Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Spuren von hier bis zurück zur Düsterzone. He, Anid! Halt! Nicht weitergehen! Halte sie zurück, Lamir!«
    Anid machte Anstalten, einen kleinen Erdwall zu überklettern, der die breite Spur vom feuchten Moorland trennte. »Wie? Warum?«
    Mythor deutete nach links und rief: »Wir warten ab, bis es dunkel wird. Wenn wir jetzt den Streifen durchqueren, werden uns die kleinen Bestien binnen weniger Schritte töten. Seht genau hin!«
    »Wir verstecken uns zwischen den Stämmen!« schlug Gapolo vor.
    »Meinetwegen«, gab der Anführer der Geißler zurück und führte seine Männer bis zu einer inselartigen Ansammlung von traurigen Bäumen und düster aussehenden Büschen. Hier war es einigermaßen trocken.
    Als Mythor und Gapolo mit Buruna den Pilgern folgten, packte Gapolo den jungen Mann am Arm und stieß hervor: »Dort! Leute arbeiten. Sie bringen etwas von der Lorana heran.«
    Mythor warf einen langen Blick nach Südosten und nickte.
    »Verschwinden wir. Es sind Caer-Krieger!«
    Auch Mythor und Gapolo kauerten sich in die Deckung. Von hier aus beobachteten sie das Gewimmel der kleinen schwarzen Tiere in den Rissen und Furchen der Yarl-Linie. Und schräg dahinter, dem Ufer der Lorana zu, konnten sie einzelne Bewaffnete erkennen, in der typischen Rüstung der düsteren Caer-Soldaten, die einzelne Gruppen von Arbeitern beaufsichtigten.
    »Kannst du erkennen, was sie tun?« erkundigte sich Anid Levere und blinzelte mit müden und rot unterlaufenen Augen. Mythor und Gapolo starrten schweigend über die verwüstete Furche hinweg und versuchten das, was sie sehen konnten, auch zu verstehen.
    Zwei Priester in dem typischen Aufzug stapften durch das niedrige Gebüsch am Uferrand. Hinter ihnen zerrten und zogen andere Gestalten irgendwelche hölzernen Geräte, die wie Schlitten aussahen. Im schwindenden Licht des Tages erkannten die Kundschafter, dass auf den Gestellen große, lange Steine lagen, mit dicken Stricken festgebunden.
    Die Männer, vermutlich die Bauern der Umgebung und Sklaven der Caer, hatten die Zugseile in den Händen, stemmten ihre Schultern gegen die Taue und schleppten die hellen, frisch gebrochenen Steine an den jenseitigen Rand der Yarl-Spur. Es war eindeutig, dass die langen, säulenähnlichen, mehr als eineinhalb Mannslängen hohen Steine auf irgendeine Weise auf dem Wasser der Lorana herangeschafft worden waren. Von dort aus zerrten die Arbeiter der Caer sie über die Böschung hinauf und hierher an die breite Fläche der zerstörten Erdschicht.
    »Ich kann mir nicht helfen«, sagte Mythor nach einer Weile. »Alles, was die Caer dort drüben treiben, sieht gefährlich und bedrohlich aus. Sicher haben sie vor, etwas mit ihrer verdammten Magie zu bewirken.«
    »Es passt nicht zusammen«, murmelte Gapolo. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Caer und ihre Priester.«
    »Die Caer und ihre Priester werden uns helfen müssen«, keuchte Anid Levere. »Sie müssen uns von der gelben Pest heilen. Sie haben die Krankheit über uns gebracht.«
    »Ausgerechnet du mit deinen hinfälligen Geißlern!« sagte Lamir aufgeregt. »Du willst die Priester dazu zwingen! Wenn es nicht so lachhaft wäre, müsste ich weinen.«
    Die Caer, ihre Dämonenpriester und die Sklaven rissen die Schlitten am jenseitigen Graben entlang und hielten einige Schritt vom höchsten Punkt des Hanges an. Sie stellten drei dicke Balken hochkant auf und banden sie, zeltförmig an der Spitze zusammengefasst, aneinander fest. Dann wirbelten Seile durch die Luft, und der schwere Stein wurde von dem Gestell hochgehoben. Andere Männer benutzten Hacken und Schaufeln und hoben ein tiefes Loch aus. Der lange, unregelmäßig geschlagene Stein wurde hochgehoben, in das Loch gesenkt und mit dem ausgehobenen Erdreich und den Steinen festgestampft.
    Ein erster Pfahl, eine Art Säule, sicherlich die erste in einer langen Reihe, stand da.
    Buruna flüsterte: »Ich verstehe es jetzt besser. Die Caer ziehen einen Zaun entlang der Yarl-Linie. Einen magischen Zaun.«
    Gleichzeitig glaubten die Geißler und die vier Kundschafter zu erkennen, dass die kleinen, hässlichen Tiere sich schneller bewegten. War es der erste Stein, in großer Entfernung in die Erde gerammt, der sie rasend werden ließ?
    »Es hängt alles zusammen!« meinte Mythor schließlich, als der dritte Steinpfahl aus dem Boden ragte. Die Entfernung zwischen den Steinen war nicht sonderlich groß, schätzungsweise dreißig Schritt. Tatsächlich hatte sich der kleinen Wesen, die wie Käfer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher