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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin
Autoren: Anne McCaffrey
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sie aus einer Kristalltrance her-ausholen würde. Aber, soweit durfte es erst gar nicht kommen, denn das würde das Bild verderben, das sie schaffen wollte.
    Sie machte sich Gedanken über dieses Problem, bis Tallaf kam, um sie abzuholen.
    »Das Beiboot wartet, Ma‘am«, erklärte er steif und sehr förmlich.
    »Und was ist mit dem Kristall?«
    Tallaf räusperte sich und mied ihren Blick, obwohl sie zu erkennen glaubte, daß der junge Mann eher amüsiert war.
    »Frachtaufseher Pendel hat den Behälter zur Schleuse bringen lassen und erwartet Ihre Ankunft. Alles ist festge-bunden und gesichert.«
    Das war der Karton wirklich, mit einer Doppelreihe Wach-posten, die so weit von den Kristallen entfernt standen, wie es die Grenzen der Schleuse zuließen. Die Seiten und der Boden des Kartons waren am Deck befestigt, aber der Deckel war unversiegelt. Einer der Wachleute trug eine Siegerpistole am Gürtel.
    Killashandra schritt vorwärts, wobei sie nicht vergaß, ihre langen Röcke zu raffen.
    »Aufmachen«, sagte sie zu niemandem im besonderen. Es entstand eine kurze Pause, dann waltete Pendel dieses Amtes. Er zwinkerte ihr verstohlen zu.
    Zu ihrer ungeheuren Erleichterung waren die Kristalle vor der Verschiffung in Kokons verpackt worden. Sie würde also nicht mit dem rohen Kristall unmittelbar zu tun haben, bis sie den jeweiligen Installierungspunkt erreicht hatte. Killashandra nahm das kleine Päckchen heraus, und sie war in doppelter Hinsicht erleichtert, als sie den leichten Schock spürte. Der Kristall wußte, daß sie da war und reagierte, aber wartete den richtigen Augenblick ab. Und es war richtiger Kristall. Einen entsetzlichen Moment lang war ihr der Gedanke gekommen, daß statt der echten in einer verrückten Folge von Irrtümern die Imitationen hergeschickt worden sein könnten.
    Sie hielt das Päckchen ausgestreckt vor sich, als sie auf den Eingang des Beiboots zuging. Kaum hatte sie Platz genommen, als sich alle mit doppelter Geschwindigkeit zu bewegen schienen, sie anschnallten und ihre eigenen Plätze einnahmen, während die Luke verschlossen wurde. Die Beschleunigung vom Kreuzer weg drückte sie in die Polster ihres Sitzes.
    »Sind wir hinter dem Zeitplan zurück, Tallaf?« erkundigte sie sich.
    »Nein, Ma‘am, exakt nach Zeit.«
    »Wie weit ist es von der Stationsschleuse bis zum Kommunikationsraum?«
    »Exakt fünf Minuten, zwanzig Sekunden.« »In freiem Fall?«
    Freier Fall in diesem Fummel würde lächerlich sein. Sie wünschte, sie hätte diese Möglichkeit vorher berücksichtigt.
    Tallaf sah sie überrascht an.
    »Alle Anlagen, mit Ausnahme der ganz kleinen Detek-toranlagen, haben Schwerkraft, Ma‘am.«
    Das Beiboot feuerte Retroraketen ab, die sie wieder in die Polster drückten.
    »Ich dachte, wir wären genau nach Zeitplan.« »Sind wir auch, Ma‘am, aber wir korrigieren, um die Geschwindigkeiten anzu-passen.«
    Es kam noch einmal zu einem Stoß während des Anglei-chungsmanövers, aber das eigentliche Andocken war dann nicht mehr als ein geschwisterlicher Kuß. Die Deckcrew arbeitete wieder mit doppelter Geschwindigkeit, und, angesteckt von ihrem Tempo, stand Killashandra auf und betrat die erste der Minenstationen. Die fünf Minuten und zwanzig Sekunden, um zu ihrem Bestimmungspunkt in Copper zu kommen, ging es durch verschlungene Korridore und über Sicherheitsabsperrungen. Sie war stolz auf sich, daß sie das alles schaffte, ohne zu stolpern oder ihr Gleichgewicht zu verlieren, den Kokon mit dem Kristall die ganze Zeit so vor sich, daß ihn alle sehen konnten. Und viele Leute hatten sich an den Kreuzungspunkten versammelt, die alle Zeugen dieses merkwürdigen Augenblicks werden wollten.
    Es ist ein Jammer, dachte Killashandra, als sie in das Nervenzentrum der Kommunikationsanlage geführt wurde, daß dies nicht der Verbindungspunkt war. Nichts wirklich Aufregendes würde hier oder auf den anderen Stationen geschehen, bis der letzte Block installiert war und ihr Verband die StimultanVerbin-dung bewirken würde.
    Trotzdem merkte sie die feindseligen oder nachdenklichen Blicke, als sie zum Installierungspunkt gebracht wurde. Er lag etwas erhöht am Rande des riesigen Raums, eine ausgezeichnete günstige Position.
    Killashandra stieg die flachen Stufen hinauf, vergewisserte sich mit einem raschen Blick, daß die Halterungen korrekt waren und wandte sich dann dem Zentrum des Ganzen zu. Sie streifte den Schaumstoff um den Kristall ab und hielt den trüben, dunklen Schaft hoch. Zum erstenmal
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