr s Plithiver horchte auf. „Sie wollen uns besuchen? Oje, oje, hier sieht es furchtbar aus! Wir können noch keinen Besuch empfangen. Ich muss mich um unseren Patienten kümmern.“
    „Die Krähenattacke hat sich herumgesprochen“, erzählte Gylfie. „Wir sind sozusagen berühmt.“
    „Wie das?“, fragte Soren überrascht.
    „Die Krähen aus diesem Schwarm gelten als besonders üble Burschen. Die anderen Eulen konnten kaum glauben, dass wir sie in die Flucht geschlagen haben.“
    Es dauerte nicht lange, da hörten sie die fremde Eulenfamilie anrücken. Das Weibchen steckte den Kopf durch die Einflugöffnung. „Dürfen wir reinkommen?“
    Soren hatte Recht. Zwar waren Maskeneulen auch Schleiereulen und gehörten daher ebenfalls zur Gattung „Tyto“, aber sie sahen ganz anders aus als er.
    „Hab ich’s nicht gesagt?“, raunte er Gylfie zu. „Sie sind viel größer und dunkler als ich.“ Gylfie musste ihm zustimmen.
    „Wir möchten die tapferen Eulen kennenlernen, die es mit den Krähen aufgenommen haben!“, verkündete das fremde Eulenmännchen.
    „Wie habt ihr das geschafft? Erzählt doch mal!“, piepste ein vorwitziges, kaum flügge gewordenes Eulenkind.
    „Ach, das war eigentlich kinderleicht.“ Morgengrau senkte in gespielter Bescheidenheit den Kopf.
    „Kinderleicht?“ Mr s Plithiver war empört. „Es war das Schwierigste, was ich je bewältigen musste!“
    „Du?!“, rief das fremde Eulenmännchen ungläubig aus.
    „Ich glaube nie im Leben, dass die Blindschlange euch im Kampf gegen die Krähen helfen konnte! Sie ist doch bloß eine Nesthälterin“, bemerkte seine Frau abschätzig.
    Mr s Plithiver schien gekränkt. Sie stupste einen der Würmer auf Diggers Wunde an, weil er Anstalten machte davonzukriechen.
    „Im Gegentei l – sie hat uns sogar sehr geholfen!“ Soren plusterte sich ärgerlich auf und wirkte plötzlich fast so groß wie die Maskenschleiereulen. „Ohne sie hätte mich eine Krähe von hinten angefallen und Digger hätte es niemals bis hierher geschafft.“
    Die Maskenschleiereulen blinzelten. „Soso. Aha.“
    Das große Weibchen trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Es ist nur so, dass wir von unseren Nesthälterinnen solch ein selbstbewusstes Auftreten nicht gewöhnt sind. Sie sin d … nun j a … wesentlich bescheidener als eur e … wie heißt sie doch gleich?“
    „Mr s Plithiver!“, antwortete Soren mit Nachdruck.
    „Richtig, richtig.“ Das Weibchen war immer noch verlegen. „Nun, wir ermutigen unsere Nesthälterinnen eben nicht, mit uns gesellschaftlich von Gleich zu Gleich zu verkehren.“
    „Was sich vorhin in der Luft abgespielt hat, war kein gesellschaftliches Ereignis, Gnädigste“, warf Morgengrau entrüstet ein.
    „Dann erzählt doch mal, wo ihr hinwollt“, wechselte das Maskeneulenmännchen eilig das Thema. „Was habt ihr vor?“
    „Wir wollen zum Hoolemeer und zu dem Großen Ga’Hoole-Baum“, entgegnete Soren.
    „Ist ja interessant“, sagte das fremde Weibchen mit spöttischem Unterton.
    „Von dem Baum hab ich dir doch neulich erzählt, Mami!“, rief das vorwitzige Eulenkind. „Da will ich auch mal hin! Können wir nicht mitfliegen?“
    „Unsinn. Du weißt, dass wir nicht an solchen Humbug glauben.“
    Das Eulenkind ließ beschämt den Kopf hängen.
    „Das ist kein Humbug“, sagte Gylfie.
    „Das kann nicht dein Ernst sein, junge Dame“, erwiderte das fremde Eulenmännchen schroff. „Den Großen Ga’Hoole-Baum gibt es nicht, er kommt nur in einer alten Legende vor.“
    „Ich will euch mal was sagen“, mischte sich das Weibchen wieder ein. Soren konnte es mit jedem Wort, das es von sich gab, weniger leiden. „Es ist reine Zeitverschwendung, an Hirngespinste zu glauben, die man nicht sehen, berühren oder spüren kann. Nach eurem Gefieder zu urteilen und erst recht nach euren Krallen, seid ihr entweder Ausreißer oder Waisenkinder. Warum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher