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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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Zackendolch der K’lurier getragen hatte …
    Nolan selbst konnte in diesem Moment weder Stolz noch Freude empfinden. Die grauenvolle Vision, die er im Schlaf nun schon zum zweiten Mal gesehen hatte, ließ ihn einfach nicht los. Es fehlte nicht viel, und er wäre in Tränen ausgebrochen.
    »Habe ich was verpasst?«, fragte er, um den Kloß im Hals zu vertreiben.
    »Ich war als Erster auf den Beinen«, sagte Keb, »und mir ist nichts aufgefallen. Abgesehen davon, dass hier eigentlich alles sonderbar ist.«
    Reyan trat neben den Wallatten und zwinkerte seinem Sohn dabei verschwörerisch zu. Nolan kannte dieses schelmische Funkeln in den Augen seines Vaters nur zu gut: Irgendetwas führte er im Schilde. Gespannt wartete er, welchen Scherz er sich diesmal erlauben würde.
    »Da fällt mir ein, Grigän, dass ich Euch eigentlich gerade die neuen Freunde unserer Kinder vorstellen wollte.«
    Plötzlich verstummte er und heftete den Blick auf einen Punkt in der Ferne. Nolan drehte sich erstaunt um und sah sofort, was ihn abgelenkt hatte.
    Nol der Seltsame, der Hüter des Dara, kam auf sie zu.
    Eigentlich hatte Nolan seit dem Moment, in dem er aus dem Kam ins Dara gelangt war, mit dieser Begegnung gerechnet. Nach all den übernatürlichen Erscheinungen, die sie auf ihrer Reise erlebt hatten, war er sicher gewesen, dass ihn nichts mehr beeindrucken konnte, zumal er bei ihrer Begegnung mit Zuia schon einmal einer leibhaftigen Unsterblichen gegenübergestanden hatte. Doch er hatte sich getäuscht. Die Aura, die den Gott umgab, war so mächtig, dass Nolan vor Ehrfurcht und Faszination erstarrte. Das lag nicht an seiner äußeren Gestalt, die ohnehin, wie Nolan wusste, auf jeden anders wirkte: Würden die Erben Nol beschreiben, so wären ihre Eindrücke höchst unterschiedlich. Nein, es war vielmehr die geistige Kraft, die von ihm ausging. Nol war das erste Kind, das zur Zeit der Etheker im Jal gezeugt worden und hier geboren und aufgewachsen war. Er war älter als alle anderen Lebewesen auf Erden. Er hatte die ganze Geschichte der Menschheit erlebt, hatte Zivilisationen kommen und gehen sehen, hatte jeden Unsterblichen, der nach ihm im Dara geboren worden war, bis zu seiner Vollendung begleitet. Er war der Lehrende und würde es für alle Zeiten sein.
    Niss war die Einzige, die zur Begrüßung scheu die Hand hob. Nolans Eltern und die anderen aus der älteren Generation sahen dem Gott misstrauisch, ja fast feindselig entgegen, doch alle erwiderten die würdevolle Verbeugung, mit der er vor sie trat. Selbst Keb, den Nolan aus den Augenwinkeln nervös beobachtete, senkte kurz das Haupt.
    Wortlos ging der Unsterbliche zwischen den Erben hindurch. Sie machten ihm schweigend Platz, und Nolans Herz begann zu rasen, als er den Gott geradewegs auf sich zukommen sah. Doch Nol beugte sich über Eryne.
    »Ihr dürft sie nicht länger schlafen lassen«, sagte er. »Sonst wacht sie womöglich nie mehr auf. Jedenfalls nicht in dieser Gestalt.«
    Nolan hatte das Gefühl, als klaffte unter seinen Füßen ein Abgrund auf, durch den er wieder in die tiefste Finsternis des Karu stürzte.
    Lana, Zejabel und Nolan knieten neben Eryne und schüttelten sie, sanft zuerst, dann immer heftiger. Die anderen riefen sie laut beim Namen, flehten sie an, zu ihnen zurückzukehren oder doch wenigstens ein Lebenszeichen von sich zu geben. Reyan machte von seinen Ellbogen Gebrauch, um sich einen Weg zu seiner Tochter zu bahnen, und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige, die ihm wohl selbst am meisten wehtat. Doch auch das half nichts. Auf Erynes Wange bildete sich zwar ein roter Fleck, aber ihr Gesicht blieb reglos.
    »Was soll das?«, herrschte Grigän Nol an. »Wir sind alle wach. Was habt Ihr mit dem Mädchen angestellt?«
    »Ich habe damit nichts zu tun«, erwiderte Nol gleichmütig. »Sie steht unter dem Einfluss der Gärten. Das geschieht bisweilen, wenn die Entwicklung fast vollendet ist.«
    In der Zwischenzeit hatte Zejabel in ihrem Bündel gewühlt und eines ihrer geheimnisvollen Fläschchen hervorgezogen. Kaum hatte sie es entkorkt, breitete sich der starke Geruch von Kräutern und Süßholz aus, nur um sich gleich wieder zu verflüchtigen. Die Zü hielt Eryne das Fläschchen unter die Nase und träufelte ihr sogar ein paar Tropfen zwischen die Lippen.
    Keine Reaktion.
    »Das Jal lässt die Aromen Eures Elixiers verdunsten, noch bevor sie ihre Wirkung entfalten können«, vermutete Corenn. »Irdische Heilmittel werden uns hier nicht helfen.«
    Ihre
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