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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
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einfach nicht zu ihm, und er nahm an, dass sie die Banden in Verruf brachten. Einige behaupteten, Tindar betreibe zudem ein Geschäft, bei dem Kultisten menschliche Körper für riesige Geldsummen verbesserten. Die abseitigeren Gerüchte sprachen davon, Menschen würden auf Kosten des Kaiserreichs mit Tierteilen ausgestattet und im Archipel gebe es schon Siedlungen, in denen derart veränderte Geschöpfe lebten. Malum fand das glaubwürdig – er hatte bisweilen künstlich veränderte Exemplare gesehen; auch sehr viel schlimmere als die Mischwesen, die er so oft unter der Erde bekämpfte. Auf Dockull und Maour, also außerhalb des Kaiserreichs, gab es entlegene Dörfer, in denen solche Mischwesen sich sogar gegenseitig erschreckten, wenn sie mit seltsamen Bewegungen von Behausung zu Behausung tapsten.
    Über diese zweifelhaften Aktivitäten hinaus verfolgte Tindar noch manch andere Ziele, deretwegen Malum aber nicht gekommen war.
    Er kam an drei Türen vorbei und befand sich nun vor der letzten auf der linken Seite des Gangs. Überdrehtes Plappern und schrilles Gelächter drangen heraus. Malum öffnete die Tür und schob sich seitwärts über die Schwelle. Alte, maskierte Männer saßen kartenspielend unter dem Licht grünen Meeresleuchtens. Andere tranken an einem Tresen, wo ein zwielichtiger Kultist sich eifrig bemühte, die Freier zu überreden, an ein Relikt zu glauben, und sie dazu zu bringen, Gliedmaßen oder sogar ihr Leben an seine kaputte Magie zu verlieren. Malum ging bis in die Mitte des Zimmers, als wollte er sich an einen leeren Tisch setzen, und hielt dann inne. Auf der einen Seite gab es Hunde, die in Käfigen gegeneinander kämpfen sollten: ungeheure, mit Gheelen oder anderen Wesen gekreuzte Rassen mit teils gewaltigen Fängen und zwei Köpfen – Wesen, die all die absonderlichen Gerüchte zu bestätigen schienen. Im Halbdunkel wechselte das Geld noch schneller den Besitzer als oben in der Stadt. Hier unten verdunstet es einfach, dachte Malum. Er fing rasche Seitenblicke auf. Einige der Anwesenden kannte er, andere hatte er nie gesehen.
    Da drüben! Zwei rothaarige Huren in voller Montur saßen mit gespreizten Beinen auf einem muskulösen, reich wirkenden Mann. Es handelte sich um Tindar persönlich, der in einer Ecke zusammengesackt war und braune Kniehosen und sonst nur eine ungemein edle Weste trug. Er betrachtete Malum mit einem Lächeln, das womöglich besagte, er habe ihn erkannt. Einen Moment lang war es im Zimmer völlig still.
    Mit einer Handbewegung sorgte Malum dafür, dass die armen Mädchen von Tindar abließen und zum Tresen eilten. Dann schüttelte er sein Messer aus dem Ärmel. Zornig bleckte er die Zähne, sodass seine Fänge zu sehen waren. Beherrsch dich! Beherrsch dich! Unterdessen schob Tindar sich in seinem Stuhl zurück und wäre dabei fast gestürzt. »Was macht du da, verdammt?«, zischte er.
    Malum fuhr seinem Opfer mit dem Messer quer über den Oberkörper und brachte ihm eine klaffende Wunde von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte bei. Sofort füllte sich der Spalt mit Blut, doch er würde es nicht trinken, nicht das Blut dieses Dreckskerls. Dann setzte er das Messer an der linken Schulter an und fuhr zur rechten Hüfte runter, sodass Tindar ein großes X auf dem Oberkörper trug.
    Mit vortretenden Augen griff der Mann zaghaft nach seinem sich öffnenden Bauch.
    Ein hübscher magerer, ganz in Schwarz gekleideter Mann – vielleicht der Sohn des Opfers – sprang vor und rief: »Packt ihn!« Malum stieß zweimal zu, fauchte, bleckte die Fänge, brachte dem Angreifer mit dem Messer feine Wunden bei, packte ihn am Handgelenk und rammte ihm die Stirn mit voller Wucht ins Gesicht, sodass dem Gegner Blut aus der Braue schoss. Dann versenkte er sein Messer im Mund des anderen und zog es mit rascher Bewegung zurück, woraufhin der Mann mit zum Schrei verzerrter Miene auf den Boden sank.
    Malum hatte damit gerechnet, flüchten zu müssen, doch niemand sonst erhob sich, um ihn aufzuhalten.
    Viele taten, als hätten sie nichts mitbekommen, konzentrierten sich auf die Kampfhunde, das Kartenspiel oder ihr Getränk und rückten im schwachen Licht unbehaglich hin und her. Nur die Mienen der Mädchen waren besorgt.
    Malum stieg die Treppe hoch, trat in die Kälte hinaus, wäre auf dem Eis beinahe ausgerutscht, verschwand rasch um zwei Ecken – und war entkommen.
    Eine Hand an die Mauer gestützt, zog er die Maske ab und warf sie auf die Straße. Dann atmete er tief ein, beugte
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