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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Autoren: Pierre Grimbert
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dafür war es zu spät. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, aus dem Dämon ein Wesen zu machen, das eine Spur Nachsicht empfinden konnte und nicht ganz so sehr aufs Töten versessen war. So hoffte er vor allem, noch irgendwie zu verhindern, dass sich ein zweiter Sombre zum Herrn über die Welt aufschwang.
    Sein Plan schien aufzugehen. Als K’lur, Yoss und die anderen Sprösslinge des Kam mitten in dem von Leichen übersäten Saal Gestalt annahmen, spürte Cael, wie der Dämon zögerte. Statt einfach an ihnen vorbeizulaufen und Sombre dem Bezwinger gegenüberzutreten, blieb er stehen und ließ sich in einen Kampf verwickeln, ohne so recht zu wissen, warum. Cael wollte glauben, dass sich sein innerer Dämon um das Schicksal der Sterblichen sorgte, und er betete inständig, dass die Bestie, in die er sich verwandelt hatte, sämtliche Kreaturen vernichten würde, die seine Freunde bedrohten. Er selbst konzentrierte sich weiter auf alle lebensbejahenden Gedanken, die ihm in den Sinn kamen, um dem Dämon noch etwas Menschlichkeit mitzugeben, bevor er sich gänzlich in ihm auflöste.
    Doch dann geschah etwas, das er noch nie erlebt hatte, wenn der Dämon ihn beherrschte.
    Es kam ihm vor, als wäre es sein
eigener
Arm, der vorschnellte und K’lurs von Flammen umzüngelten Oberkörper mit dem Schwert traf. Im nächsten Moment hatte er das Gefühl, er
selbst
weiche den scharfen Krallen aus, mit denen der Dämon ihm das Gesicht zerkratzen wollte.
    Verwirrt stolperte er einen Schritt zurück und hob das Knie, nur um sich zu vergewissern, dass er dazu imstande war. Sein innerer Dämon widersetzte sich der Bewegung und stürzte sich wieder auf seinen Gegner. Doch der Beweis war erbracht: Kurz bevor er endgültig mit dem Dämon verschmolz, erlangte Cael, zumindest teilweise, die Kontrolle über seinen Körper wieder.
    Er wusste nicht, wie lange dieser Zustand anhalten würde, aber er war entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen.
    Er wartete noch einige Dezillen ab, ohne einzugreifen, dann lenkte er selbst die nächste Attacke auf den Flammendämon. Die Kraft seiner Muskeln und die Schnelligkeit seiner Bewegungen verblüfften ihn. Zwar hatte er schon häufiger ungeahnte Kräfte entwickelt, doch dabei war er noch nie bei so klarem Verstand gewesen wie jetzt.
    Sein innerer Dämon wehrte sich erbittert gegen Caels Einmischung in den Kampf, doch er konnte die Verschmelzung ihrer beiden Persönlichkeiten nicht mehr verhindern. Er würde abwarten müssen, bis er der alleinige Herrscher über Caels Körper war.
    So führte der Junge das Experiment fort, indem er mal seinen eigenen Willen vorschickte, mal seinem Dämon die Kontrolle überließ. Bald fand er zu einem gewissen Gleichgewicht, bis er fast das Gefühl hatte, die Dinge in der Hand zu haben. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er dabei war, den letzten Funken seines Bewusstseins zu verlieren: Jeden Augenblick konnte das, was noch von ihm übrig war, verschwinden.
    Zumindest den Sieg über K’lur erlebte er noch mit. Der Avatar löste sich ganz einfach in Nichts auf, so wie es schon Soltan getan hatte. Gleich darauf machten sich zu Caels Erleichterung auch Yoss, Valipond und Phrias davon.
    Doch als Sombre in den Saal geschlendert kam und zwischen den Leichen seiner Diener und der Wallatten hindurch auf ihn zukam, empfand Cael nur noch blinden Hass.
    Auf dem Gesicht des Dämons lagen Hochmut und Gleichgültigkeit. Er trug ein fließendes Gewand aus schwarzer Seide und scherte sich nicht darum, ob er einem abgetrennten Arm oder einer Blutlache auswich. Im Vorbeigehen griff er beiläufig nach einem Schwert, das in der Brust eines toten Wallatten steckte. Gierig schnupperte er an dem Blut, das von der Klinge rann, bevor er sie an den Kleidern eines anderen Gefallenen abwischte.
    Cael hörte Schritte hinter sich und gebot den herbeieilenden Erben mit einer schroffen Geste Einhalt. Sie schienen seiner Aufforderung zu folgen, denn das Fußgetrappel brach abrupt ab. Der Dämon, der seinen Körper beherrschte, raste vor Zorn, weil sich Caels ursprüngliches Ich, so nichtig es mittlerweile auch war, nach wie vor ans Leben klammerte. Und tatsächlich schöpfte Cael Kraft aus der ungeahnten Stärke seines Willens und schwebte an der Schwelle zwischen Unterwerfung und völliger Auflösung. Er wusste, dass er jeden Moment aufhören würde zu existieren, aber er wollte noch miterleben, wie Sombres unsterbliches Leben erlosch, bevor er selbst im Nichts verschwand.
    Sombre war jetzt
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